Ludwigshafen Dynamisch und gefühlvoll: Talking Modern Dance Crew gefällt mit „We speak dance!“

Theresa Kirschbaum erzählt im Solo „Hurt Feelings“ von den Verletzungen nach einer gescheiterten Beziehung – und wie man neuen L
Theresa Kirschbaum erzählt im Solo »Hurt Feelings« von den Verletzungen nach einer gescheiterten Beziehung – und wie man neuen Lebensmut fasst.

Sie nennen sich Talking Modern und sind mit ihrer ersten Tanzshow „We speak dance!“ jetzt an die Öffentlichkeit gegangen und im Maudacher Julius-Hetterich-Saal aufgetreten. Zeitgenössischer Tanz mit Ambition und emotionaler Hingabe – das ist das Ziel.

Der Saal sieht anders aus als gewohnt. An die Stelle von gesichtsloser Weite und Nüchternheit ist Wohlfühl-Atmosphäre getreten. Zahlreiche Scheinwerfer setzen die Tanzszenen ins rechte Licht. 21 sind es im Ganzen. Die Gründerin und künstlerische Leiterin der Gruppe, Luna Olivia Vögeli, hat sie choreografiert. Im ersten Teil des Programms jede Szene auf ein eingängiges Lied, Gruppe und Solo im Wechsel. Die ausgewählten zeitgenössischen Lieder, Songs und das eine französische Chanson sind gefühlsintensiv. Was das Lied transportiert, macht der Körper sichtbar. „We speak dance!“, verkündet der Titel, wir sprechen Tanz. Will sagen: Im Tanz spricht der Körper aus, was die Seele bewegt.

Stark als Gruppe

Vögelis künstlerisches Credo funktioniert: dynamische Bewegungsbilder in einer sportlich betonten Tanzsprache, ansprechende Kostüme, positive Gestimmtheit, obwohl auch negative Aspekte nicht fehlen. Die Stärke der Compagnie liegt in der Gruppe. Im Kern sind sie zehn einschließlich der mittanzenden Choreografin. Neun Frauen und ein Mann. Als einziger Mann ist er nicht, wie man erwarten könnte, automatisch Solist, sondern Teil der Gruppe. Allein die wenigen Hebungen sind ihm vorbehalten. Die Gruppen-Choreografien haben meist ein kurzes Solo, in dem der Gesamtausdruck variierend verstärkt wird. Jedes Mitglied hat mindestens einen Soloauftritt, manche haben mehrere. Ob ambitionierter Amateur oder Profi, macht für Luna Olivia Vögeli keinen Unterschied, und in ihrer Show ist ein solcher auch kaum zu sehen. Was zählt, ist die Hingabe an den Tanz. Damit dies für die Zuschauer deutlich wird, sind kurze Tanzpausen mit persönlichen Statements der Tänzerinnen ausgefüllt. Der Mann bekennt sich darin als spät berufen durch seine Ehefrau Luna. Diese, ganz Profi, versteckt in den Statements die kurzen Verschnauf- und Umkleidepausen, die ihr intensives Programm braucht. In Teil zwei des Abends gibt es ein längeres – deutlich zu langes – Mithören des Probenalltags.

Pfiffiger Einfall zum Applaus

Teil eins ist homogen: starke Gefühle in zeitgenössischer Tanzsprache. Besonders in den Soli kommt darin viel burschikose Nonchalance, lässiges Selbstbewusstsein und neckisches Sich-Zeigen zum Ausdruck. Auch mancherlei Liebe, die auf Grund des sportlichen Tanzvokabulars nie ins Pathetische oder Gefühlige abgleitet. Sehr schön anschaulich wird das nicht zuletzt an den dunklen Tanzsocken, die alle tragen. Sie wirken ein bisschen wie Stiefeletten.

Teil zwei ist etwas anders. Da gibt es viele klassische Musiken mit Annäherung an den Stil des Klassischen Balletts. Schön schwingende Gruppentänze sind durch weitere fünf Tänzerinnen verstärkt. Fließende Kleider. Schläppchen statt Socken. Keine Spitzenschuhe. Schelmisch liebevoll wirkt ein kurzes Solo auf eine Passage aus Tschaikowskis „Nussknacker“. Als Abschluss feiert die gesamte Talking Modern Dance Crew wieder das Zeitgenössische. Pfiffiger Einfall für den Applaus sind weiße Trikots mit dem jeweiligen Vornamen auf dem Rücken.

Die freie Tanzszene der Region ist sehr reich und vielgestaltig. Luna Olivia Vögeli ist angetreten, darin eine Nische zu besetzen als semiprofessionelle Gruppe mit einem Konzept, das gefallen will.

Termin

Eine zweite Vorstellung im Julius-Hetterich-Saal in Ludwigshafen-Maudach gibt es am Samstag, 22. Juni, 19 Uhr. Karten über Eventim.

Stark als Gruppe: die Talking Modern Dance Crew im Julius-Hetterich-Saal.
Stark als Gruppe: die Talking Modern Dance Crew im Julius-Hetterich-Saal.
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