750 Jahre Stadtrechte Die Institutsleiterin: Regina Weil

Die Postkarte zeigt die Xylanderstraße 21 um 1900 – das Pensionat war in dem Gebäude mit dem Balkon beheimatet.
Die Postkarte zeigt die Xylanderstraße 21 um 1900 – das Pensionat war in dem Gebäude mit dem Balkon beheimatet.

Regine Weil entstammte einer Landauer Lehrerfamilie: Ihr Vater Moses Weil war seit 1866 der letzte Lehrer an der israelitischen Schule in der Bachgasse. Etwa zehn Jahre später gründete sie ein Mädchenpensionat .Seine Tochter Regine wurde am 18. März 1855 im nordpfälzischen Gauersheim geboren und kam mit ihrer Familie nach Landau. Dort gründete sie 1877, zunächst in der Dienstwohnung ihres Vaters, ein Institut für jüdische Mädchen, die ihre Schulpflicht bereits erfüllt hatten.

In der Wohnung muss es turbulent zugegangen sein, sodass die Aufsichtsbehörde in Speyer die beengten und lauten Verhältnisse mehrfach monierte. Wenige Jahre später, 1888, investierte die Familie in ein neu gebautes Gebäude in der Xylanderstraße 21, ein Zeichen dafür, dass das Mädchenpensionat außerordentlich erfolgreich wurde. Vor allem junge Frauen aus den europäischen Nachbarländern besuchten das Institut im Süden der Stadt, aber auch aus Russland, Böhmen und Indien schickte man jüdische Mädchen nach Landau, damit sie hier vor allem in der deutschen und hebräischen Sprache und Bibelkunde unterrichtet wurden.

Mehrere Bildungsinhalte

Hier konnte man als junge Frau keinen qualifizierten Schulabschluss erwerben, schöngeistige Inhalte mit ein wenig „Rechenunterricht“ und „naturkundlichen Betrachtungen“ standen im Vordergrund: Singen, Klavier spielen und Handarbeiten waren die zentralen Bildungsinhalte der vor allem ausländischen jüdischen Schülerinnen. Bis zu 25 „Zöglingen“ konnte das Pensionat aufnehmen, die immer, so wurde den besorgten Eltern versichert, auch in ihrer Freizeit unter „beständiger Kontrolle“ des Lehrpersonals standen.

So war Miss Lissy Tash für die täglichen Spaziergänge und die sportlichen Betätigungen an den Turngeräten im Pensionatshof und Josephine da Costa Andrade aus Brighton für die naturkundlichen Unternehmungen zuständig. 1928, Regine Weil war mittlerweile 73 Jahre alt, schloss sie ihr Pensionat aus Altersgründen. Sie starb im April 1935, zum Glück musste sie die Zerstörungen und Plünderungen in ihrem Haus in der Pogromnacht 1938 nicht mehr miterleben.

Die AutorinChristine Kohl-Langer ist die Leiterin des Landauer Stadtarchivs und -museums.

Logo Landau Stadtfest.
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