Ludwigshafen Leichte Muse mit Anspruch

Weihnachtskonzert ohne Weihnachtsmusik: Diesmal stand Opern- und Operettenmusik auf dem Programm der Benefizveranstaltung der Bürgerstiftung Ludwigshafen. Serviert von Preisträgern des Neustadter „Meistersingerwettbewerbs“, bestens sekundiert durch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Markus Hubers befeuernder Stabführung.

„Weihnachtsmusik – die gibt es im Advent zuhauf, und sie ist am schönsten in der Kirche“, stand im Programmheft zum Benefizkonzert, in dem auch eine Lanze gebrochen wurde für die leichte Muse, vorausgesetzt, dass sie mit ästhetischem Anspruch und Kunstsinn gepflegt werde. Dementsprechend stand der zuerst noch vorsichtig tastenden Liebeswerbung des Rodolfo „Wie eiskalt ist dies Händchen“ aus „La Bohème“ von Puccini, dem leidenschaftlichen Geständnis von Don Josés „Blumenarie“ aus Bizets „Carmen“ und Micaelas seelenvoller Arie aus derselben Oper die brillante Auftrittskavatine der Titelgestalt aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ gegenüber. Und unbeschwert heitere Töne schlugen selbstverständlich die Operettenauszüge an. Darunter „Da geh’ ich ins Maxim“, Graf Danilos beschwingtes (und beschwipstes) Auftrittslied aus Lehárs „Lustiger Witwe“, Franz von Suppés Ouvertüre zum „Opernball“ und die Arie des Octavio aus Lehárs „Giuditta“: „Freunde, das Leben ist lebenswert“. Diese Worte dienten als Motto des Abends. Zuständig für Ernstes und Fröhliches waren die drei Neustadter „Meistersinger“: der koreanische Tenor Isaac Lee (erster Preis), die ebenfalls aus Korea stammende Sopranistin Angela Shin (zweiter Preis), und die Heidelberger Mezzosopranistin Ruth Katharina Peeck (dritter Preis). Zu ihnen gesellte sich der bei der Preisvergabe leer ausgegangene Bariton Tohru Iguchi aus Japan. Im Ludwigshafener Konzert hat Angela Shin die Palme gebührt. Mit fein timbriertem, makellos geführtem leichtem lyrischem Sopran präsentierte sie die Arie der Norina („Don Pasquale“) elegant, virtuos, eminent musikalisch und jene der Micaela feinfühlig und intensiv im Ausdruck. Isaac Lee sang die Arie aus „La Bohème“ mit sehr klangvoller, obertonreicher, aber immer wieder eingepresst wirkender Stimme und auch etwas schwerfällig. Richtig zu überzeugen vermochte er dagegen in der mit feurigem Impetus und auch differenziert geformten „Blumenarie“, in der auch seine Stimme freier klang als in „La Bohème“ und freilich bei Lehár. Auch die kultiviert und stimmlich einwandfrei agierende Ruth Katharina Peeck hatte ihre besten Momente nach der Pause: im Duett Rosina/Figaro aus dem „Barbier“ und in der einfühlsam vorgetragenen Arie der Manja aus Emmerich Kálmáns „Gräfin Mariza“. Schließlich Tohru Iguchi: ein Bühnentalent mit überschäumendem Temperament, ein Charmeur auf der Szene, mit hellem, tenoral gefärbtem Bariton und einer Neigung zum Tremolieren, die abzustellen wäre. Den jungen Sängern waren Markus Huber, der sie sozusagen auf den Händen trug, und die in bester Verfassung, brillant, mit Schwung und Nachdruck aufspielende Staatsphilharmonie optimale Partner. Begeisterter Beifall zum Schluss und als Zugabe das Trinklied aus Verdis „Traviata“.

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