Kommentar Straßennamen: Kampagne gegen Bürgerbegehren wäre ein Fehler

War Hindenburg vor allem ein Reichspräsident, oder hat er erst Hitler zur Macht verholfen?
War Hindenburg vor allem ein Reichspräsident, oder hat er erst Hitler zur Macht verholfen?

Im Straßennamenstreit sind alle Argumente ausgetauscht. Am Ende muss der Stadtrat es aushalten, wenn ein Bürgerentscheid ein anderes Ergebnis bringt.

Der Grünen-Vorschlag zur Straßennamen-Diskussion ist ungeschickt. Wie kann man eine „Kampagne“ fordern, wenn man mehr Informationen unters Volk bringen oder für eine Sache werben will, von der man aus guten Gründen überzeugt ist? Der Begriff Kampagne ist negativ besetzt, er klingt, als wollte man die Menschen bewusst hinters Licht führen. Was das bewirkt, kann sich jeder vorstellen.

Zudem kommt der Vorschlag schlicht zu spät: Die Bürgerinitiative hat den Großteil der benötigten Stimmen gegen eine Umbenennung offenbar beisammen. Es ist zu spät, noch Einfluss zu nehmen. Zudem sind alle Argumente ausgetauscht, neue sind nicht zu erwarten. Und jetzt kommt eine sehr ernüchternde Erkenntnis: Wer bis jetzt noch nicht mitbekommen hat, warum Kohl-Larsen, Hindenburg und Stempel problematisch sind, wird sich auch künftig nicht dafür interessieren. In diesen Kreisen überwiegt das Gefühl, dass zurzeit zu viel über Bord geworfen werden soll. Es ist ein Gefühl der Überforderung durch einen schnellen Wandel auf vielen Gebieten, das Trotz hervorruft.

Es kann gut sein, dass die unendliche Geschichte in Landau so ausgeht wie in Bad Dürkheim: dass es bei Namensgebern bleibt, die man heute nicht mehr auf den Schild heben würde. Das wäre unschön, aber man muss auch mal in Ehren verlieren können, statt immer mit dem Kopf durch die Wand zu müssen. Nur eines sollte der neue Rat tun: seinen Überzeugungen treu bleiben, den Bürgerentscheid abwarten und notfalls das Ergebnis akzeptieren. Demokraten müssen auch den Dissens aushalten können.

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