Ludwigshafen „Man bekommt so viel zurück“

Ludwigshafen

. Als Marc Lautenschläger vor rund 16 Jahren seinen Zivildienst bei der Lebenshilfe in Bad Dürkheim begann, fragte er sich, ob er diesen Job überhaupt ausüben könne. „Ich habe gedacht, ich kann das nicht“, erzählt der Rheingönheimer. Das dachte er auch nach dem ersten Tag noch. Und nach dem zweiten. Und nach dem dritten. Er hatte zuvor eine Ausbildung als Bürokaufmann beendet – und es schien, als warte er nur auf den Tag, an dem der Zivildienst zu Ende ist. Und er sich als Bürokaufmann einen Job suchen kann. Nun, Marc Lautenschläger hat nie einen Job als Bürokaufmann angetreten. Er hat stattdessen nach rund einer Woche als Zivildienstleistender gemerkt, dass er diesen Job doch machen kann. Und dass dieser ihm sogar Spaß macht. Viel Spaß sogar. Er hat sich zum Ende seiner Zivildienst-Zeit beim Ökumenischen Gemeinschaftswerk Pfalz in Oggersheim, das damals noch Ludwigshafener Werkstätten hieß, beworben. Seitdem, seit nunmehr 15 Jahren, arbeitet er dort als Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung und leitet eine Gruppe. „Mein Beruf ist für mich Berufung“, sagt Lautenschläger: „Es macht mir Spaß, mit Menschen umzugehen, sie zu fördern. Sie geben einem viel zurück.“ Lautenschläger hatte schon als Jugendlicher diesen speziellen Draht zu (jungen) Menschen. Bei Familienfeiern war er immer eine Mischung aus Pausenclown und Super-Nanny für die Jüngeren. Nur hat er damals nie einen Gedanken dahingehend verschwendet, dass er in dieser Hinsicht talentiert sein könnte. Was vielleicht auch daran lag, dass er als Jugendlicher eigentlich nur an Fußball dachte. „Wenn sie mir damals beim ASV Maxdorf ein Bett auf den Sportplatz gestellt hätten, hätte ich dort übernachtet“, erzählt Lautenschläger über seine Anfänge als Fußballer. Sein Leben drehte sich nur um das Spiel mit dem runden Leder. Er kickte nach der Schule, nach dem Abendessen, schaute sich das Training der ersten Mannschaft an und fuhr mit der A-Jugend zu Auswärtsspielen – obwohl er noch gar nicht in der A-Jugend spielte. Mit 17 absolvierte er ein Probetraining bei den Amateuren des Karlsruher SC. Doch er entschied sich für die Ausbildung als Bürokaufmann. „Im Nachhinein habe ich mir manchmal gesagt, dass ich die Ausbildung auch drei Jahre später hätte anfangen können“, sagt Lautenschläger. Doch er bekam eine zweite Chance für den Sprung zu den Profis. Fünf, sechs Jahre später. Im Benefizspiel zugunsten von Wojtek Czyz, dessen linkes Bein infolge eines Fouls bei einem Fußballspiel amputiert werden musste, zwischen einer Auswahl aus Verbandsligaspielern und dem 1. FC Kaiserslautern überzeugte er. Schoss in 45 Minuten ein Tor und bereitete eines vor. Es war ein Auftritt, vom dem jeder Amateurfußballer träumt. Danach durfte er zum Probetraining zu den Lauterer Amateuren. Er stellte sich nicht schlecht an, überzeugte – eigentlich. „Aber leider ist es nicht zu einem Vertragsabschluss gekommen“, erzählt Lautenschläger. Er sagt, dass er enttäuscht gewesen sei. Er sagt aber auch, dass er die Enttäuschung schnell überwunden hatte. Lautenschläger, der als Jugendlicher auch mal Pfalzmeister im Tischtennis war, spielte dann eben zumeist in der Verbandsliga, unter anderem vier Jahre bei Arminia Ludwigshafen, die er als Torschützenkönig in die Oberliga schoss. Zuletzt war er bis zu seinem Rücktritt im Dezember Spielertrainer bei Phönix Schifferstadt, derzeit ist er ohne Job. Es ist aber nur eine Pause. Eine Pause, um mal durchzuschnaufen. Um mal mehr Zeit für seine Familie zu haben. „Fußball gibt mir so viel und ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, aber nicht alles“, sagt Lautenschläger. Er wird wohl zu Beginn der kommenden Saison wieder einsteigen. Vielleicht als Spieler. Wohl eher als Trainer. „Momentan genieße ich es mal ohne den Fußball, aber die Zeit wird kommen, in der der Fußball wieder nach mir verlangt“, sagt der Rheingönheimer. Und ganz ohne Fußball ist Lautenschläger ja auch nicht. Seit er beim Ökumenischen Gemeinschaftswerk Pfalz in Oggersheim arbeitet, ist er zusammen mit einem Kollegen für die Fußballmannschaft verantwortlich. Berührungsängste gibt es dort keine.

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