Ludwigshafen „Ein Glücksfall für die Stadt“
, der CDU-Kulturdezernentin der Stadt, ist Hansgünther Heyme seit über 40 Jahren ein Begriff, sagt sie. Damals, in seiner Kölner Zeit, habe er vor allem mit seinen Schiller-Inszenierungen von sich reden gemacht. „Es war mir daher eine große Freude, ihn vor elf Jahren nach Ludwigshafen holen zu können.“ Für die Stadt „war und ist Heyme ein Glücksfall“. Mit seinen früheren Inszenierungen wie „Elektra“ oder „König Ödipus“, mit spektakulären Werbeaktionen oder mit der „herausragenden ,Ring′-Inszenierung“ – immer habe er den Finger in die Wunde gelegt und nicht nachgelassen, „mittels des Theaters sowohl Missstände als auch des Volkes Bedürfnisse aufzuzeigen“, um im Blochschen Sinne „eine utopische Zukunft zu erahnen“. Mit Heyme seien es in Ludwigshafen „großartige Jahre“ gewesen, sagt Reifenberg. Hasan Özdemir, türkischstämmiger Autor aus Ludwigshafen, meint, dass Heyme dem Theater im Pfalzbau eine neue Identität gegeben habe. Dem Intendanten verdanke er den Impuls, „endlich das Theaterstück“ zu schreiben, das er schon lange geplant habe. Er, Özdemir, habe dem Regisseur vertraut, sei auch nur bei der ersten Lesung mit den Darstellern dabei gewesen. Heyme, der stets freundlich und respektvoll gewesen sei, verdanke er, dass dieses Stück über das Zusammenleben von Deutschen und Türken, der „Proband“, 2010 einen bundesweiten Dramenwettbewerb gewonnen habe. Urs Häberli, Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern, würdigt Heymes Leistung, das Profil des Theaters im Pfalzbau „mit seiner künstlerischen Ausrichtung, den Festspielen und Produktionen in eigener inszenatorischer Verantwortung“ geschärft zu haben. „Der unermüdliche und charismatische Intendant“ habe sowohl im Kinder- und Jugendtheaterbereich als auch im regulären Spielplan ein großes Publikum für sich gewinnen können. Ludwigshafen könne „stolz auf die Zusammenarbeit mit einem Theatermann zurückblicken, der über Jahre deutschlandweit maßgebliche und bewundernswerte Akzente gesetzt hat.“ Ein besonderer Dank gelte Hansgünther Heyme auch für seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Pfalztheater Kaiserslautern. Michael Kötz, Direktor des Festivals des deutschen Films, Ludwigshafen, nennt Hansgünther Heyme „einen unruhigen jungen Mann, aber mit dem ganzen Wissen des Alten.“ Der 79-Jährige verkörpere „buchstäblich“ den Enthusiasmus der „68er“. Er fordere die Menschen, weil er sie liebe. „Theater ist für ihn ein Ort der vitalen Beteiligung und der Ehrlichkeit. Er hasst den bourgeoisen Gestus. Ein Segen für Ludwigshafen!“ Der Präsident der Freien Akademie der Künste Rhein-Neckar, in der Heyme Mitglied ist, gibt sich überzeugt: „Seine Entlassung kränkt ihn sehr. Und diese mit seinem Alter zu begründen, kränkt ihn noch mehr.“ René Zechlin, Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, sieht in Heyme einen „herausragenden Theatermacher, der in Ludwigshafen mutige und spannende Projekte realisiert hat.“ Er „bedaure, dass die Zusammenarbeit mit ihm nicht länger stattgefunden hat.“ Obwohl er kein festes Ensemble habe, sei es Heyme gelungen, das Theater im Pfalzbau zu einem „hochkarätigen Gastspielhaus“ zu etablieren und trotzdem herausragende eigene Produktionen zu machen. Reinhard Spieler, früherer Leiter des Hack-Museums, heute Direktor am Sprengel-Museum, Hannover, schwärmt: „Großartig! Ein Mensch, der mit aller Leidenschaft für die Kunst brennt“. Als junger Kollege könne man sich davon „eine ganze Menge Scheiben abschneiden“. Der Theatermacher sei in seinem Engagement und in seiner Leidenschaft jünger als viele seiner jüngeren Kollegen. In Ludwigshafen habe er „das soziale Potenzial der Kunst“ nicht nur gesehen, sondern auch geliebt und ausgeschöpft. Für die „Ring“-Inszenierung habe er nicht nur mit Schauspielern gearbeitet, sondern auch Schulen beteiligt, ebenso die Graffiti-Szene der Region. Für Burkhard C. Kosminski, Schauspielintendant am Mannheimer Nationaltheater, ist Heyme eine Persönlichkeit, die das „Theaterdeutschland“ der vergangenen 50 Jahre mitgeprägt habe. Seine Arbeit am Theater im Pfalzbau „habe ich mit großer Neugier verfolgt“, sagt der Regisseur und Schauspieler. Er fahre gerne über den Rhein „zu den wirklich herausragenden Gastspielen der ganz großen deutschen Sprechtheater, die Heyme regelmäßig in die Pfalz holt.“ Er verneige sich vor „einem großen Theatermann“ und sei sich sicher, „dass wir auch in Zukunft viel von Heyme hören und sehen werden.“ Karl-Heinz Steffens, Chefdirigent der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, erinnert sich: „Ich werde die langen Gespräche über Kunst und Kultur nie vergessen.“ Er sei für ihn ein Glücksfall gewesen und Heyme „wahrlich einen der letzten Mohikaner“, ein „umfassend gebildeter Künstler, der nicht nur sein Regiehandwerk virtuos beherrscht, sondern die Bedeutung des Wahren und Guten im Kunstwerk erkennt und herausstellt.“ Der Theatermann, der „auf seine ungebrochen revolutionäre Art“ immer noch traditionell sei, zeichne sich durch einen „ungeheuren Respekt vor dem Kunstwerk“ aus. Steffens, der mit Heyme Wagners „Ring“-Tetralogie auf die Bühne gebracht hat, bekennt: „Mich beflügelt sein Denken immer wieder, und ich wünsche mir für uns alle noch viel Heyme, wo immer er tätig sein wird.“