Ludwigshafen Eine entspannte Zeitreise

Eine hohe Stimme und das typische hämmernde E-Piano: Ex-Supertramp Roger Hodgson bei seinem Mannheimer Auftritt.
Eine hohe Stimme und das typische hämmernde E-Piano: Ex-Supertramp Roger Hodgson bei seinem Mannheimer Auftritt.

Natürlich hat Roger Hodgson im Rosengarten alle Hits aus der Supertramp-Ära gespielt, auch wenn er die Band schon vor Jahrzehnten verlassen hat. Entspannt lud er die Zuhörer zu einer Zeitreise ein. Das Publikum feierte ihn dafür. Es wurde ein Wohlfühlabend mit einem sehr sympathischen Star.

Was man im Konzert hören würde, war von vornherein ziemlich klar, und die Erwartung wurde auch erfüllt. Was die Besucher außerdem mitnahmen, war der Eindruck eines bescheidenen Gentleman, der weiß, was er dem Publikum verdankt. „Mach bitte mal das Licht an, damit ich mein wundervolles Publikum sehen kann“, sagte er zum Saaltechniker, der ihm den Gefallen prompt tat. „Ah, an dich erinnere ich mich“, sagte er scherzhaft und deutete auf ein paar Leute im ausverkauften Mozartsaal. Da hatte Hodgson gerade „Take The Long Way Home“ als erstes Stück gespielt. Der Sound stimmte von Anfang an, und jeder Ton war da, wo man ihn erwartete. Man könnte auch daheim eine CD anhören. Sieben Studio-Alben und eine Live-Platte gibt es aus der Supertramp-Zeit von 1969 bis 1983, als Hodgson die Band verließ. Den Klang von damals bringt der Brite auch heute noch. Das typische hämmernde E-Piano spielt er selber, das für eine Rock-Band ungewöhnliche Saxophon trägt inzwischen Michael Ghegan bei, der ansonsten auch Keyboard, Flöte und Melodica spielte. Das markanteste Merkmal von Roger Hodgsons Musik ist damals wie heute seine hohe Stimme. Die wird oft als Falsett, also Kopfstimme, beschrieben, ist aber falsch. Hodgsons normale Bruststimme reicht einfach sehr hoch. Ray Coburn ist eine Art Lead-Keyboarder, er hat oft die Solos und instrumentale Führungsstimme, David Carpenter spielt Bass, und Bryan Head sitzt am Schlagzeug. Nun sind die großen Supertramp-Hits alle aus Roger Hodgsons Feder, und so geht es im Konzert weiter mit „School“ und „Breakfast In America“, ehe mit „Lovers In The Wind“ ein Stück zu hören war von Hodgsons erstem Solo-Album „In The Eye Of The Storm“, das 1984 erschienen ist. Natürlich fragt man sich, warum Hodgson Supertramp verlassen hat. 1979, mit dem Album „Breakfast In America“, hatte die Band wohl den Zenit erreicht. Nach einer Welttournee mit 120 Konzerten in zehn Monaten machte die Band eine Pause. In dieser Zeit richtete sich Roger Hodgson ein eigenes Studio ein und zog aufs Land, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Rick Davies, Keyboarder und zweiter kreativer Kopf und Songschreiber bei Supertramp, stand für einen etwas anderen Stil. Die künstlerischen Differenzen machten die Produktion des nächsten Albums „Famous Last Words“ schwierig. Hodgson wollte seinen eigenen Weg gehen, Davies führte Supertramp ohne Hodgson weiter, doch 1988 fiel die Band endgültig auseinander. Ein Versuch von Davies und Hodgson, Supertramp gemeinsam wieder zu erwecken, ging 1993 schief. Davies startete eine Supertramp-Reunion 1997 – ohne Hodgson. Der Supertramp-Auftritt 2010 in der SAP Arena zeigte, dass die Band zwar auch ohne Hodgson fantastisch klingt, seine Stücke aber immer noch die größte Resonanz im Publikum finden. Über mangelnden Zuspruch konnte sich Hodgson bei seinem Auftritt jetzt im Rosengarten nicht beklagen. Ein ausverkauftes Haus und ein Publikum, das ihn euphorisch feierte, haben ihn erfreut. Bescheiden bedankte er sich bei seinen Zuhörern dafür, dass sie ihm so lange die Treue halten und es ihm ermöglichen würden, als Musiker ein glückliches Leben zu führen. Er begrüßte Carol in der ersten Reihe, die zum hundertsten Mal eines seiner Konzerte besuchte, er spielte auf besonderen Wunsch „Lovers In The Wind“, und ein Mädchen, das ihm ein Bild gemalt hatte, ließ er auf die Bühne heben, sprach länger mit ihm und setzte es auf seinen Platz am Keyboard, während er mit den Zugaben begann. Kurz, Roger Hodgson in Mannheim wirkte so bescheiden, freundlich und zugänglich, dass man ihn einfach gern haben musste. Nicht nur deswegen feierten ihn die Zuhörer noch während des Konzerts stehend.

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