Ludwigshafen Lebensaufgabe auf der Matte
LUDWIGSHAFEN. Der Sport hält ihn nicht nur fit, sondern ist für ihn eine Lebensaufgabe geworden. Gerhard Milnazik, der Ende August seinen 80. Geburtstag gefeiert hatte, steht nicht nur als Judoka wöchentlich auf der Matte, sondern er gibt auch sein Wissen und Können an Kinder weiter. Beim TuS Oggersheim führt er seit 15 Jahren den Nachwuchs an die japanische Sportart heran.
Ans Aufhören denkt er noch nicht. Seit 1992 ist der ehemalige Feuerwehrmann der BASF-Werksfeuerwehr auch Träger des sechsten Dan. Noch heute erinnert sich Gerhard Milnazik an seine Anfänge im Judosport. Blödsinn unter Geschäftskollegen war damals der Grund, weshalb der ehemalige Fußballer die sportlichen Seiten wechselte. Vom harten Fußballfeld auf die deutlich weicheren Matten. „Als man mich erstmals aufs Kreuz gelegt hatte, wollte ich unbedingt dabei bleiben. Ich wollte es den anderen auch beweisen“, erzählt der rüstige Pensionär. Er sitzt in der Ecke der Umkleidekabine in der Turnhalle der Schloss- Schule und wartet auf seine ersten Schüler. „Ich bin meist der Erste, der da ist und der Letzte der geht“, erzählt Milnazik. Er lächelt, denn es ist ihm eine große Freude, Kindern einen Rückhalt und eine Aufgabe im Sport zu geben. Er will dem Nachwuchs eine solide Grundausbildung geben, ohne, dass der Spaß auf der Strecke bleibt. „Aber jeder der Judo betreibt, möchte auch Wettkämpfe bestreiten, um zu sehen, wo er steht“, sagt Milnazik. Die Ausnahme ist er selbst. „In meinem Alter muss das nicht mehr sein. Und für uns alte Säcke gibt es keine Wettkämpfe mehr“, meint er augenzwinkernd. Mit 37 Jahren machte er seinen letzten Wettkampf, dann folgte sein vielseitiges ehrenamtliches Engagement – auch über die Matte hinweg. Die Prüfungen zum fünften Dan, die ließ er sich nicht nehmen. Sie waren Ansporn genug, auch immer wieder auf die Matte zu gehen. Der sechste Dan verlieh ihm der Verband ehrenhalber. „Darauf bin ich stolz und deshalb möchte ich so lange ich kann, auch Kindern zum Judosport bringen“, sagt Milnazik. Die Jugend und Judo, das passt einfach bei ihm. Das führte soweit, dass der heute 80-Jährige 1985 zu einer vierwöchigen Reise der Deutschen Sportjugend nach Japan eingeladen wurde und als Betreuer die Jugenddelegation begleitete. „Ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde“, erzählt Milnazik. Man könnte ihn auch den Sozialarbeiter unter den Judokas nennen. Der ehemalige Feuerwehrmann hört zu, spricht sehr viel mit den Eltern und Kindern. Bis zu 15 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren kommen jeweils dienstags zwischen 18 und 20 Uhr zu ihm in die Übungsstunde. Er hat den Sport zu einer Lebensaufgabe gemacht. Seit 1954 ist er dem Judo-Sport verbunden, zunächst bei der damals neu gegründeten Judo-Abteilung des PSV Ludwigshafen, wo er zahlreiche Einzeltitel und mit der Mannschaft auf Pfalzebene gewann. Der Einstieg ins Trainergeschäft folgte 1971, als seine beiden Kinder ihr Interesse an der japanischen Sportart entdeckten. Dazu leitete er 28 Jahre die Judo-Abteilung des Vereins. „Die Technik dieser Sportart, aber auch wie Judo in der Ganzheitlichkeit betrieben wird, fasziniert mich bis heute noch“, erzählt Milnazik und sieht darin auch seine damalige Motivation, sich auf vielen Ebenen ehrenamtlich zu engagieren. So war er viele Jahre Kampfrichter, Vorsitzender der Dan-Gruppe, Jugendleiter und Vorsitzender im Judoverband Pfalz. Für sein über viele Jahrzehnte geleistetes ehrenamtliches Engagement wurde Milnazik, der gebürtige Hemshöfer, der jetzt in Friesenheim lebt, zum Ehrenmitglied ernannt. Der Sport bestimmt aber weiterhin seinen Tagesablauf. Volleyball und Fitnessgymnastik gehören bei ihm auch dazu. Und ein Muss für ihn: das Sportabzeichen. „Da fühle ich mich immer noch topfit“, erzählt Milnazik, der auch Fan der TSG-Handballer ist. „Deswegen habe ich ja auch eine Dauerkarte“, meint er lächelnd.