Landau Aktion: Ehrenamt zeigt wieder Gesicht

Die Ehrenamtlichen werben auf Plakaten für den Einsatz für die Gemeinschaft.
Die Ehrenamtlichen werben auf Plakaten für den Einsatz für die Gemeinschaft.

Mit Konterfeis werben Vertreter von 23 ehrenamtlichen Institutionen im Stadtgebiet für die Bereitschaft zum Engagement. Was die Menschen leisten.

Wer dieser Tage ein wenig aufmerksam durch die Marktstraße schlendert, wird sie mühelos entdecken – die großformatigen Porträts von Menschen, die mit ihrem Konterfei und wenigen Merksätzen für „ihre“ gute Sache, für ihr Engagement in Vereinen und Initiativen werben. Nachahmung erwünscht; und das Zauberwort heißt Ehrenamt.

Rechtzeitig vor Beginn der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements – sie startet bundesweit am 20. September – waren am Montagnachmittag jene ehrenamtlich Engagierten, die sich im Mai bereits zum Fotoshooting an verschiedenen Fixpunkten des Stadtbilds eingefunden hatten, eingeladen, Exemplare ihrer Werbeporträts im Rahmen eines kleinen Treffens im Rathaus in Empfang zu nehmen.

Ehrenamtliche gute Beispiele

Es ist die zweite Aktion dieser Art, wie die Ehrenamtsbeauftragte der Stadt, Angelika Kemmler, berichtete. Die positive Resonanz auf die Premierenaktion des Vorjahres, auch in den sozialen Medien, habe zur Neuauflage ermutigt.

Lena Dürphold, Beigeordnete im Stadtvorstand, betonte die außergewöhnliche gesamtgesellschaftliche Bedeutung des tatkräftigen unentgeltlichen Engagements in allen gesellschaftlichen Bereichen. Und die Notwendigkeit, Menschen jeden Altern, jeder Herkunft dafür zu begeistern. Und sie lobte das breite Spektrum des Engagements für Kultur, Natur- und Umweltschutz, Rettungsdienst, Soziales, Bildung und Sport, das die Plakataktion auf anschauliche Weise abbilde. „Wir hoffen, möglichst viele Menschen durch ihr tätiges Beispiel motivieren zu können und danken Ihnen an dieser Stelle sehr für Ihren Einsatz.“

Vermietern Ängste nehmen

Vor dem Gruppenbild mit Plakaten im Ratssaal gab es eine Vorstellungsrunde, die nochmals die Variablen zum Thema Ehrenamt anschaulich darstellten. Da war zum Beispiel Johannes Vorberg von der Landauer Leerstandsinitiative. Seine Motivation fasst er in die Vokabeln Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung: „Immer mehr Menschen gibt es, die keine Wohnung finden, und wenn, sie dann nicht bezahlen können. Aber es gibt ja Wohnraum. Und ich möchte helfen, Barrieren abzubauen, potenziellen Vermietern Ängste zu nehmen und gute Strategien zu entwickeln.“

Tanja Sattler wiederum führte die Sorge um den Rechtsruck in der Bevölkerung zu ihrer Initiative. Sie gründete 2017 TOM, den Verein für Toleranz und Menschlichkeit und kümmert sich seither mit ihrem rund 60 Mitglieder zählenden Verband um geschichtliche Fortbildungen und Aufklärungsarbeit, organisiert Schulinformationen und auch mal eine Demo gegen rechts. „Viel Arbeit“, gesteht sie, „aber die Familie unterstützt mich wunderbar und das Ehrenamt tut mir gut.“

„Das ist mein schönster Lohn“

Claudia Luz wiederum berichtet, dass sie nach langer, schwerer Krankheit vor einiger Zeit das Landauer Vinzentius-Krankenhaus verlassen durfte. Seither kümmert sie sich dort im ehrenamtlichen Besuchsdienst um kranke Menschen. „Auch ich habe damals seelische Stärkung durch die katholische Seelsorgerin und den protestantischen Pfarrer erhalten. Und ich möchte etwas zurückgeben davon. Wenn ich erlebe, wie Menschen nach meinen Besuchen lächeln, etwas zuversichtlicher in die Zukunft schauen, ist das mein schönster Lohn.“

Stefan Rinck als Vorsitzender des Presbyteriums der Stiftskirche und Vorsitzender des Kirchbauvereins verweist auf die großen Projekte der Kirchengemeinde, die er werbend und überaus tätig unterstützt. Unter anderem pflegt er auch beider Webauftritte im Internet. Die anstehende Umwandlung des Mausoleums zu einem Kolumbarium, das heißt, einer Ruhestätte für Urnengräber, sei die nächste große Maßnahme „und dafür rühre ich die Werbetrommel, wo immer es sich bietet.“

Plakate nicht nur in der Innenstadt

Varun Kuriakose, der selbst vor wenigen Jahren für sein Masterstudium aus Indien nach Deutschland kam und sich rasch zu integrieren vermochte, engagiert sich begeistert im Weltladen. „Dass es nicht nur um Gewinnoptimierung, sondern auch um soziale Belange geht, das gefällt mir in Deutschland. Ich engagiere mich deshalb gerne im Weltladen, wo wir fair gehandelte und ökologisch nachhaltige Ware bieten“, bekennt er begeistert. Kuriakose arbeitet als Ingenieur in Landau.

Plakat in Innenstadt. Das Bild zeigt Varun Kuriakose.
Plakat in Innenstadt. Das Bild zeigt Varun Kuriakose.

Einsatz im Sportverein, in der Kultur, in der Altenpflege, der Rheuma-Liga und in der Flüchtlingshilfe, im Natur- und Landschaftsschutz und für Kinder, denen es nicht so gut geht. Die Liste sich noch beliebig weiterschreiben. Wichtig freilich ist den Initiatoren der Plakataktion, dass es weiteren Zulauf gibt von Menschen mit Ideen oder auch Lust auf Zupacken. Dazu sollen die Plakate, die ganz konkret und sehr persönlich mit Gesichtern werben, motivieren. „Jede Einrichtung, jeder Verein, jede gesellschaftliche Initiative hilft ein Stück weit mit, unsere Demokratie und unsere gesellschaftliche Mitverantwortung zu stärken.“ So Lena Dürphold.

Platziert werden sollen die großformatigen Konterfeis nebst Kurzinfos zum jeweiligen Projekt an Laternenmasten in der Fußgängerzone, an Litfaßsäulen, Bushaltestellen, mehreren Geschäften und im Eingangsbereich des SBK-Marktes.

Was fast alle Teilnehmenden bestätigten: Das Ehrenamt nehme einen Großteil ihrer Freizeit in Anspruch. „Aber es bereichert das Leben auf unbeschreiblich intensive Weise.“

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