Ludwigshafen Lust aufs Theaterspielen
In einer Bühnenfassung ist das Gilgamesch-Epos derzeit am Ludwigshafener Theater im Pfalzbau zu sehen. Intendant Hansgünther Heyme hat das Stück ausschließlich mit Laiendarstellern aus der Region inszeniert. Der 67-jährige Friesenheimer Helmut Schäfer spielt darin den alten König.
Das Gilgamesch-Epos, dessen früheste Teile bis ins dritte vorchristliche Jahrtausend zurückreichen, gilt als das älteste schriftlich überlieferte Textzeugnis der Menschheit. Es erzählt die Geschichte des sagenhaften Königs Gilgamesch von Uruk und seinem Streben nach Unsterblichkeit. Von der Suche nach geeigneten Mitwirkenden habe er aus der Zeitung erfahren, erzählt Schäfer. Ein gutes Jahr sei das jetzt her. „Dass ich in dem Stück eine Rolle bekommen würde, war mir eigentlich von Anfang an klar“, gibt er sich selbstbewusst. Dass es dann aber schließlich eine der Hauptrollen sein würde, damit habe er nicht gerechnet. „Ich hätte auch jeden anderen kleineren Part übernommen“, sagt der Laiendarsteller. Die Frage nach einer möglichen schauspielerischen erblichen Vorbelastung verneint Schäfer zwar, doch habe er als junger Lehramtsstudent in Heidelberg bereits in verschiedenen Theatergruppen mitgewirkt. „Und dann hat wohl auch meine berufliche Laufbahn dazu beigetragen, Stimme und Sprachausdruck zu trainieren“, erklärt er. „Ich war viele Jahre in der Lehrerausbildung tätig und habe dabei auch Sprachpädagogen unterrichtet.“ Doch erst nach seiner Pensionierung habe er wieder Lust aufs Theaterspielen bekommen. „Das war auf der Werkstattbühne des Mannheimer Nationaltheaters.“ Aber dann kam Gilgamesch und damit eine lange Zeit der Proben, die oftmals unter erschwerten Bedingungen stattfanden, erinnert sich Schäfer. „Wir übten anfangs in einem kleinen Aufenthaltsraum, mit 70 Personen, bei sommerlicher Hitze und ohne Klimaanlage.“ Die Pfalzbaubühne stand häufig nicht zur Verfügung, weil Gastensembles sie belegten. „Erst in der Endphase der Proben konnten wir selbst einmal auf die Bühne. Unter den Laiendarstellern sind auch viele Berufstätige, Eltern mit Kindern zu Hause, die auch mal krank wurden.“ Nicht immer hätten so alle Mitwirkenden bei den Proben dabei sein können, erzählt er. Hansgünther Heyme habe dann die Texte der Abwesenden sprechen müssen, fast jedes Mal andere. Helmut Schäfer selbst genießt da schon eher die „Gnade der Pension“, wie er es nennt, verfügte über genügend Zeit, die Proben regelmäßig wahrzunehmen. Auch das Textlernen und Behalten bereiten ihm keine Schwierigkeiten. „Ich verknüpfe dabei die momentane Spielhandlung mit dem dazugehörigen Textteil“, verrät er sein Geheimnis, auf der Bühne nicht zu patzen. „Bei den ganzen Aufführungen, die wir schon hatten, unterlief mir nicht ein einziger Hänger“, berichtet er stolz. Und Lampenfieber kenne er auch nicht. „Ich mache das, weil es mir Spaß macht“, schildert der 67-Jährige seine Motivation. Und auch die anderen Mitwirkenden hätten ihr Engagement beim Gilgamesch-Epos nicht bereut. Denn auch wenn die Probenbedingungen nicht immer leicht waren, Pfalzbau-Intendant und Regisseur Hansgünther Heyme habe das immer gut hingekriegt, spart der Friesenheimer nicht mit Lob. Und wenn am Sonntagabend nach der letzten Aufführung der Vorhang fällt, welche Pläne hat Helmut Schäfer dann? „Kein Theater mehr. Ich kümmere mich für ein Jahr mal ausschließlich um meine Frau. Das habe ich ihr versprochen.“