Landau „Ein schöner Raum, ohne Zweifel“

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Ein kleines Gemäuer, das an den Chor der Stiftskirche angebaut ist, schafft es immer wieder zu großer Aufmerksamkeit bei den Hütern und Bewahrern des bald 700 Jahre alten Gotteshauses inmitten der Stadt: Es ist die verborgen zwischen Stiftspassage und Martin-Luther-Straße liegende Rotunde, ein Renaissance-Rundbau, über dessen einstige Verwendung ebenso wenig Klarheit herrscht wie über seine Zukunft. Gewiss ist nur, dass er eine umfassende Sanierung bitter nötig hat.

Über deren Art und Fortgang zerbricht man sich im Kirchbauverein Stiftskirche seit Jahren die Köpfe. Neuerdings sind weitere wichtige Schritte in Gang gekommen. Wie in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Vereins, Gerald Mathes, dem Dekan und Stiftskirchenpfarrer Volker Janke und dem Architekten Hans-Peter Hertel zu erfahren war, ist zuletzt bei Arbeiten an der Außenfassade der Rotunde eine Tür an ihre ursprüngliche Stelle versetzt, sind Fenster erneuert und Reinigungs- sowie Maurer- und Verputzarbeiten vorgenommen worden, Sandsteingewände wurden überarbeitet und teilweise neu gefertigt. Entdeckt wurden aber auch durch Regen verursachte Schäden am Dachgebälk, denen man jetzt dringend zuleibe rücken muss. Als nicht zu beseitigen stellte sich ein störender Fleck unterhalb eines der Chorfenster der Stiftskirche dar, der in deren Inneres durchschlägt und dessen Ursache in der unmittelbar davorsitzenden Mauer der Rotunde zu vermuten ist. Dem Auge öffnen will man die in eine Gruft hinabführende, bisher verschlossene Treppe, die zudem mit einem Geländer versehen werden soll. Darüber, dass es für die Sanierung der oft auch als Mausoleum angesprochenen Rotunde „höchste Zeit“ sei, herrschte Einigkeit in der Runde. In die Renovierung fließen neben Mitteln des Kirchbauvereins seit Jahren auch die Erlöse ein, die die VR-Bank mit Veranstaltungen des Renn-Quintetts erzielt. Während die letzten Außenarbeiten das Gebäude gegen zunehmenden Verfall absichern sollen, wird sich ein weiterer Abschnitt der Innen-Sanierung widmen, wobei auch die Wiederöffnung eines Zugangs zum Kicheninneren ins Auge gefasst ist. Einst soll das Mausoleum als Totenhalle des Augustiner-Chorherrenklosters gedient haben. Möglicherweise hat es einen Vorgängerbau bereits vor der Errichtung der Stiftskirche (1333) gegeben, der infolge vielfacher Kriegswirren um 1500 durch einen Neubau im Renaissancestil ersetzt wurde. Im unteren seiner beiden Geschosse befinden sich Nischen, die auch als Beinhaus gedient haben könnten. Später soll der Bau auch gewerblichen Zwecken gedient haben, und nach 1945 war er Unterkunft für die Evangelische Jugend und den CVJM. In seinen Dornröschenschlaf, wie Gerald Mathes den Zeitabschnitt nennt, versank das Mausoleum auf Grund seiner Baufälligkeit ab Ende der 1950er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Seine Nutzung bleibt ein Thema für die Zukunft. „Ein schöner Raum, ohne Zweifel“, davon zeigte sich die Runde überzeugt. So klein der Raum auch ist, 15 bis 20 Teilnehmer könnten sich zu Gesprächen oder Lesungen darin zusammenfinden. Aber um das Bauwerk überhaupt wieder nutzen zu können, ist seine grundlegende Sanierung unumgänglich. Sie ist aber auch nur Teil der Aufgaben des Kirchbauvereins, der sich seit fast 30 Jahren die Unterstützung der Stiftskirchengemeinde bei der Erhaltung ihrer Gebäude zum Ziel gesetzt hat; so hat er sich Erneuerungsarbeiten im Außenbereich des Kirchenschiffs ebenso zugewandt wie der Schutzverglasung von Kirchenfenstern, der Innensanierung des Nordschiffs, der Neubeschaffung der Orgel, einer Lautsprecheranlage und der Erneuerung des Gemeindesaals, um nur einige der von ihm finanzierten oder mitfinanzierten Aufgaben zu nennen. Mehr als 200.000 Euro hat er seit seinem Bestehen zusammengetragen und in die Erhaltung der Stiftskirche einfließen lassen. Eine der Maßnahmen, die sich für die Zukunft ins Blickfeld schiebt, wird die Sanierung und Restaurierung der Taufkapelle sein, vermutlich ehemals Kapitel- oder Konventsraum der Augustinerchorherren. Dabei gilt die Aufmerksamkeit vor allem der Restaurierung der aus dem Hochmittelalter stammenden Fresken, die 1897 und 1955 schon einmal restauriert worden waren _ wenn auch aus heutiger Sicht nicht sehr fachgerecht. Maroder Putz und feuchtes Mauerwerk stellen hier weitere Probleme dar, deren Lösung auch in Zukunft erhebliche Investitionen erfordern wird. Der Kirchbauverein wird deshalb auch weiterhin um Mitglieder, Beiträge und Spenden werben müssen, wenn er der Stiftskirchengemeinde auch in Zukunft zur Seite stehen will. (hd)

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