Landau Landau: Klares Nein zu Coffee-Shops

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Auge in Auge: Nach ihrem Facebook-Streit sitzen Bürgermeister Thomas Hirsch (CDU) und der Fraktionsführer der Grünen, Lukas Hartmann, gemeinsam in einem Besprechungsraum der Fachklinik Landau.

Er könne sich in Landau Coffee-Shops nach holländischem Vorbild vorstellen, in denen legal Cannabis verkauft wird. Mit dieser Aussage hat der Fraktionschef der Grünen, Lukas Hartmann, eine Debatte entfacht. Sozialdezernent Thomas Hirsch (CDU) lehnt den Vorschlag in einem Streitgespräch strikt ab. Am Ende des einstündigen Schlagabtauschs äußerte Hirsch doch noch Verständnis für die Argumentation des Grünen-Chefs.

Man kann es rauchen, essen, trinken – oder auch nur ausgiebig darüber diskutieren: Cannabis bewegt die Gemüter. Auch im Landauer Rathaus. In Form eines Facebook-Eintrags hatte Bürgermeister Thomas Hirsch den Fraktionssprecher der Grünen, Lukas Hartmann, scharf kritisiert. Er sei erschüttert von dessen Aussagen in einem RHEINPFALZ-Bericht (Ausgabe vom 8. Oktober 2014), in dem sich der Grüne für eine Legalisierung von Cannabis ausgesprochen hatte. Hirsch ist zugleich Jugend- und Sozialdezernent der Stadt. Auf Facebook schrieb er: „Ich lade Sie gerne ein, zusammen mit mir die Landauer Fachklinik zu besuchen, um sich dort von Experten die Folgen von Cannabiskonsum vor Augen führen zu lassen!“

Treffen in Fachklinik

Vergangene Woche war es dann soweit: Beide Kontrahenten trafen sich in der Fachklinik, die sich auf die Rehabilitation von Drogenabhängigen spezialisiert hat.

Hirsch poltert, Hartmann stichelt

„Wir senden doch eine völlig falsche Botschaft an die Jugendlichen, wenn wir sagen ,hier ist ein Coffee-Shop, hier kannst du legal Cannabis kaufen‘“, polterte Hirsch gleich zu Beginn in Richtung Hartmann. Schließlich gebe es in der Jugendarbeit genug zu tun, um den Alkoholmissbrauch in den Griff zu bekommen. Inzwischen habe der Alkoholkonsum eine Qualität erreicht, die nicht mehr tragbar sei, stellte der 47-Jährige klar. Hartmanns Konter kam prompt: „Auch im Rathaus wird doch nach langen Stadtratssitzungen öfter Mal mit einem Glas Sekt angestoßen. Da habe ich Sie auch schon gesehen“, stichelte der 25-Jährige. Hirsch, der bis dahin sehr gelassen agiert hatte, ließ sich erstmals aus dem Konzept bringen.

"Müssen Polizei entlasten"

Hartmann hatte sich viele Argumente für die Diskussion zurechtgelegt. In Sachen Cannabis-Legalisierung habe er allerdings nie eine Abgabe an Minderjährige gefordert, stellte er klar. Auch habe er nie behauptet, dass Cannabis harmlos sei. „Aber eine Entkriminalisierung würde die Polizei entlasten.“ Denn oft handle es sich bei Festnahmen um geringfügige Fälle. „Das ist richtig, wir haben eh zu wenig Polizisten“, räumte Hirsch ein. „Aber ich denke, dass es aus medizinischer Sicht keinen Grund geben kann, sich für eine Legalisierung einzusetzen.“ Wie zu erwarten war, erntete er beim Leiter der Fachklinik Hans Welsch, dem ärztlichen Leiter Dr. Gerd Rudbach sowie Suchttherapeut Andreas Heldrich keinen Widerspruch. Alle drei nahmen ebenfalls am Streitgespräch teil.

Er selbst habe nie Cannabis konsumiert

Hartmann wurde nicht müde zu betonen, dass er selbst noch nie Cannabis konsumiert habe. „Aber seien wir ehrlich, sie können in jedes Dorf gehen, überall kennt jemand jemanden, der etwas besorgen kann.“ „Sie sind ziemlich gut informiert für einen Nichtkonsumenten“, spottete Hirsch. Doch abgesehen von vereinzelten Seitenhieben taten die Politiker etwas, das für ein politisches Streitgespräch nicht unbedingt typisch ist: Sie äußerten sich zwar hart zur Sache, doch sie hörten einander zu und gingen auf Argumente ein.

Coffee-Shops in Landau?

Bei der Sache mit den Coffee-Shops sei er falsch verstanden worden, beteuerte Hartmann. „Mir geht es ums Prinzip, um die Stringenz der Argumentation.“ Der Unterschied zwischen Alkohol- und Cannabiskonsum sei für ihn nicht ersichtlich. Wenn jeder Alkohol trinken dürfe, müsse es auch erlaubt sein, zu kiffen. Andernfalls müsse man beides verbieten. Erlaube man jedoch beides, dann müsse man auch über Coffee-Shops nachdenken. Nur dort dürfe dann Cannabis verkauft werden. „In Coffee-Shops könnten Alter und Wirkungsgrad kontrolliert werden. Das scheint mir nicht schlimmer zu sein als die momentane Situation, in der jeder an Cannabis kommt. Es würden sogar Steuern bezahlt.“

Hirsch äußert Verständnis

Immerhin: Dieser Argumentation konnte auch Hirsch etwas abgewinnen. Zum ersten Mal äußerte er Verständnis für die Sichtweise des Grünen-Chefs: „Ich erkenne die Konsequenz in der Argumentation an. Aber dass man beim Alkohol eine Ausnahme macht, kann ja kein Argument sein, noch eine weitere Droge zu legalisieren.“ Er bleibe dabei: Solange er es beeinflussen könne, werde Cannabis illegal bleiben. „So oder so“, entgegnete Hartmann mit einem Verweis auf die Fachklinik, „solche Orte wie dieser hier werden nicht verschwinden. Leider.“ Eine Feststellung, der letztlich auch die Vertreter der Fachklinik zustimmen mussten.

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