Ludwigshafen Blickpunkt: STOCKNÄGEL: Ein Leben auf Wanderstöcken

Böhl-Iggelheim

. Der Strokkur schießt meterhoch in den Himmel, Skogafoss und Gullfoss stürzen in die Tiefe. Es sind kleine Bilder des größten Geysiren und der bekanntesten Wasserfälle Islands, die von Hans-Jürgen Weilands Urlaub auf der Insel erzählen. Doch nicht etwa in einem Fotoalbum, sondern auch einem Wanderstock prangen sie. Als kleine Plaketten, sogenannte Stocknägel. 2003 war er mit seiner Frau zu einer Gruppenreise rund um die Insel aufgebrochen. „Hier war es damals furchtbar heiß, auch nachts waren es noch 30 Grad“, erzählt er. Auf Island hätten sie es da mit rund 20 Grad schon besser gehabt. Nach den Stocknägel hat er dort eigentlich gar nicht bewusst geschaut. „Auf einmal habe ich Stocknägel in einem Laden gesehen und dann an den Touristenorten gefragt.“ Fünf Stück hat er mitgebracht. Diejenigen mit Geysir und Wasserfällen, einen mit einer Ansicht der Insel und einen, den ein Troll ziert. „Die sind typisch für das Land.“ Mehr als 500 Stocknägel hat Weiland im Laufe der vergangenen 50 Jahre gesammelt. „Ich war als Kind mit meinen Eltern in den Bayerischen Alpen unterwegs, als ich den ersten bekommen habe“, erinnert er sich. „Ich muss zehn oder zwölf Jahre alt gewesen sein.“ Wandern habe ihn schon in seiner Jugend fasziniert. Weiland erzählt von Urlauben mit seinen Eltern in den frühen 1960er-Jahren in den Dolomiten, auf den Spuren von Luis Trenker. „Ich war als Kind fasziniert davon, dass die Leute in den Feldspalten verschwunden sind“, sagt er. Damals habe er sich das aber noch von unten angeschaut. Später hat er sich dann selbst auf die Berge gewagt, ist mit Familie und Freunden in den Wanderurlaub gefahren. „Ich war viel in den Dolomiten unterwegs und habe alles erwandert, was möglich war.“ Und hat von jeder Hütte wenn möglich einen Stocknagel mitgebracht. „Da sind Hütten dabei, an die erinnere ich mich schon gar nicht mehr.“ Einige der Nägel, vor allem die aus den Dolomiten, hätten ihn viel Schweiß gekostet. Andere, wie zum Beispiel Alpenpässe, seien leichter zu erfahren gewesen. Früher hätten die Souvenirs circa 50 Pfennig gekostet. Heute belaufe sich der Preis schon mal auf vier Euro. Jeden seiner Nägel hat er selbst gekauft. „Es ist mein Wanderleben, das da drauf ist“, sagt Weiland. Heute sind Vorder- und Rückseite von mehr als einem Dutzend Stöcken vollgenagelt. Natürlich selbst und von Hand mit kleinen Nägeln. Welche Plakette die erste war, das weiß der Böhl-Iggelheimer nicht mehr genau. Aber die letzte, die stamme von der Saletalm am südlichen Ende des Königssees und wurde erst in diesem Jahr gekauft. „Die Stöcke und Stocknägel waren für mich von Anfang an nur Zierde“, sagt der 63-Jährige. In seinem Haus stehen sie im Flur in einer alten Milchkanne. Wer einen neugierigen Blick auf die Holzstöcke wirft, kann schnell erahnen, wo Weiland in seinem Leben schon überall war. Neben den zahllosen typischen Berg- und Hüttenansichten entdeckt der Betrachter das Dürkheimer Fass, den Frankfurter Römer, den Nürburgring oder den Affenberg in Salem. „Mich hat vor allem überrascht, dass es auch im Ausland diese Nägel gibt“, sagt er. Denn nicht nur von Island, sondern auch vom Ätna hat er einen Stocknagel. „Auf den bin ich besonders stolz , weil ich vor Jahren tatsächlich ganz oben war.“ Doch mittlerweile würde die Plaketten, die entweder aus Metall oder beschichtet sind, weniger nachgefragt werden. „Mich haben schon Leute angeschaut und gefragt, was das ist, als ich nach Stocknägeln gefragt habe“, erzählt der 63-Jährige. Auf einer Hütte hatte er ein ganz spezielles Erlebnis. Dort habe man ihm erzählt, dass sie Hunderte abnehmen müssten und deshalb auf den Verkauf verzichteten, weil man sich nicht sicher war, ob man sie loswerde. „Ich konnte den Besitzer dann animieren, welche zu bestellen“, erzählt Weiland. „Ich habe ihm 5 D-Mark dagelassen und nach einem halben Jahr hat er mir den Stocknagel zugeschickt.“

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