Landau Stadtbild: Reiter und Brunnen wären eine Einheit

Er sollte in einem Brunnen stehen, der Reiter, meint der Verein Stadtbild.
Er sollte in einem Brunnen stehen, der Reiter, meint der Verein Stadtbild.

Seit dem Verlust der Brunnenanlage im Jahr 1936 fehlt es dem Rathausplatz an einem attraktiven Anziehungspunkt. Das ist die Haltung des Vereins Stadtbild, der ebenso wie viele Landauer die Notwendigkeit der Abkühlung und Entsiegelung des Platzes sieht.

Für sinnvoll hält der Regionalverband Südpfalz des Vereins Stadtbild Deutschland den Vorschlag der CDU-Fraktion im Stadtrat, das Reiterstandbild des Prinzregenten Luitpold wieder mit einem Brunnen zu umgeben. Das unterstreicht der Verein in einer Stellungnahme von Mario Albers und Joachim Weißmann zur Berichterstattung. Auch viele Leser hatten sich auf einen Aufruf der RHEINPFALZ zu Wort gemeldet und Vorschläge gemacht.

Die vorhandene Platzgestaltung sei besonders auf die leichte Pflege des Pflasters und der leichten Baumreihen ausgerichtet und könne dem gestalterischen Anspruch eines Rathausplatzes nicht genügen, schreibt Weißmann, der Architekt ist.

Eine attraktive Brunnenanlage, wie sie beispielsweise in Neustadt vor dem Rathaus einlädt, würde dem Platz einen bedeutenden Mittelpunkt verleihen, ist Weißmann überzeugt. „Diese Brunnenanlage ist sowohl durch Wasserspiele ästhetisch reizvoll als auch als Skulptur mit mehrstöckigem Aufbau äußert anziehend. Ein vergleichbar gelungenes Projekt, welches dem Platz einen attraktiven Anker geben könnte, wäre nach unserer Ansicht auch auf dem Landauer Rathausplatz eine erhebliche Steigerung der Attraktivität unserer Stadt.“

Baumeister ein Talent

Der Verein plädiert für eine Rekonstruktion des historischen Brunnens samt Sockel. „Nicht zuletzt deshalb, weil der berühmte bayerische Architekt Friedrich von Thiersch ihn entworfen und gebaut hat“, unterstreicht Mario Albers. Mit Hinweis auf weitere seiner Werke – beispielsweise das Kurhaus in Wiesbaden oder die Festhalle in Frankfurt – heben die Vereinssprecher das Talent des Baumeisters hervor.

Entgegen der Ansicht der Redakteurin Sabine Schilling im Kommentar vom 21. Juli, das Reiterstandbild in einem historisierenden Brunnen sei eine Reminiszenz an die Monarchie, sind Albers und Weißmann der Ansicht, das Reiterdenkmal beiseite zu schieben, bedeute, die besondere ästhetische Qualität des Denkmals abzuwerten und nicht gestalterisch wirksam in eine Gesamteinlage einzubeziehen. „Die besondere Gelegenheit, den überaus praktischen und ästhetisch anspruchsvollen Brunnen wieder in seiner wirkungsvollen Einheit zusammenzubringen, wäre damit versäumt.“

Belebende Kaskaden

Bereits in den 60er-Jahren habe es eine Ablösung des Brunnens vom Reiterdenkmal gegeben, was jedoch nicht die für den Platz erforderliche Gestaltungswirkung erzeugt habe. „Der Brunnen war vertieft in den Platz eingelassen und zugleich plattenförmig abgehoben in der Mitte des Platzes isoliert und für sich abgeschlossen. Damit war er das Gegenteil von einem einladenden, allseits leicht zugänglichen und im Stadtbild klar erkennbaren Mittelpunkt.“

Bei der Betrachtung der historischen Fotos der einstigen Brunnenanlage zeige sich, dass gerade die harmonische Verbindung zwischen Reiterdenkmal und Brunnen eine besondere Einheit verlieh und dem Platz eine überaus attraktive Ausstrahlung gab. Die das Denkmal und die Häuser reflektierende Wasserfläche zusammen mit vier belebenden Kaskaden und einem einladenden Beckenrand mit Sitzflächen sei mit dem Reiter aufs Effektivste verbunden gewesen.

Monumentale Wirkung

„Unbearbeitete Blöcke zwischen dem Sockel des Reiterstandbilds und der Wasserfläche schuf in der Nähe die Illusion der Herkunft des Brunnenwassers aus der felsigen Berglandschaft. Die Brunnenanlage konzentrierte die monumentale Wirkung auf die Mitte des Platzes, durch die radiale Geometrie mit den ausstrahlenden Wegen in Richtung der Platzecken werden diese Kräfte wiederum in die umliegenden Straßen des Platzes zurückgespiegelt. Diese sollten auch wieder deutlich erkennbar die Platzgestaltung vervollständigen und darüber hinaus zur Entsiegelung der Flächen beitragen“, so die Sprecher des Vereins Stadtbild.

Die Wiederherstellung des von den Nazis zerstörten Brunnens wäre nicht nur der Rückgewinn eines zeitlos gültigen Entwurfs, sondern würde für den Tourismus der Stadt wieder ein Monument eines namhaften Architekten hinzufügen und für die Bürger ein neuer Anziehungspunkt mit hoher Aufenthaltsqualität sein.

In guter Gesellschaft

Das historische Vorbild abzulehnen, wäre nach Meinung Albers’ ein Messen mit zweierlei Maß. Tagtäglich würden historische Musikstücke aus früheren Jahrhunderten zu Gehör gebracht. „Niemand käme auf die Idee, Aufführungen von Bach, Haydn oder Mozart als Reminiszenz an autoritäre Fürsten misszuverstehen und zur Meidung aufzurufen.“ Außerdem wäre Landau bei der Wiedererrichtung des Luitpold-Brunnens in guter Gesellschaft, schreibt Albers, denn in vielen Orten Deutschlands und Europas „wurden und werden seit Jahrzehnten – besonders intensiv seit circa 25 Jahren – historische Gebäude, Brunnen et cetera wiederhergestellt. Auch, weil sich die Bürger von den Entwürfen aktueller Architekten meist nicht hinreichend angesprochen fühlen. “

Der Brunnen ließe sich in der Wirkung bei Nacht noch erheblich steigern und mit den aktuellen Möglichkeiten der Illumination der Wasserflächen von unten ausstatten. Die große verdunstungsfähige Wasserfläche mit den vier Fontänen würde sehr zur Abkühlung der Besucher, des Mikroklimas im Zentrum der Stadt beitragen und wäre wieder ein beliebter Spielort für die Kinder, deren Eltern sich in den angrenzenden Geschäften und Cafés vermehrt aufhalten würden.

Auch zur Bepflanzung äußern sich Albers und Weißmann: „Wir schlagen vor, die bestehenden Kirschbäume mit großlaubigen Ahornbäumen oder Platanen zu ergänzen oder gänzlich zu ersetzen, wie sie in den französischen Partnerstädten Landaus in noch ausgeprägt vorhanden sind.“

Ein guter Rahmen für Bürgerbeteiligung wäre laut Stadtbild das Festprogramm zum 750. Stadtjubiläum im kommenden Jahr.

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