Ludwigshafen Beide Seiten im Blick

Chef von 165 Mitarbeitern: Bernd Schwenninger.
Chef von 165 Mitarbeitern: Bernd Schwenninger.

„Das ist ein wirklich Netter“, sagt der Hausmeister des Amtsgerichts über Bernd Schwenninger, der seit März Direktor des Gerichts ist. Nett, freundlich, offen, höflich, so wird der 53-jährige Jurist immer wieder beschrieben. „Ich versuche, nett zu sein, ich kann aber auch mit Härte reagieren, wenn es erforderlich ist“, sagt Schwenninger.

Für ein Jurastudium habe er sich nach dem „Ausschlussprinzip“ entschieden, erzählt Schwenninger, der in Bensheim an der Bergstraße geboren und aufgewachsen ist. Zudem sei der Vater eines Freundes Anwalt gewesen „und ich habe mir gedacht, ich werde Anwalt und verdiene viel Geld“. Studiert hat er in Mannheim und Heidelberg. Damals sei das Studium noch „entspannt gewesen und ich habe das ausgekostet“, verrät Schwenninger. „Für einen Juristen gehört es dazu, dass er auch das Leben kennenlernt“, das sei in dem Beruf ebenso eine Voraussetzung wie die Beherrschung des „juristischen Handwerks“. Nach dem ersten Staatsexamen ging Schwenninger zum Referendariat nach Rheinland-Pfalz. Mit seiner Frau hat er in Neckargemünd gewohnt, die gerne dort geblieben wäre. „Mir liegen die Pfälzer aber mehr“, nennt der Hesse als Grund, warum er sich nach dem Referendariat für den Justizdienst in Rheinland-Pfalz beworben hat. Seit Jahren wohnt er mit seiner Familie in Grünstadt. Von seinem Wunsch, Anwalt zu werden, ist Schwenninger spätestens bei seinem Referendariat abgekommen. Er habe damals nebenbei bei einem Anwalt gearbeitet und festgestellt, „dass es mir mehr liegt, beide Seiten anzuschauen, als immer die des Mandanten als die Richtige herauszustellen“. 1996 trat Schwenninger seine erste Stelle am Amtsgericht Kaiserslautern an, seitdem hat er einige pfälzische Gerichte kennengelernt. „Das ist das Schöne in unserem Beruf, dass man an einem Ort und im gleichen Fachgebiet bleiben, dass man aber auch immer wieder wechseln kann“, sagt Schwenninger. Er war Straf- und Zivilrichter, war im Betreuungs- und im Familienrecht tätig. Lange habe er keine Vorliebe gehabt, inzwischen habe er „eine Tendenz“ zum Zivilrecht, sagt der 53-Jährige. Schnell habe er gemerkt, „dass mir die Kombination aus Rechtsprechung und Verwaltung liegt und deshalb eine Direktorenstelle etwas für mich wäre“. Nach Stationen an den Amtsgerichten Rockenhausen und Grünstadt sowie den Landgerichten Kaiserslautern und Frankenthal ging Schwenninger 2005 an das Oberlandesgericht Zweibrücken. Nur wer sich dort bewährt, bekommt in der Justiz der Pfalz eine Leitungsstelle. 2007 bewarb sich Schwenninger erfolgreich um die freie Stelle des Direktors des Bad Dürkheimer Amtsgerichts. „Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt“, blickt Schwenninger zurück. Doch als ihm 2012 die Leitungsstelle am größeren Frankenthaler Amtsgericht angeboten wurde, habe ihn das gereizt. Er wechselte nach Frankenthal. Drei Jahre später „kam die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, im Mainzer Justizministerium zu arbeiten“, erzählt Schwenninger. „Es war eine komplett andere Welt und eine sehr spannende Zeit“, blickt Schwenninger auf diese drei Jahre zurück. Er hätte beim Ministerium bleiben können, sagt Schwenninger, „doch meine Frau und ich haben anders entschieden“. Zum einen steige die Lebensqualität, wenn die Pendelei wegfalle. Zum anderen liege ihm die Arbeit beim Gericht mehr als im Ministerium: „Als Amtschef bin ich freier in meinen Entscheidungen.“ Zudem habe er „gern mit Menschen zu tun“. Und obwohl er in seinem Beruf täglich mit negativen Seiten des Lebens konfrontiert ist, „glaube ich nach wie vor an das Gute im Menschen“. Man müsse sich von dem, was man beruflich erlebt, „etwas abschotten“. Ausgleich bieten ihm neben der Familie das Mountainbikefahren, mit dem Hund spazieren gehen, wandern und im Haus und am Auto werkeln. Schwenninger ist nun der Chef von 165 Mitarbeitern. Bei allen habe er sich inzwischen persönlich vorgestellt, dabei habe er im Erdgeschoss begonnen, dort sind unter anderem die Büros der Wachtmeister. „Wenn sich Juristen von den anderen Mitarbeitern am Gericht abschotten, das mag ich gar nicht“, sagt Schwenninger energisch. Von der Stadt sei er bisher „noch kein intimer Kenner“, aber er wisse, dass sie „hässliche und reizvolle Ecken hat, wie alle Städte“.

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