Landau Ein Südpfälzer US-Amerikaner auf Spurensuche

Auf SPurensuche in Landau: Albert und Helen Turkovich.
Auf SPurensuche in Landau: Albert und Helen Turkovich.

Das Leben des US-Amerikaners Albert Turkovich hatte viele Wendungen. Geboren wurde er in Landau, wo er nach seinen Wurzeln sucht. Auch die RHEINPFALZ könnte eine Rolle spielen.

Woher kommt Albert Turkovich? Diese Frage kann der US-Amerikaner nicht so leicht beantworten. Den Großteil seiner Lebenszeit hat er im US-Bundesstaat Michigan verbracht. Geboren ist er aber im Landau der Nachkriegszeit. Seine Mutter war eine Landauerin namens Helga Hafner, sein Vater ein amerikanischer Soldat. Geboren wurde er in einem Haus im Westring – und nicht etwa in einem Krankenhaus der US-Armee, denn er war ein uneheliches Kind. Der 73-Jährige erinnert sich an seine Großeltern, Lucille und Jean Hafner. Lucille kümmerte sich liebevoll um den Jungen, obwohl sie sicherlich ein ambivalentes Verhältnis zu ihm haben musste, als uneheliches Kind eines amerikanischen Soldaten. Die Amerikaner, die ihr Haus in der Kronenstraße zerbombt hatten, woran sie ihren Enkel hin und wieder erinnerte.

Großvater Jean sei ein stiller Zeitgenosse gewesen. Turkovich, der als Kind mehr Englisch als Deutsch sprach, erinnert sich an einen Spruch, dem ihm sein Opa beibrachte: „Trinke Wasser wie ein Vieh, und denk dir es ist Drambuie!“ Der Großvater hatte wohl eine Vorliebe für den schottischen Whiskey. Der Grund, warum sich Turkovich an die RHEINPFALZ gewendet hat, ist, dass Jean Hafner wohl in den 50er-Jahren als Buchhalter für die Zeitung gearbeitet hat. Die Personalabteilung kann das nicht bestätigen, es liegt zu weit in der Vergangenheit.

Als kleines Kind von Landau in die USA

Turkovich ging bereits als kleines Kind in die USA, als sein Vater wieder in der Heimat stationiert wurde. Seine Familiengeschichte, die bereits ungewöhnlich begann, sollte ebenso ungewöhnlich weitergehen. Seine Eltern trennten sich, die Mutter ging zurück mit ihm nach Deutschland. Dort sollte sie wieder ein Verhältnis mit einem Amerikaner eingehen, und zwar mit dem Offizier, der den Posten des leiblichen Vaters übernommen hatte. „Die beiden kannten sich bereits vorher, hatten zusammen gearbeitet und waren Freunde. Und wenn es am Anfang vielleicht ihr Verhältnis belastet hat, war das später nicht mehr der Fall“, erzählt Turkovich.

Sein Stiefvater und seine Mutter sollten für den Rest ihres Lebens zusammen und mit dem leiblichen Vater eng befreundet bleiben. Als seine Mutter im hohen Alter dement wurde, pflegten der leibliche Vater und der Stiefvater sie gemeinsam. Und als sein Vater im Alter stürzte und pflegebedürftig wurde, begleitete der Stiefvater seinen Freund in seinem letzten Lebensjahr. Eine weitere verrückte Wendung hat Turkovichs Familiengeschichte noch parat: Als er einen DNA-Test machte, meldete sich eine Amerikanerin und eröffnete ihm, dass sie seine Halbschwester sein müsse. Sie hat Wurzeln in Kaiserslautern, wo Turkovichs Vater ebenfalls stationiert war.

14 Schulen in zwölf Jahren

Turkovichs Kindheit war das wechselhafte Leben eines Armeekindes. In Deutschland lebte er bis 1959 in Heilbronn, ging dort in eine amerikanische Schule. In dieser Zeit besuchte er immer wieder die Oma in Landau. In den USA wurde der Stiefvater oft versetzt. Turkovich besuchte 14 Schulen in zwölf Jahren, konnte nie Freundschaften und Bindungen entwickeln. Er ließ sich schließlich in Michigan nieder, wo er die Universität besuchte und als Ingenieur arbeitete. Er traf seine Frau Helen, mit der er acht Kinder hat, und die Verbindung in die Südpfalz begann zu schwinden.

Es war eine Geschäftsbeziehung zu einer Firma in Tübingen, die ihn Jahrzehnte später zurückbrachte. 2019 setzte er sich im Anschluss an einen beruflichen Termin mit seiner Frau in den Zug in Richtung Pfalz. „Bereits die Fahrt war sehr emotional für ihn, er starrte aus dem Fenster und war verloren in der Schönheit der Landschaft“, erinnert sich Helen. Angekommen in seiner Geburtsstadt, war vieles anders, aber vieles auch noch so, wie es in seiner Erinnerung war. „Ich bin als Kind mit meiner Oma zum Friedhof gelaufen, um ein Grab zu pflegen. Noch heute kann ich mich an den Weg von ihrem Haus zum Friedhof erinnern.“ Dieses Familiengrab war auch einer der Hauptgründe, warum das Paar zurückgekehrt war. Vor Kurzem hat Turkovich 800 Euro an die Stadt gezahlt, um es zu erhalten.

73-Jähriger möchte Deutscher werden

Bei ihrem diesjährigen Besuch liefen die Turkovichs oft ohne Ziel in der Stadt umher, um auf Entdeckungsreise zu gehen. Die führte sie beispielsweise zur Stiftskirche, wo Helga Hafner ihren Sohn heimlich selbst taufen musste. „Als ich nach all den Jahren wieder dort stand, kam die Erinnerung an den Laden zurück, wo sie mir vor der Kirche immer Wurst gekauft hat, um mich zufriedenzustellen. Er ist immer noch da.“

Neben der Grabpflege hat sich das Paar bei ihren Reisen nach Deutschland noch ein weiteres Ziel gesetzt: Turkovich will die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. Seine Frau, eine Psychotherapeutin, möchte in Kaiserslautern für die US-Armee arbeiten. Damit ihr Mann bei ihr bleiben kann, braucht er einen deutschen Pass. Außerdem würden so auch seine Kinder, die allesamt in der Schule und der Uni Deutsch gelernt haben, die Staatsbürgerschaft erlangen.

Die deutschen Behörden schlagen bei seinem komplizierten Fall die Hände über dem Kopf zusammen. Er hat aber inzwischen seine Geburtsurkunde und die seiner Mutter ergattern können und sammelt fleißig weitere Dokumente, die seinen ungewöhnlichen Lebensweg dokumentieren.

Kontakt

Kannten Sie die Familie Hafner? Albert Turkovich würde sich über eine Kontaktaufnahme per E-Mail an deaconalturk@gmail.com freuen.

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