Landau Ritterbund: Getrieben von der Angst vor Machtverlust

Landau kann in diesem Jahr 700 Jahre Haus Zum Maulbeerbaum und 500 Jahre Ritterbund feiern.
Landau kann in diesem Jahr 700 Jahre Haus Zum Maulbeerbaum und 500 Jahre Ritterbund feiern.

Der große Landauer Rittertag vom 13. August 1522 jährt sich am Samstag exakt zum 500. Mal. Die damals gegründete ritterliche „Brüderliche Vereinigung“ war mehr als ein lokales oder regionales Ereignis.

Später wurde die Vereinigung kurz der „Landauer Bund“ genannt. Kennzeichnend ist, dass bis heute alle großen Werke zur deutschen Geschichte ihn behandeln oder zumindest erwähnen. Die große Landauer Rittertag vom 13. August 1522 jährt sich am Samstag exakt zum 500. Mal. Die damals gegründete ritterliche „Brüderliche Vereinigung“, die man später kurz den „Landauer Bund“ nannte, war mehr als ein lokales oder regionales Ereignis. Kennzeichnend ist, dass bis heute alle großen Werke zur deutschen Geschichte ihn behandeln oder zumindest erwähnen.

Fragen wir zunächst, was sich damals in Landau ereignete und dann, was der politische und gesellschaftliche Hintergrund war. Am 13. August 1522 kamen rund 600 Ritter von der Nahe bis ins Elsass und vom Neckar bis nach Mittelbaden in Landau zusammen. Eingeladen hatte Franz von Sickingen, der mächtigste (und berüchtigste) Ritter im Reich und einer der führenden politischen Gestalten. Er hatte Landau als Ort der Versammlung ausgewählt, weil die Stadt zentral lag. Außerdem war sie Reichsstadt und unterstand nur dem Kaiser. Kein Fürst oder Landesherr konnte reinreden. Es wimmelte also in diesen Augusttagen in Landau mit seinen 2 000 Einwohnern von Rittern, Knechten und Pferden. Etliche Ritter haben bei ihren Genossen in den Ritterhöfen der Stadt übernachtet, von denen es etwa 15 gab. Andere werden in Privathäusern untergekommen sein oder haben in Zelten vor der Stadt genächtigt. Die Versorgung so vieler Menschen und Pferde hat den Stadtrat vor einige Probleme gestellt. Dennoch spendete er der Versammlung 2,5 Ohm Wein, rund 300 Liter.

Gründung im Landauer Haus Zum Maulbeerbaum

Die Akten sagen, dass die Gründung des Ritterbundes im Haus zum Maulbeerbaum stattfand. Weil das aber wegen der großen Zahl der Teilnehmer nicht denkbar ist, dürfte die Versammlung eher auf dem Platz vor der Stiftskirche oder - bei schlechtem Wetter - in der Stiftskirche stattgefunden haben. Im Maulbeerbaum, der größten und ansehnlichsten Herberge der Stadt, dürfte die Führungsgruppe um Franz von Sickingen getagt haben. Sie hat in den Tagen zuvor hier intensive politische Gespräche geführt und den „Bundesbrief“, die Satzung des Ritterbundes, entworfen.

Grund der Versammlung waren die zahllosen Klagen der Ritter über den Verlust an Macht und Ansehen und den sozialen Abstieg. Durch die Verkündung des Ewigen Landfriedens auf dem Reichstag in Worms 1495 hatten sie das Fehderecht verloren, ein uraltes Recht. (Das freilich viele jetzt nutzten, um als Raubritter andere auszurauben.) Als Krieger wurden sie nicht mehr gebraucht, denn die Landsknechte mit ihren Langspießen waren ihnen militärisch überlegen. Und den Geschützen der Fürsten hielten die Burgmauern nicht mehr stand. Viele Ritter verloren Land und Selbstständigkeit an die Fürsten, die ihre Territorien hemmungslos ausdehnten. Während in den Städten Handel und Wohlstand blühten - auch in Landau - war das Leben auf vielen Burgen eher ärmlich.

Franz von Sickingen wird Hauptmann des Bunds

Überall also materielle Einbußen, gesellschaftlicher Rangverlust und Respektlosigkeit. Die Verbitterung innerhalb der Ritterschaft war groß. Mit der Gründung eines Ritterbundes wollten die Ritter den inneren Zusammenhalt stärken, um sich besser gegen die Fürsten wehren zu können. Alle Fehde untereinander wurde verboten. Untereinander sollte Frieden herrschen. Kam es dennoch einmal zu einem Konflikt, sollte der friedlich durch eine ritterliches Schiedsgericht geschlichtet werden. Die fürstlichen Hofgerichte lehnte man ab. Einmal jährlich wollte man zusammenkommen.

Franz von Sickingen wurde zum Hauptmann des Bundes gewählt. Zwölf Beigeordnete sollten ihn unterstützen: im Kraichgau (um Bruchsal) die Ritter Steffan von Fenningen und Wilhelm von Sternenfels, auf dem Hunsrück und an der Nahe Heinrich von Schwarzenberg und Melchior von Rüdesheim (bei Bad Kreuznach), im Westrich (westlich von Kaiserslautern) Philipp Jakob von Helmstatt und Hans von Braubach, im Rheingau (= Vorderpfalz) Philipp Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg und Friedrich von Flörsheim, im Wasgau Wolf von Türkheim und Balthasar von Falkenstein, in der Ortenau (um Offenburg) Jörg von Bach und Wolff von Windeck. Auf sechs Jahre wurde der Bund gegründet.

Am Samstag Vortragsreihe

Zwei Wochen nach der Versammlung in Landau brach Franz von Sickingen mit einem Heer gegen den Trierer Kurfürsten und Erzbischof Richard von Greiffenclau auf. Aber es gelang nicht, die Stadt zu erobern. Der Krieg endete für ihn in einer Katastrophe und führte im folgenden Jahr zu seinem Tod auf seiner Burg Nanstein bei Landstuhl. Damit hatte der Ritterbund seinen Führer und seine wichtigste politische Gestalt verloren. Er löste sich stillschweigend auf. Er blieb Episode. Dennoch nehmen der Historische Verein und der Verein Freunde des Hauses zum Maulbeerbaum das 500-jährige Jubiläum zum Anlass, am kommenden Samstag in öffentlichen Vorträgen im Pfarrheim der Stiftskirche des Ritterbundes und Sickingens zu gedenken.

Das Vortragsprogamm

Der Historische Verein und der Verein Freunde des Hauses zum Maulbeerbaum ladenn zu einer Vortragsreihe am heutigen Samstag im Gemeindesaal der Stiftskirchen-Gemeinde Landau zu 500 Jahren Landauer Ritterbund und 700 Jahre Haus zum Maulbeerbaum. Das Programm mit sieben Vorträgen und vier musikalischen Darbietungen startet um 10 und endet um 17 Uhr.

Der Autor

Karl-Heinz Rothenberger ist promovierter Historiker und lebt in Landau. Er war Akademischer Direktor des Instituts für Geschichte an der Uni Landau und engagiert sich unter anderem beim Haus zum Maulbeerbaum.

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