Ludwigshafen Jauchzet, frohlocket!

Zu begegnen war in der Mannheimer Konkordienkirche einem geistlichen Gipfelwerk in würdigem Gewand. Eine anspruchsvolle Aufführung erfuhren die erste, dritte, vierte und sechste Kantate aus Bachs Weihnachtsoratorium. Ausführende waren Chor, Bläser und Vokalsolisten der Mannheimer Musikhochschule. Den Streichersatz steuerte das Kurpfälzische Kammerorchester bei. Harald Jers, Leiter des Hochschulchors, dirigierte.

Die unvollständige Vorstellung des Weihnachtsoratoriums entspricht der Aufführungspraxis. Bach hat das sechsteilige Werk in seiner Eigenschaft als Thomaskantor in Leipzig geschrieben und dort die einzelnen Kantaten mit dem Thomanerchor zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aus der Taufe gehoben. Vollständige Aufführungen sind bis heute selten. In der Konkordienkirche wurden jetzt die Zuhörer gleich zu Beginn des Konzerts, beim Eingangschor der ersten Kantate, unmittelbar gefangen genommen durch den mitreißenden Schwung der Wiedergabe. Glückseliger Jubel und Freude über die Geburt des Gottessohns teilten sich unmittelbar mit in dem festlichen, durch Paukenschläge rhythmisch grundierten strahlenden barocken D-Dur-Glanz der Trompeten. „Jauchzet, frohlocket!“, die ersten Worte des Weihnachtsoratoriums, fanden eindringliche musikalische Umsetzung, zu der die Ausdrucksgewalt des Chors entscheidend beitrug. Was der Anfang versprochen hatte, löste die Aufführung auch in ihrem weiteren Verlauf ein. Gesungen und gespielt wurde in der Konkordienkirche durchweg konzentriert, gepflegt und stilvoll. Unter Harald Jers` umsichtiger Leitung gerieten die musikalischen Abläufe stets reibungslos, wurden Bachs mehrstimmige Satzstrukturen dank einem bestens ausbalancierten, abgerundeten, durchsichtigen Chorklang und einer klaren Linienführung immer zwingend freigelegt. Zusätzlich gefiel der Hochschulchor durch intonatorische Sicherheit. Um bei dem sängerischen Teil zu bleiben: Mit exzellenten Leistungen warteten die Solisten auf. Der koreanische Tenor Seungju Bahg, ein tadelloser Vokalist, profilierte sich als ein mit ausgeprägtem stilistischem Gespür gestaltender expressiver Evangelist. Wobei Bahgs vorbildlich klare, intensive Textdiktion besonders hervorzuheben ist . Seine Landsmännin Jina Choi nahm durch ihre schön gefärbte Altstimme und geläufigen Ziergesang für sich ein. Sehr elegant und geschmeidig geriet ihr Dialog mit der Soloviolinistin in der Arie „Schließe, mein Herze“ in der dritten Kantate. Nicht zu vergessen auch das gepflegte Duo der beiden Violinsolisten in der Arie „Wohlan, dein Name soll allein in meinem Herzen sein!“ Sie wurde, wie auch der Rest seiner Partie, sehr überzeugend vorgetragen von dem in jeder Beziehung erstklassigen litauischen Bassisten Modestas Sedlevicius. Für bemerkenswerte Stimmqualität, vokale und musikalische Kultur standen auch die beiden Sopranistinnen Alina Wunderlin und Julia Pastor ein. Allerdings wurden die Solisten an einigen Stellen vom Chor und den klangmächtigsten Orchestersektionen übertönt. Nebenbei, an das zuverlässig spielende Kurpfälzische Kammerorchester gingen von Jers weniger Impulse als an den Chor. Ein Sonderlob gebührt schließlich den Trompetern, während die Intonation des Hornduos am Anfang der vierten Kantate grenzwertig war.

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