Ludwigshafen Mit Gefühl und Geduld

Luis Geiger wird gerne unterschätzt. Das hat dann fatale Folgen für den Gegner.
Luis Geiger wird gerne unterschätzt. Das hat dann fatale Folgen für den Gegner.

«Limburgerhof.»Mit 13 Jahren spielt Luis Geiger schon in den Herrenmannschaften des DJK Palatia Limburgerhof. In seiner Altersklasse gewann er das Bezirksranglisten-Turnier in Wachenheim. Sein Talent verkennt so mancher Erwachsene. Das bestraft der Nachwuchsspieler dann gleich einmal. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein ganz profaner.

Ohne seinen Bruder Lucas stände Luis Geiger heute vermutlich nicht mit dem Schläger hinter der grün-weißen Tischtennis-Platte, sondern noch auf dem Fußballplatz. Vor drei Jahren nahm er ihn zum ersten Mal mit ins Tischtennistraining. Heute muss sich der 18-Jährige schon manchmal gegen seinen kleinen Bruder geschlagen geben. „Er hat mehr Talent als ich“, gibt Lucas Geiger zu. Doch man könne immer noch mehr aus ihm herausholen. Obwohl sein kleiner Bruder ihn als „Coach“ bezeichnet, sieht er sich nicht als sein Trainer, sondern eher als Motivator. Zusammen üben sie auch daheim auf der eigenen Platte. Dazu kommen für Luis Geiger zwei bis drei Trainingseinheiten unter der Woche und zwei Spiele am Wochenende. Freitagabends für die vierte oder fünfte Herrenmannschaft der DJK Palatia Limburgerhof, samstags dann gegen Gleichaltrige. Zu dieser Belastung sagt Geiger nur: „Das geht eigentlich.“ Für ihn sei das kein Stress, das viele Spielen mache ihm Spaß. Trotzdem stehe die Schule an erster Stelle, danach kämen erst der Sport und die Freunde. Auch sein Vater, Michael Geiger, sieht kein Problem in der hohen Belastung. Er freut sich, dass beide Söhne viel Sport treiben. Und das auch noch erfolgreich. „Ich bin eher der Manager“, sagt er. Druck ausüben möchte er aber auf keinen Fall. Ihm ist es wichtig, dass sein Sohn zwanglos spielen kann. Und das scheint zu funktionieren. Denn Luis Geiger erzählt, er habe vor den Spielen kaum Lampenfieber und sei auch während den Ballwechseln ruhig. Nur wenn es im Duell um einen wichtigen Punkt gehe, werde er manchmal nervös. Oder wenn der Gegner einen besonders glücklichen Kantenball treffe. Dann ließe er auch mal einen Schrei los. Bei den Herrenspielen sei er jedoch aufgeregter, da er körperlich unterlegen sei und manchmal als Schüler von älteren Spielern nicht ernst genommen werde. Ein fataler Fehler, den der junge Spieler gerne bestraft. Über einen älteren Herren, der ihn gleich als Kind abstempelte, sagt Geiger nur: „Er hat mich unterschätzt, dann habe ich gegen ihn gewonnen.“ Die Siege bauen Geiger auf, doch am härtesten trainiert er nach Niederlagen. Dann macht er im Training alles doppelt. Oft musste sich Geiger in den letzten Spielen jedoch nicht geschlagen geben. Sein Vater sieht ihn zurzeit in Hochform auflaufen. „Jetzt ist ein Zeitfenster, wo er wirklich top ist“, erklärt er. Wie lange das anhält und wie die Zukunft des jungen Sportlers aussehen wird, weiß er jedoch nicht. Sein Sohn solle einfach ungezwungen weiterspielen. Das findet auch Geiger selbst, der Sport ist bisher nur ein Hobby. Doch eines, über dessen Perfektion er gut Bescheid weiß. Eine ruhige Hand, gepaart mit lockerem Ballgefühl und viel Bewegung hinter der Platte machten einen guten Spieler aus, erklärt er. So steht Geiger beim Trainingsspiel in der Halle der Carl-Bosch-Schule im Limburgerhof manchmal mehr als einen Meter vom Plattenrand entfernt, um die Angriffe des Gegenspielers von dort zu kontern.

x