Ludwigshafen Ein Fall fürs Gericht: Ludwigshafener Kultkneipe Maffenbeier

Hat rund 75.000 Euro in das Lokal investiert: Thomas Schulte-Hobein.
Hat rund 75.000 Euro in das Lokal investiert: Thomas Schulte-Hobein.

Dienstag, 14. August: Diesem Tag sieht Thomas Schulte-Hobein mit Unbehagen entgegen. An diesem Tag soll das Landgericht Frankenthal entscheiden, ob der als „Fitschi“ stadtbekannte Gastronom die Gaststätte Maffenbeier im Hemshof räumen muss, die er seit 26 Jahren führt. Ein Mitglied der Maffenbeier-Erbengemeinschaft hat eine Räumungsklage gegen ihn angestrengt.

Es ist ja nicht so, als gäbe es im näheren Umkreis keinen einzigen Ort, an dem man unter Bäumen sitzen, Rieslingschorle trinken und Schnitzel mit Bratkartoffeln essen kann. Warum ausgerechnet „der Maffe“ es geschafft hat, zu einem absoluten Kultlokal zu werden, das im Sommer wie im Winter fast immer brechend voll ist – so richtig vermag Thomas Schulte-Hobein es selbst nicht zu erklären. Eine Vermutung hat er allerdings: „Es könnte mit mir und meinem Team zusammenhängen.“ Viele der rund 30 Mitarbeiter im Service, hinter der Bar und in der Küche sind hier seit Jahrzehnten beschäftigt und für Stammgäste so etwas wie gute Bekannte. Deswegen glaubt Schulte-Hobein auch nicht, dass ein anderer Betreiber einfach nur Rieslingschorle und Schnitzel mit Bratkartoffeln auf die Karte schreiben muss und automatisch den gleichen Erfolg haben wird. „Wir haben auch eine Zeit gebraucht, bis es gelaufen ist“, sagt der 58-Jährige. „Anfangs hatten wir mittags fünf Essen. Jetzt sind es über 100.“ Und: Etliche Stammtische und Vereine haben den Maffenbeier zu ihrem Treffpunkt auserkoren, viele Mitarbeiter umliegender Firmen essen hier regelmäßig zusammen, die jährliche Weihnachtsfeier im „Maffe“ ist für viele Gruppen eine liebgewonnene Tradition.

Der Kläger sieht sich einer Schmutzkampagne ausgesetzt

Viele dieser Stammgäste haben via Facebook angekündigt, dass sie in das Lokal keinen Fuß mehr setzen werden, sollte es jener Mann betreiben, dem Schulte-Hobein am 14. August als Gegner vor Gericht begegnet. Denn das ist dessen Plan: den Betrieb der Gaststätte selbst zu übernehmen. Er selbst habe zwar keine Erfahrung in der Gastronomie, räumt der 63-Jährige ein. Ihm stehe aber „ein renommierter Gastronom aus der Umgebung“ zur Seite. Am Konzept („Gepflegte Getränke und anspruchsvolle Regionalküche in gemütlicher Atmosphäre“) wolle er nichts ändern. Der 63-Jährige bat darum, seinen Namen nicht in der Zeitung zu nennen. Er sieht sich bei Facebook nach eigenen Angaben einer „Schmutzkampagne“ ausgesetzt. Tatsächlich hat ein Posting Schulte-Hobeins in den vergangenen Tagen Hunderte Kommentare ausgelöst. Eine vom Maffenbeier-Team veröffentlichte Petition unterzeichneten bis Donnerstagmittag über 900 Menschen. „Vielleicht bringt es ja etwas“, sagt Schulte-Hobein. Schon seit einigen Monaten schwebt das „Damoklesschwert“, wie er selbst sagt, über Schulte-Hobein. Als „Verwalter“ einer aus zwölf Parteien bestehenden Erbengemeinschaft habe der 63-Jährige den Mietvertrag schon im September fristgerecht gekündigt. Da seiner Meinung nach die Kündigung zum 31. Januar nicht rechtens gewesen sei, habe er Einspruch erhoben und sei im Lokal geblieben, sagt Schulte-Hobein. Über die Räumungsklage des 63-Jährigen wird nun am 14. August das Landgericht Frankenthal befinden. Im Kern geht es um die Frage, ob ein Mitglied der Erbengemeinschaft den Pachtvertrag kündigen darf, wenn nicht alle Mitglieder dieser Gemeinschaft damit einverstanden sind und teilweise – nach Schulte-Hobeins Darstellung – ihre Vollmachten zurückgezogen haben. Sein Anwalt und er sind der Meinung, es müsse in solch einem Fall Einstimmigkeit herrschen. Der Gegner argumentiert, er wolle das Lokal Maffenbeier zurück in die Familie holen, die es bis 1992 betrieb.

Mehrere Einbrüche, drei Brände - Schulte-Hobein hat einiges erlebt

In dem mehr als 150 Jahre alten Gebäude befindet sich seit 1905 ein Lokal. Mehrere Generationen der Familie Maffenbeier haben es geführt, zuletzt das Ehepaar Horst und Maria Maffenbeier. Als sie sich 1992 zur Ruhe setzten, haben sie es an den damaligen Libresso-Pächter Schulte-Hobein übergeben. „Zum früheren, inzwischen leider verstorbenen Verwalter hatte ich ein sehr gutes Verhältnis“, sagt der in Friesenheim lebende Wirt, der nach eigenen Angaben mehrfach vergeblich angeboten hatte, Haus und Grundstück selbst zu kaufen. Mehrere Einbrüche, drei Brände, eine Umfirmierung – in den 26 Jahren hat Schulte-Hobein nicht nur Höhen, sondern auch einige Tiefen mit dem Maffenbeier erlebt. Nach eigenen Angaben hat er rund 75.000 Euro in das Lokal investiert, der Vermieter habe notwendige Renovierungen dagegen nicht vorgenommen. Das Verhältnis zwischen beiden scheint zerrüttet zu sein. „Wenn ich am 14. August hier raus muss“, sagt Schulte-Hobein, „werde ich nicht ein Glas hier lassen. Wenn er es nicht bezahlt.“ Er arbeite zwar gerade an einem Plan B für sich und seine Leute. Lieber wäre ihm aber, er könnte Plan A weiter durchziehen.

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