Ludwigshafen Manche mögen’s schnell
Drei recht unterschiedliche Akustik-Gitarristen waren zu Gast bei der Gitarren-Nacht im Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus. Christian Straube ist ein Poet der Melodien, Adam Rafferty eine One-Man-Band und Joscho Stephan ein Saitenflitzer im Gypsy-Style. Am Ende gab es noch eine kleine Session.
Für Christian Straube war es ein Heimspiel. Der in der Schweiz arbeitende Gitarrist und Komponist besuchte seine Geburtsstadt Ludwigshafen mit bewährten Klassikern aus einem Programm. Seine „County Road“ ist dann auch die B 9 – zumindest wenn er mal wieder in der Pfalz ist. Straube gab einen guten Überblick über sein musikalisches Schaffen. Mit „Goin’ Old Man“, einer Hommage an den irischen Bluesrocker Rory Gallagher, erinnerte Straube an seine Anfänge in Blues und Rock. Das Stück spielte er auch als Flatpicker, also mit dem Plektrum. Sein differenzierter Fingerstyle kam in der schönen Ballade „Für Moni“ zur Geltung. Da wurde deutlich, dass Straube feinsinnige Melodien schreibt und Wohlklang schätzt. Die Bretagne, neben der Pfalz und der Schweiz seine dritte Heimat, hörte man aus dem „Fest Noz“, einem Stück, das nach keltischer Musik klingt und den bretonischen Tanzfesten gewidmet ist. Adam Rafferty erregte in der Fingerstyle-Szene Aufsehen mit zwei Alben, die er zwei Pop-Größen widmete, nämlich Stevie Wonder und Michael Jackson. Deren bekannteste Stücke hat Rafferty geschickt für Sologitarre arrangiert. Ein Beispiel dafür war in Ludwigshafen Wonders „Superstitious“. Vom Original hat man die funky Clavinet-Figur im Ohr und die knackigen Bläsersätze. Rafferty schafft es tatsächlich, das alles und die Melodie auf nur sechs Saiten zu spielen – und das groovt auch noch höllisch gut! Angefangen hatte Rafferty seinen Auftritt mit einem Paradestück im Ragtime-Stil. Seine Komposition „Rolling with the Ashes“ hat den vom Ragtime-Klavier übernommenen Wechselbass und die darüber laufenden Synkopen sehr fetzig umgesetzt. Dazwischen gibt es Banjo-Rolls, die vom Bluegrass-Banjo übernommen sind. Und die Reise durch die Gitarrenstile ging weiter: Rafferty spielte noch Bossa und Samba, eine schöne Fassung von John Lennons „Imagine“, und gab noch ein Schmankerl obendrauf: Am Mikrofon machte er die Mundpercussion der Beatboxer und spielte Hip-Hop und Funk – was die Zuhörer hellauf begeisterte. Joscho Stephan hatte wie oft seinen Vater Günter an der Rhythmusgitarre und Volker Kamp am Kontrabass dabei. Er ist wohl einer der virtuosesten Gypsy-Style-Gitarristen der Gegenwart. Ehrensache, dass er mit einem Stück von Django Reinhardt begann, mit „Daphne“. Und wie nicht anders zu erwarten, gab er dann Vollgas: Kräftig und zugstark wie ein Dieselmotor tuckerte die „pompe manouche“, die typische Rhythmusgitarre in den Swingstücken, und Joscho Stephan brachte die Saiten zum Glühen. Man kann nun streiten, ob diese Raserei immer nötig ist, zumal sich da auch einige der Hochgeschwindigkeitsfiguren wiederholen. Tatsache ist aber auch, dass es Musikern wie Joscho einfach Spaß macht, so schnell durch die Chorusse zu brettern. Das ist ansteckend, und der Formel-Eins-Gitarrist witzelt selbstironisch auch in seinen Ansagen darüber. Eindruck macht es ja allemal, und für manche Rasereien gibt es sogar Zwischenapplaus. „Ich kann auch so schnell, ich hab bloß keine Lust dazu“, erklärte Rafferty mit gespieltem Ernst, als er für einige gemeinsame Stücke zum Trio dazu kam. Tatsächlich hat Rafferty, bevor er zum akustischen Fingerstyle kam, recht erfolgreich als Jazzgitarrist gewirkt und viel Bebop gespielt. Flink ist er also auch und hätte ruhig mehr zum Zug kommen dürfen.