Ludwigshafen Keine Fahrstuhlmannschaft mehr
Ludwigshafen. Im zweiten Anlauf in der Zweiten Handball-Bundesliga will der TuS Ferndorf nicht sofort wieder absteigen. Bislang scheint das Vorhaben zu gelingen, die Nordrhein-Westfalen sind aktuell Tabellenzwölfter. Der Aufsteiger gastiert heute (19 Uhr, Friedrich-Ebert-Halle) bei der TSG Friesenheim.
Der vergangene Samstag war so etwas wie ein Handball-Feiertag in der Sporthalle Stählerwiese. Neuling TuS Ferndorf, als einer der Abstiegskandidaten in die Saison gestartet, traf auf Tusem Essen, ein großer Name in Handball-Deutschland, unter anderem dreimaliger deutscher Meister. Während die Essener in den vergangenen Jahren stets zwischen Erster und Zweiter Liga pendelten, spielten die Ferndorfer vor nicht allzu langer Zeit noch in der viertklassigen Oberliga. Auch wenn Tusem Essen längst nicht mehr so erfolgreich ist wie in den 80er und der ersten Hälfte der 90er Jahre, war es für den kleinen Verein aus Nordrhein-Westfalen eine besondere Partie. Und ganz besonders wurde sie dadurch, dass die Gastgeber Tusem in der zweiten Halbzeit förmlich überrannten, mit einem 12:4-Lauf zwischen der 34. und der 55. Minute für einen letztendlich ungefährdeten 30:26-Sieg sorgten. Der Meister der Dritten Liga West aus der Vorsaison steht nun erstmals in seiner Zweitliga-Geschichte mit einem positiven Punktekonto da. Es ist gewissermaßen die Krönung eines recht erfolgreichen vergangenen Jahrzehnts. Die Ferndorfer, 1971 in der letzten Saison der Feldhandball-Bundesliga vor deren Auflösung dabei, jagten nämlich im Sauseschritt durch die Spielklassen. 2008 stiegen sie von der Oberliga in die Regionalliga auf, schafften 2010 die Qualifikation für die neugegründete Dritte Liga. 2012 ging es dann in die Zweite Liga hoch – und ein Jahr später als Tabellen-19. wieder runter. Nach Platz zwei in der Saison 2013/14 folgte nun der erneute Zweitliga-Aufstieg. Diesmal geht der Verein das Abenteuer in der zweithöchsten deutschen Spielklasse jedoch deutlich ambitionierter an. Auch wenn sechs Leistungsträger und Übungsleiter Erik Wudtke (für ihn übernahm Reserve-Trainer Michael Lerscht) den TuS Ferndorf, dessen A-Jugend wie die der TSG Friesenheim in der Bundesliga spielt, nach dem Aufstieg verließen. „Das Projekt Zweite Liga ist für den Verein eine große Aufgabe“, sagte Lerscht gegenüber dem Fachmagazin „Handballwoche“. Dabei, dass es keine zu große Aufgabe wird, soll beispielsweise die Kooperation mit Bundesligist VfL Gummersbach helfen. Der Traditionsclub stattet Talente mit einem Zweitspielrecht in Ferndorf aus. Vor allem aber setzen sie beim TuS auf junge, hungrige Spieler. „Mir ist ein junger Spieler mit 100 Prozent Herzblut lieber als ein alter Hase, der eigentlich keine Lust mehr auf Training hat“, sagt Lerscht und fügt an: „Ich will, dass wir in jeder Szene mit dem Messer zwischen den Zähnen auftreten.“ Zumindest zu Hause scheint das zu gelingen, der TuS Ferndorf hat bislang alle vier Heimspiele gewonnen. Auswärts hat der Aufsteiger allerdings dreimal verloren. Zu unterschätzen sind sie trotzdem sicherlich nicht: Beim Tabellendritten TSV GWD Minden, dem die TSG Friesenheim im ersten Heimspiel ein 25:25 abtrotzte, unterlagen die Ferndorfer „nur“ 25:28. (tnf)