Landau Schüler und Senioren häkeln

Einige Schüler der Klassen 10 Berufsorientierung der Realschule plus in Bad Bergzabern häkeln zum ersten Mal. Die Bewohner der P
Einige Schüler der Klassen 10 Berufsorientierung der Realschule plus in Bad Bergzabern häkeln zum ersten Mal. Die Bewohner der Pro-Seniore-Residenz zeigen ihnen, wie es geht.

Es ist Dienstagnachmittag in der Pro-Seniore-Residenz in Bad Bergzabern. Da sitzen in gemütlicher Runde junge und ältere Menschen zusammen, häkeln mit buntem Garn, trinken Tee oder Orangensaft und unterhalten sich über Maschen. Große Häkelmaschen sind im Trend. Und aus der Ansammlung selbiger eventuell mal eine prächtige Mütze entstehen kann.

Es handelt sich um ein neues Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Altenheim und der Klasse 10 Berufsorientierung der Realschule plus in Bad Bergzabern, die seit vier Jahren gut kooperieren. Die Lehrer Alexandra Schwerdt und Peter Jung haben dabei einige Projekte mit den Schülern der 10 BO auf dem Gelände der Pro-Seniore-Residenz umgesetzt. Unter anderem der Erlebnis- und Sinnesgarten und die vielen bunten Blumenbeete, die sie angelegt haben, werden von den Jugendlichen gepflegt. Was liegt da näher, es mal mit der Kunst an der Nadel zu probieren? Julian und Leon, beide 15 Jahre alt, wagen das Abenteuer, eine Mütze zu häkeln. Mit hellgrünem Faden fangen die beiden an. Dazu sagt Leon: „Schließlich soll man mich auch sehen, wenn ich schon mit einer selbstgehäkelten Mütze durch die Stadt laufe.“ Julian grinst zunächst breit, aber versucht sich dann auch. Obwohl er noch nie etwas gehäkelt hat, klappt es bei ihm schon ganz gut. Daneben sitzt die 89-jährige Ruth aus Mörzheim. Sie lächelt still in sich hinein und wirft ab und zu ein Blick auf die Werke der Jungs. Danach lächelt sie etwas mehr. Das Zusammentreffen zwischen Jung und Alt mache ihr sehr viel Spaß, sagt sie. „Wenn die Buben was wissen möchten, erkläre ich ihnen das. Sonst sticke ich an meiner Decke, die will ich nämlich auf den Tisch in meinem Zimmer legen.“ Lehrer Peter Jung erzählt: „Die Schüler sollen durch die Häkelstunde mehr Kontakt mit älteren Menschen aufbauen und sehen, wie sie sie unterstützen können. Bevor wir hier loslegten, war erst einmal ein Kennenlern-Spaziergang angesagt. Es sollen Gespräche untereinander angeregt werden. Wenn auf diesem Weg Mützen entstehen – umso besser!“ Christiane Rockendorf wohnt seit sieben Jahren in der Pro-Seniore-Residenz: „Früher stickte ich Gobelins, das hat mir sehr viel Freude gemacht. Aber meine Finger wollen nicht mehr so wie ich will. Mir macht es Spaß, den Jungen beim Häkeln zuschauen. Das hat mich motiviert, es auch auszuprobieren.“ Randy aus Kapellen-Drusweiler erklärt mit schiefem Lächeln: „Für das Leben ist das nix, aber ich weiß jetzt wenigstens, wie es geht.“ Kumpel Tobias grinst und meint: „Aber schön ist es schon allemal hier.“ Auch er will später weniger mit Fäden hantieren. Er möchte am liebsten Koch oder Bäcker werden. Randy gehört zu einer Schaustellerfamilie und fast auf jedem Vergnügungsmarkt zu finden. „Wir haben eine Geisterbahn. Das ist mein Leben“, erklärt er mit leuchtenden Augen. Barbara Bosch aus Ranschbach ist 94 Jahre alt und strickt Socken. Für wen? Für sich, erklärt sie. Die Garnfarbe ist lila, die hat ihr besonders gut gefallen. Und die achtjährige Hildegard Westermann aus Barbelroth kann sich noch gut an früher erinnern, als sie sich ihre Pullis alle selbst strickte. Vor allem ein schwarz-grüner Pullover ist ihr noch im Gedächtnis geblieben. „Der war mein Lieblingspullover“, erinnert sie sich. „Früher“, fügt sie noch mit an, „war es selbstverständlich, dass man sich seinen eigenen Pullover oder seine eigene Weste selbst gestrickt hat.“ Auch Nico aus Bad Bergzabern ist voll bei der Sache. „Es ist das erste Mal, dass ich eine Häkelnadel in der Hand habe“, gibt er zu. „Bislang kannte ich das Ganze nur von meiner Oma Sabine.“

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