Geschichten aus der Geschichte: Kein Abbruch nach Unfall

Die „Tipsy Nipper“ verunglückte.
Die »Tipsy Nipper« verunglückte.

Landau. Für Sonntag, den 14. Juni 1964 war auf dem Ebenberg eine Großveranstaltung angekündigt: der „Flugtag der Nationen“. Man erwartete zehntausende Zuschauer, die dann auch wirklich kamen. Dann kam es zu einem tragischen Vorfall.

Die Anfahrtswege zu der Großveranstaltung wurden auch in der Zeitung erläutert. Die Bundesbahn richtete zwischen dem Hauptbahnhof und dem Ebenberg einen Pendelverkehr mit Schienenbus ein (Einfachfahrt 40 Pfennige). Organisiert wurde alles vom „Aero-Club“ und der „DJK-Segelfluggemeinschaft“ unter Leitung des in allen Bereichen des kommunalen Lebens engagierten Hermann Lamott.

Militärische und zivile Flugzeuge sollten präsentiert werden. Die Amerikaner kamen mit Großhubschraubern, die Franzosen mit den Überschalljägern „Mystère“ und die Kanadier mit dem später so berüchtigten „Starfigther“. Besonders beeindruckend war die in zehn Metern Höhe über der Landebahn hinfliegende Boeing 707 der Lufthansa“, am Vortag noch in einer Höhe von Tausenden von Metern auf der Tokio-Route eingesetzt“, wie die „RHEINPFALZ“ berichtete.

Natürlich zeigten auch die Landauer Segelflieger ihr Können, neben mehreren Kunstfliegern Unter diesen war auch der 37-jährige Pilot Alois Meyer. Er flog eine einmotorige Maschine, die „Tipsy Nipper“, übersetzt der beschwipste kleine Kerl. Den Namen imitierend umrundete Meyer mehrmals auch in niedriger Höhe die Zuschauer, bis er auf der Nordseite ins Trudeln kam und abstürzte. Alle, die diesen Absturz von nahem erleben mussten, darunter auch der Schreiber dieser Zeilen, werden diesen schrecklichen Moment nicht vergessen.

Die Berichterstattung in der Zeitung wird ihrem Namen gerecht. Kein reißerischer Titel, keine Zeugenaussagen wie heute üblich, nein, es bleibt bei einer kurzen Meldung innerhalb des Berichts über den Flugtag. Vielleicht hängt diese Nüchternheit auch mit der Zeit zusammen. Es waren erst 19 Jahre vergangen, seit Tod und Schrecken das tägliche Leben diktierten.

Der Flugtag wurde übrigens auch nicht abgebrochen: „Diszipliniert verhielten sich auch die Zuschauer.“ Es gab auch damals keinen, der photographiert hätte! „Nicht zuletzt mit Rücksicht auf die Zehntausende und auf geordnete Verkehrsabwicklung der Tausende von Kraftfahrzeugen ließ denn auch die Flugleitung nach kurzer Unterbrechung das Programm weitergehen“, berichtete die „RHEINPFALZ“.

Info

In der ARD-Mediathek gibt es einen Beitrag über den Flugtag und den Unfall unter https://www.ardmediathek.de/video/swr-
retro-abendschau/flugtag-der-nationen-in
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