Ludwigshafen „Habe gedacht, ich sterbe jetzt“
Gegen eine Ausgleichszahlung von 1200 Euro und eine Entschuldigung hat gestern ein 37-Jähriger das Amtsgericht Ludwigshafen als freier Mann verlassen dürfen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, im Jahr 2014 seine damalige Ehefrau in Ludwigshafen zumindest in zwei Fällen geschlagen und einmal auch gewürgt zu haben.
„Ich habe immer Schläge bekommen, wenn ich etwas nicht machen wollte oder ihm widersprochen habe“, sagte die heute 38-Jährige gestern vor Gericht aus. „Überwiegend ging es dabei um die Arbeit.“ So habe der Mann sich mit einem Lokal selbstständig gemacht, „aber ohne mich lief es nicht“. So habe sie für ihren schlecht Deutsch sprechenden Gatten unter anderem Verhandlungen geführt und ihre Erfahrungen in der Gastronomie eingebracht. An den beiden fraglichen Tagen sei es zum Streit gekommen. „Das war in den Schulferien, und ich wollte Zeit mit meinen Kindern verbringen“, erklärte sie ihr Verhalten. Beim zweiten Mal waren Kinder ihrer Schwester in Ludwigshafen zu Gast, und die Frau verweigerte erneut ihren Einsatz im Lokal. „Dafür hat er mich jedes Mal geschlagen.“ Einmal so stark mit der Faust, dass ihr das Trommelfell eingerissen sei, ein weiteres Mal mit einem Gürtel. „Und dann hat er mich auch gewürgt, sodass ich gedacht habe, ich sterbe jetzt.“ Erst danach habe sie die Kraft gefunden, sich endgültig von ihrem Mann, von dem sie mittlerweile geschieden ist, zu trennen. Die 38-Jährige lebt mittlerweile mit ihren Kindern nicht mehr in der Rhein-Neckar-Region. Doch auch hier habe sie die Vergangenheit eingeholt. „Ich habe Angstzustände, nehme Tabletten, und wir haben uns einen Hund angeschafft.“ Aufgrund ihrer Ängste konnte sie die Wohnung nicht mehr verlassen. Erst 2015 sei es einem Sozialarbeiter gelungen, die Frau so weit zu festigen, dass sie Anzeige bei der Polizei erstattete. Der Mann hatte die Vorwürfe seiner Exfrau zunächst bestritten. Nicht er habe seiner früheren Ehefrau nachgestellt oder sie gar geschlagen. Vielmehr habe sie ihn aus Eifersucht andauernd verfolgt, habe einmal sogar zum Gürtel gegriffen, als er nichts ahnend auf dem Bett lag, und wollte ihn verprügeln, ließ der 37-Jährige über seinen Dolmetscher verlauten. Dafür habe er auch Zeugen, sagte der Mann. Überhaupt habe sich die Frau ihre Verletzungen wohl selbst beigebracht. „Sie hat psychische Probleme und ist sehr gut darin, andere von ihrer Version zu überzeugen“, behauptete er. Ehe weitere Zeugen vernommen werden sollten, unter anderem einer der Söhne der Frau, lud Richterin Lena Schenk die Prozessbeteiligten zu einem Rechtsgespräch. Im Anschluss machte sie den Vorschlag, das Verfahren gegen die Zahlung einer Geldstrafe von 1200 Euro als Wiedergutmachung an die Frau sowie eine ernst gemeinte Entschuldigung zu beenden. Dem stimmten, nach kurzer Beratung, alle Beteiligten zu. Auf weitere Zeugenvernehmungen – unter anderem waren die beiden minderjährigen Söhne der Frau geladen – wurde daher verzichtet.