Landau Evangelische Kirche: Auch Homosexuellen gilt Gottes Segen

Dekan Volker Janke
Dekan Volker Janke

Seit einigen Wochen wird in Landau über das Verhältnis von Kirchen und Religionsgemeinschaften zu Homosexualität gestritten. Bislang stand die freikirchliche Er-lebt-Gemeinschaft im Fokus, jetzt macht der Landauer Dekan Volker Janke die Haltung der Evangelischen Kirche der Pfalz zu diesem Thema deutlich.

Im Mai dieses Jahres kündigte Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) die Zusammenarbeit der Stadt Landau mit der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), dem Dachverband evangelischer und evangelikaler Kirchen oder kirchlicher Einrichtungen, auf. Als Grund nannte er deren Haltung zur Homosexualität, die er als untragbar bezeichnete. Es entbrannte ein Streit zwischen der Er-lebt-Gemeinde, die Mitglied der DEA ist, und der Stadt, in den sich dann auch das christlich geprägte Haus Südstern einschaltete und sich größtenteils auf die Seite Geißlers schlug. Das wiederum nahmen Mitglieder des Netzwerks bekennender Christen zum Anlass, den Ausschluss des Hauses Südstern aus der Evangelischen Allianz zu fordern.

Nun meldet sich erstmals die evangelische Kirche der Pfalz zu Wort. „Unsere Landessynode hat schon vor zwanzig Jahren mit großer Mehrheit beschlossen, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Seit 2019 ist die Trauung homosexueller Paare der Trauung heterosexueller Paare gleichgestellt. Und das mit einem einstimmigen Beschluss. In beiden Fällen haben wir als Kirche viel diskutiert – und das vor allem theologisch. Und unsere Haltung ist klar: Gottes Segen gilt allen liebenden Menschen“, wird der Landauer Dekan Volker Janke in einer Stellungnahme zitiert.

Der aktuelle Streit in Landau betrübe und verärgere ihn. „Ich will nicht, dass der Eindruck entsteht, als evangelische Kirche würden wir homosexuelle Menschen von Gottes Segen ausschließen.“ Gerade theologisch sei es kaum nachvollziehbar, die differenzierte und keineswegs eindeutige Auslegung der immer wieder ins Feld geführten Bibelstellen zum Thema Homosexualität zu ignorieren, wie es manche in der Debatte täten.

Diskurs nicht abgeschlossen

In dem Schreiben wird auf den Bericht der Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst vor der Landessynode im Mai 2023 verwiesen, in dem sie deutlich gemacht habe, dass der Diskurs zu Fragen sexueller Orientierung in der Landeskirche dennoch nicht abgeschlossen sei, etwa wenn es um Personen aus dem queeren Spektrum gehe. „Wir alle gehören in das bunte Bild von Gottes guter Schöpfung, haben alle das Recht, uns mit unserer Persönlichkeit so zu entwickeln und zu entfalten, wie es uns gemäß ist. Und wir alle haben ein Recht darauf, auch im Raum der Kirche einen Platz zu finden, der zu uns passt“, wird Wüst zitiert. Sie sei dabei auch auf vergangene Fehler in der kirchlichen Praxis eingegangen: „Dass auch bei uns in der Vergangenheit Menschen wegen ihrer geschlechtlichen Ausrichtung anders behandelt wurden, ist ein Schatten, dem wir uns stellen müssen. Und als Kirche sichtbar zu machen, dass sich Sichtweisen ändern können und dass wir nicht Anderssein, sondern Vielfalt sehen, würde uns auszeichnen.“ Diesen Aufruf nehme der Landauer Dekan Janke für seinen Kirchenbezirk in der aktuellen Diskussion gerne auf.

Zum Hintergrund wird in der Stellungnahme erläutert, dass die Landessynode 2002 nach Anhörung aller Positionen die gottesdienstliche Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht habe. Voraussetzung: Das jeweilige Presbyterium ist einverstanden. Zudem sollten Pfarrerin oder Pfarrer unter Gewissensvorbehalt die Begleitung auch ablehnen können. Dem Kompromiss stimmten 44 von 63 Synodalen zu. 2019 habe die Landessynode einstimmig beschlossen, dass gleichgeschlechtliche Eheschließungen mit einem Gottesdienst begleitet werden können.

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