Ludwigshafen / Heidelberg BASF legt Kranz am Grab Carl Boschs nieder
Carl Bosch kam am 27. August 1874 als erstes Kind von Paula und Carl Friedrich Alexander Bosch, in Köln zur Welt. Nach dem Abschluss der Ober-Realschule und einem Praxisjahr in einem Eisenwerk studierte Carl Bosch Hüttenkunde sowie Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, von wo aus er an die Universität in Leipzig wechselte. 1898 schloss Bosch sein dortiges Studium der Chemie mit einer Promotion ab.
Als junger Chemiker nach Ludwigshafen
Der 15. April 1899 war Boschs erster Arbeitstag bei BASF in Ludwigshafen, so eine Mitteilung des Konzerns. Der wissensbegierige und willensstarke Bosch machte innerhalb des Unternehmens schnell Karriere. Aufgrund seiner damals ungewöhnlichen Kombination an chemischem und metallkundlich-technischem Knowhow gelang es Bosch, das von dem Karlsruher Ordinarius Fritz Haber entwickelte Laborverfahren zur Ammoniaksynthese in den industriellen Maßstab zu übertragen. Das Haber-Bosch-Verfahren war geboren.
Die weltweit erste Ammoniaksyntheseanlage nahm am 9. September 1913 in Oppau den Betrieb auf. Bis heute sichert das Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese die Ernährung von Milliarden von Menschen, indem es den Grundstoff für die Düngemittelproduktion liefert. Daneben wird Ammoniak heute für eine Vielzahl weiterer Folgeprodukte verwendet.
Die Berufung Boschs als ordentliches Vorstandsmitglied erfolgte im November 1916. BASF honorierte damit nicht nur die großtechnische Realisierung der Ammoniaksynthese, sondern auch die Ausarbeitung und Einführung eines industriellen Verfahrens zur Salpetersäureherstellung sowie den Aufbau eines zweiten Ammoniakwerkes in Mitteldeutschland. Beide letztgenannte Projekte hatte Bosch – wie die Ammoniaksynthese auch – federführend verantwortet.
Licht und Schatten
Schwer machten Bosch die Schattenseiten der Ammoniaksynthese zu schaffen: Mit Beginn der Salpetersäureproduktion auf Ammoniakbasis stellte BASF nicht länger nur Düngemittel aus Stickstoffvorprodukten her, sondern wurde auch zum Zulieferer der Rüstungswirtschaft. Am Ende des Ersten Weltkriegs entfiel fast die Hälfte ihres Umsatzes auf Ammoniak und Salpeter(säure) – für zivile und militärische Zwecke.
Bosch, der am Ende des Ersten Weltkriegs als Sachverständiger der deutschen Delegation sowohl an den Waffenstillstands- als auch an den Friedensverhandlungen (1918/19) teilnahm, wird ein aufrichtiges Bedürfnis nachgesagt, einen Beitrag zur Wiederherstellung des Friedens in Europa zu leisten. Ihn trieb dabei vor allem seine Auffassung an, mit der großtechnischen Salpeterproduktion zur Verlängerung des Krieges beigetragen und damit das Leid vergrößert zu haben.
Zwei Jahre später lag nach der Explosion eines Düngemittelsilos am 21. September 1921 das Werk Oppau, Boschs bisheriges Lebenswerk, in Schutt und Asche. Die verheerende Explosion forderte über 500 Menschleben. Rund 2000 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Bosch, damals BASF-Vorstandsvorsitzender, stürzten die Folgen der Explosion in eine schwere persönliche Krise.
In seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der BASF setzte Bosch weiter auf Hochdruckverfahren: so etwa die Herstellung von synthetischem Benzin aus Kohle – die sogenannte Kohlehydrierung. In wirtschaftlicher Hinsicht stellte diese BASF vor große Herausforderungen. Unter anderem um eine breitere Finanzbasis zu schaffen, setzte Bosch sich daher für die Fusion deutscher Chemieunternehmen zur I.G. Farbenindustrie AG ein. Diese wurde 1925 gegründet.
Nobelpreis 1931 verliehen
Als Anerkennung für seine Verdienste um die Entdeckung und Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren erhielt Bosch 1931 – gemeinsam mit Friedrich Bergius – den Nobelpreis für Chemie. Erstmals in der Geschichte dieses Preises zeichnete das Stockholmer Nobelpreiskomitee damit an Stelle einer wissenschaftlichen Entdeckung die Implementierung eines verfahrenstechnischen Prinzips aus.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 führten die anhaltenden Verluste aus der Kohlehydrierung dazu, dass die I.G. Farben in verhängnisvolle Nähe zu dem neuen Regime rückten. Boschs Haltung gegenüber dem NS-Regime war widersprüchlich: Der liberal-demokratische Bosch gehörte nicht der NSDAP an und lehnte sowohl die Person Hitler als auch die antisemitische Politik des NS-Staates ab. Bosch unterstützte verfolgte jüdische Wissenschaftler und setzte sich auch innerhalb des eigenen Unternehmens für jüdische Angestellte ein. Dennoch sorgte er als Vorstandsvorsitzender dafür, dass die I.G. Farben von der auf Autarkie ausgerichteten Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten profitierte.
In den letzten Jahren seines Lebens belastete ihn das Wissen, dass die I.G. Farben und damit auch er selbst in seiner Funktion als Vorstandvorsitzender und späterer Aufsichtsratsvorsitzender zu Hitlers Machtpolitik und Kriegsvorbereitung beigetragen hatten, schwer.
Noch Fragen?
Mehr zum Leben Carl Boschs hatr die BASF unter www.basf.com/carl-bosch zusammengetragen. In Heidelberg ist im ehemaligen Wohnhaus des Chemikers auch ein Museum eingerichtet, das sowohl die Arbeit Boschs, als auch den Mensch beleuchtet. Im Netz: www.carl-bosch-museum.de.