Ludwigshafen Ludwigshafen: Jugendberufsagentur gibt Perspektiven

Die Ludwigshafener Jugendberufsagentur ist eine von 23 landesweit. In einem Jahr sind hier 283 junge Menschen betreut worden.
Die Ludwigshafener Jugendberufsagentur ist eine von 23 landesweit. In einem Jahr sind hier 283 junge Menschen betreut worden.

Junge Menschen unter 25 Jahren, die keinen Job, keine Wohnung, kein Geld oder – kurz gesagt – keine Perspektive haben, finden seit einem Jahr mit der Jugendberufsagentur eine neue Anlaufstelle. Unter dem Dach der Agentur für Arbeit kümmern sich die Stadt, die Arbeitsagentur und das Jobcenter um sie. Und zwar offenbar mit Erfolg.

Gerade mal 17 Jahre alt war die junge Frau, die vor einigen Monaten zusammen mit einem Streetworker in der Jugendberufsagentur aufgetaucht ist. Ihre Mutter, erzählte die Schülerin, sei ins Ausland verschwunden und habe sie allein gelassen, ohne sich um die Bezahlung der Miete und der Krankenversicherung zu kümmern. Der Vater war nicht greifbar. Kurze Zeit später hatte die junge Frau die Wohnung verloren, war im städtischen Obdach gelandet und sah sich mit Forderungen der Krankenkasse in Höhe von 4000 Euro konfrontiert. Inzwischen ist die Frau volljährig, geht immer noch zur Schule, ist auf Wohnungssuche, bekommt staatliche Leistungen und hat eine berufliche Perspektive. Was dazwischen passiert ist? In der Jugendberufsagentur hat sie Hilfe bekommen. „Wir haben zunächst einmal dafür gesorgt, dass sie Leistungen beantragen konnte, und dann erreicht, dass die Krankenkasse ihre Forderungen auf 400 Euro reduziert“, berichtet Markus Armbrust, Fachassistent im Jobcenter Ludwigshafen-Vorderpfalz. Und die junge Frau werde so lange weiterbetreut, bis sie stabil sei und auf eigenen Füßen stehe. Die Entscheidung, wann es soweit sei, treffe der Fallmanager. Um Missverständnissen vorzubeugen: Nicht jeder, dem es zum Beispiel beim Jobcenter nicht schnell genug geht, kann sich einfach an die Jugendberufsagentur wenden. Wer dort betreut werden möchte, muss drei Voraussetzungen erfüllen: unter 25 Jahre alt sein, einen Wohnsitz im Ludwigshafener Stadtgebiet haben und die Unterstützung der Jugendhilfe und mindestens eines weiteren Partners der Jugendberufsagentur benötigen. Diese Betreuung über unterschiedliche sogenannte Rechtskreise hinweg macht das Besondere der Jugendberufsagentur aus. Sieben Mitarbeiter der städtischen Jugendhilfe, des Jobcenters und der Agentur für Arbeit betreuen die Hilfesuchenden in gemeinsamen Räumen. Sie können sich über die Fälle austauschen und die jungen Leute direkt an die Kollegen verweisen – ohne dass die sich in ihrer Not erst einmal mit komplizierten Zuständigkeiten auseinandersetzen müssen. „Nach dem ersten Jahr zeigt sich, dass die Jugendberufsagentur gut arbeitet und ihr Ziel erreicht, jungen Menschen nachhaltig und auf ihre individuellen Bedürfnisse ausgerichtet zu helfen“, würdigte Jugenddezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) gestern bei einer Feierstunde die Arbeit. „Ich wünsche mir, dass noch mehr Jugendliche in Zukunft erkennen, dass sie in der Jugendberufsagentur eine tolle Anlaufstelle haben, wenn sie Hilfe benötigen, und sich nicht scheuen, die Jugendberufsagentur aufzusuchen“, meinte Beatrix Schnitzius, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ludwigshafen. In die Räume in der Berliner Straße sind im ersten Jahr 283 junge Menschen gekommen, teilweise in Begleitung eines Sozialarbeiters oder durch die Schulsozialarbeit vermittelt. Sie kamen – im Übrigen ganz unkompliziert ohne Terminvergabe – mit familiären, finanziellen, Sucht- oder anderen Problemen. Die Jugendberufsagentur betreute 162 von ihnen. 19 junge Menschen begannen eine Arbeit oder Ausbildung, 14 weitere konnten stabilisiert werden. Bei manchen endete die Betreuung wegen Elternzeit. Allerdings gab es auch einige Fälle, in denen die Unterstützung endete, weil die jungen Leute obdachlos wurden oder eine Gefängnisstrafe antreten mussten. Eine Erfolgsquote von 28,4 Prozent könne „sich sehen lassen“, meinte Reifenberg. Die Ludwigshafener Jugendberufsagentur ist eine von 23 in Rheinland-Pfalz. Als „Erfolgsmodelle“ bezeichnete Jeanette Mischnick, Leiterin der Abteilung Arbeit im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, diese Institutionen. Die Landesregierung unterstütze sie durch das Projekt „Integrierte Förderstrukturen für benachteiligte junge Menschen in Rheinland-Pfalz“, das die Arbeit wissenschaftlich begleitet. Madeleine Seidel, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, nannte die Jugendberufsagentur „ein wunderbares Konstrukt“. In der Gesellschaft dürfe niemand verloren gehen, die Betreuung müsse lückenlos sein. Zwei 14-jährige Mädchen, die auf einem sehr guten Weg sind, präsentierten sich und ihr großes musikalisches Talent gestern den zahlreichen Gästen der Feierstunde: Sholila Friedrich und Anna-Maria Almasi aus Ruchheim. Einwurf

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