Ludwigshafen „Für mich ist es eine echte Erfolgsgeschichte“

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Waldsee. Das Café Asyl International in Waldsee ist so viel mehr als eine bloße Begegnungsstätte für Menschen, die ihre Heimat verloren haben und nun in einem neuen Land von ihr Leben von vorne anfangen. Seit rund einem Jahr gibt es das Café nun. Die 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter sind Ansprechpartner in fast allen Lebenslagen und sorgen dafür, dass Integration machbar ist. Am Montag haben sie zusammen mit ihren Schützlingen ein Sommerfest im Hof des Hotels Oberst gefeiert.

Ute Butsch-Wächter, eine der Organisatorinnen des Café Asyl International, denkt an die Zeit vor gut eineinhalb Jahren zurück. Damals waren in Waldsee immer mehr Flüchtlinge anzutreffen. Eines Tages stand sie im Supermarkt an der Kasse und hat beobachtet, wie die Kassiererin einen jungen Somalier, der Brötchen kaufen wollte, anraunzte, er solle „ä Dudd“ nehmen. „Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Woher sollte der Mann denn wissen, was er hier machen muss? Da war für mich klar, ich muss etwas tun, damit sich Flüchtlinge hier zurechtfinden.“ Das ging nicht nur ihr so, viele hatten ähnliche Erlebnisse. Etwa zur gleichen Zeit lud Wolfgang Kühn, Beigeordneter der Verbandsgemeinde Rheinauen, alle, die an der Mitarbeit in dem geplanten Netzwerk Asyl interessiert sind, zu einem ersten Treffen ein. „Die Beteiligung war überwältigend“, erzählt er rückblickend. Die Ehrenamtlichen waren voller Idealismus und Tatendrang, doch sie haben schnell festgestellt, dass aus dem „schnell mal Ideen umsetzen“ nichts wurde. „Man braucht für alles einen langen Atem, es ist ein langer Weg“, sagt Butsch-Wächter und Kühn stimmt ihr zu. Besuche bei den Flüchtlingen, die im Hotel Oberst untergebracht waren und teils immer noch sind, kamen schnell zustande. Doch bald wurde klar, dass ein größerer Raum zur Begegnung nötig wäre. „In den engen Zimmern der Flüchtlinge konnten wir ja praktisch nur auf der Bettkante sitzen.“ So kam es zur Gründung des Café Asyl International als Begegnungsstätte im Jugendkeller des katholischen Pfarrzentrums. Manchmal kamen mehr als 60 Gäste, im Moment sind die Besucherzahlen eher rückläufig, erzählt Butsch-Wächter. Das Café Asyl International wurde schnell zu einem Umschlagsplatz für Informationen und Hilfe aller Art, zur Keimzelle für Ideen für weitere Projekte. Im Café werden Sprachkurse, die im evangelischen Pfarrzentrum und im Hotel Oberst stattfinden, vermittelt. Kinder bekommen Hausaufgabenbetreuung und auch private Nachhilfe. Es wurden schon Praktikums- und Ausbildungsplätze vermittelt oder Flüchtlinge in Integrationsprojekten umliegender Hochschulen untergebracht. Immer wieder werden gemeinsam Formulare ausgefüllt, wenn der deutsche Behördendschungel Flüchtlinge vor Probleme stellt. Hier wurde auch die Idee geboren, eine Fahrradwerkstatt zu organisieren. Mit Hilfe der Gemeinde wurde auch dieses Projekt umgesetzt. Ein weiteres großes Projekt wurde Anfang des Jahres verwirklicht: die Kleiderkammer, bis dahin eine hoffnungslos überfüllte Nische im Café Asyl International, eröffnete in einem leerstehenden Supermarkt und erfreut sich großer Beliebtheit. Wichtig ist aber vor allem auch die menschliche Nähe, das Teilhabenlassen am Leben in Waldsee, sei es durch gemeinsame Weihnachtsfeiern mit Geschenken oder einem Ostereiersuchen. Durch gemeinsame Ausflüge, weiteren Unternehmungen, aber auch einfach dadurch, dass Flüchtlinge mitgenommen werden zu Festen oder Sportereignissen im Ort. Inzwischen haben die Waldseer Handballer, Fußballer und Volleyballer Verstärkung von Flüchtlingen bekommen. Und bei den Gasserasslern, der Waldseer Guggenmusik, trommelt neuerdings ein junger Mann aus Syrien mit. Auch beim Umwelttag der Gemeinde waren viele Flüchtlinge im Einsatz. Zurzeit leben 242 Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde, davon 149 in Waldsee. Die meisten wohnen nach wie vor im Hotel Oberst. Dazu kommt noch eine große Zahl von bereits anerkannten Flüchtlingen, die aus dieser Statistik fallen. Für alle ist das Café Asyl International da. „Für mich ist das Café eine echte Erfolgsgeschichte“, sagt Kühn. Und nicht nur er sieht das so. Termin Café Asyl International, immer montags, 16 bis 18 Uhr, Jugendkeller des katholischen Pfarrzentrums. |krx

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