Ludwigshafen „Aus Liebe gekauft“

Harley-Fan: Kurt Hahn, rechts Steffen Gierescher.
Harley-Fan: Kurt Hahn, rechts Steffen Gierescher.

„Irgendwo in Lu“ sind wir jede Woche in der Stadt unterwegs auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Gestern Vormittag haben wir am Platz der Deutschen Einheit Kurt Hahn (65) aus Edigheim getroffen. Der Rentner und ehemalige Werkschutz-Mitarbeiter bei der BASF hatte gerade sein imposantes Motorrad vor der Rhein-Galerie geparkt.

Tolle Maschine haben Sie da.

Ja, das ist eine Harley Davidson Electra glide, Baujahr 1979. Electra glide bedeutet was? Alles elektronisch, kein Kickstarter. Gekauft haben wir sie aus Liebe. Aus Liebe zur Kultmarke Harley? Aus Liebe zum Motorrad. In unserer Straße war von Mitte der 1970er- bis in die 1990er-Jahre der Harley-Händler Krafft ansässig. Wenn man da jeden Tag den Klang der Maschinen hörte, hat das für ein ganz spezielles Ohrenrauschen gesorgt. Wie viele Kilometer hat Ihre Harley schon auf dem Buckel? 45.000 – wir fahren aber nicht so oft. Sie ist nur von April bis Oktober angemeldet. Seit dem Saisonstart habe ich gerade mal 400 Kilometer zurückgelegt. Durch das Rentner-Dasein fahren wir jetzt wieder öfter. Auch in den Urlaub? Nein. Da müsste ich jeweils eine Woche lang für Hin- und Rückfahrt einplanen. Ich fahre ohnehin meistens nur 50 bis 60 Stundenkilometer schnell – und fast nur Landstraße. Wohin geht’s denn in den Urlaub? Wir fahren mit der Tochter und den zwei Enkeln nach Aurich-Sandhorst in Ostfriesland. Da gibt es einen Badesee mit Ferienwohnungen. Mein Schwager wohnt in Aurich, daher kennen wir das Gebiet. Leider verbringen wir dort nur eine Woche. Ein Jahr ist es am 16. Juni her, dass Helmut Kohl gestorben ist. Er hat den Platz, auf dem wir stehen, eingeweiht. Sollte man dem Altkanzler in Ludwigshafen besonders gedenken? Diese Debatte gab es ja schon in Frankenthal. In Mainz ist ein Platz nach Kohl benannt, in Speyer ist er begraben. Er wurde vielerorts gewürdigt. Hier müsste man daher nicht unbedingt einen Platz oder eine Straße nach ihm umbenennen. Obwohl es seine Heimatstadt ist? Die Mainzer Würdigung kann ich verstehen, immerhin war Kohl Ministerpräsident. Ludwigshafen war jahrzehntelang eine SPD-Hochburg. Hier hat vor allem Alt-Oberbürgermeister Werner Ludwig gewirkt. Was führt Sie in die Innenstadt? Meine Frau ist in der Rhein-Galerie. Ich schnappe ein bisschen frische Luft. Da drin ist es mir zu stickig. Das Deutschland-Fähnchen an Ihrer Harley – ist das schon die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft? Das ist schon seit der WM 2006 dran. Ich hisse auch zu Hause Fahnen und schaue jedes WM-Spiel. Ich habe selbst mit 13 angefangen zu kicken und bis ins hohe Alter gespielt. Beim ASV oder beim TV Edigheim? Erst beim ASV, dann beim TVE. Ich war außerdem Schiedsrichter bei den Alten Herren. Jetzt sind meine Hobbys Boulespielen, Gartenarbeit – und eben Motorradfahren. Sind Sie optimistisch für die WM? Als Fußballer mit jahrelanger Erfahrung bin ich etwas skeptisch wegen Torwart Manuel Neuer. Der war lange verletzt. Und ein Training ist etwas anderes als ein Spiel. Jeder Gegner weiß, dass das unsere Schwachstelle sein könnte. Da brauch’ einer nur mal den Fuß draufzuhalten … Hätten Sie Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach dem Auftritt mit dem türkischen Präsidenten Erdogan für die WM nominiert? Als jugendlichen Leichtsinn kann man das jedenfalls nicht mehr bezeichnen, was die gemacht haben. Ich hätte da eine Lösung gefunden. Und die hätte wie ausgesehen? Beide aussortieren. Worauf freuen Sie neben der WM in den nächsten Wochen? Aufs Strohhutfest. Das ist der höchste Feiertag meiner Frau. Die kommt nämlich aus Frankenthal.

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