Ludwigshafen Palzki und der Kühlschrank

Obwohl der Kühlschrank offen steht, ist es in der Küche sehr warm. Klare Sache, findet KPD.
Obwohl der Kühlschrank offen steht, ist es in der Küche sehr warm. Klare Sache, findet KPD.

Es hätte so ein schöner Tag werden können, denn an skurrile Fälle erinnert man sich als Polizeibeamter ja immer wieder gern. So zum Beispiel an die Sache auf dem Kleinbauernhof Schmidtens vor drei Jahren. Bauer Schmidtens wollte seine von ihm erdrosselte Schwiegermutter in der Güllegrube entsorgen, stolperte dabei aber und fiel selbst hinein. Nur dem zufällig anwesenden Bruder, der seinen Schrei hörte, hatte er es zu verdanken, bei der mörderischen Aktion nicht ums Leben gekommen zu sein. Lebenslang kassierte er danach allerdings trotzdem. So richtig skurril war das heutige Verbrechen aber gar nicht. Kurios waren lediglich die Erklärungsversuche meines Vorgesetzten KPD, wie wir den Dienststellenleiter Klaus P. Diefenbach nennen. Am frühen Nachmittag kam die Meldung rein, dass in der Ludwigshafener Straße in Mutterstadt die Leiche eines Mannes gefunden worden war, der offensichtlich keines natürlichen Todes starb. Das war nicht außergewöhnlich, da wir als Kriminalinspektion auf solche Dinge spezialisiert sind. Unangenehm war nur, dass KPD einen Profilierungsversuch startete und die Ermittlungen selbst übernahm, statt sie wie üblich an seine Untergebenen, wie er seine Mitarbeiter nannte, zu delegieren. Damit leider nicht genug: Er verlangte auch noch von mir, ihn zum Fundort der Leiche zu begleiten, damit ich meine ermittlungstechnischen Kenntnisse auffrische. „In letzter Zeit vertrödeln Sie mir an den Tatorten viel zu viel wertvolle Arbeitszeit“, meinte er. „Ich zeige Ihnen heute, wie man einen Mordfall schnell und effizient aufklären kann.“ Wenig später erreichten wir die kleine Zweizimmerwohnung des Mordopfers Bernhard Sowotzki, der in einem Mehrfamilienhaus wohnte. Der kalte Novemberwind war sehr ungemütlich, und ich war froh darüber, dass KPD direkt vor dem Haus parkte. Die Spurensicherung war mitten in der Arbeit. Während ich mich im Hintergrund hielt, stolperte KPD wichtigtuerisch durch den Tatort. Sowotzki saß stranguliert auf einem Stuhl in der Küche. Vor ihm lag eine Rolle Küchencrêpe, auf dem ein zittrig gekrakeltes „Mein Sohn war’s“ stand. Der Kugelschreiber lag auf dem Boden. Als weitere Besonderheit entdeckte ich einen weit geöffneten Kühlschrank, dessen Kompressor auf Hochtouren brummte. „Der stand schon offen, als die Zeugin Müller den Toten fand“, erklärte uns einer der Spurensicherer. „Sie ist die Nachbarin auf der linken Seite und hat sich über die offen stehende Eingangstür von Sowotzkis Wohnung gewundert.“ KPD halte nach: „Stand die Küchentür ebenfalls offen?“ Der Spurensicherer schaute auf seinen Notizblock. „Frau Müller hat gesagt, dass die Tür zur Küche zu war. Übrigens: Der Sohn des Getöteten wurde vor einer Viertelstunde an seinem Arbeitsplatz vorläufig festgenommen.“ KPD war zufrieden: „Gute Arbeit, da bleibt für mich nicht viel zu tun.“ Mit einem Taschentuch wischte er sich in der warmen Küche den Schweiß von der Stirn und wandte sich an den anwesenden Arzt. „Wie lange ist er tot?“ Der Mann zuckte mit den Achseln: „Ich bin noch nicht so weit, Ihnen das sagen zu können.“ KPD grinste und gab seine Meinung zum Besten: „Ich kann Ihnen sagen, wann er getötet wurde: Unmittelbar bevor die Nachbarin ihn fand. Alles andere ist ausgeschlossen.“ „Und wie kommen Sie darauf?“, fragte der Arzt. „Das merkt man doch“, erklärte KPD. „Die Kühlschranktür steht weit offen, trotzdem ist es in der Küche warm. Wenn der Kühlschrank schon länger offen stehen würde, wäre es in der Küche doch viel kälter.“ Der Spurensicherer wandte ein: „Dann kann es der Sohn nicht gewesen sein. Der war seit 9 Uhr an seinem Arbeitsplatz.“ KPD überlegte. „Dann war es halt jemand anderes“, meinte er schließlich. „Vielleicht hat die Nachbarin den Zettel geschrieben.“ Nun war es Zeit, mich einzumischen. „Herr Diefenbach“, sagte ich, „bei Ihren Berechnungen haben Sie einen Fehler gemacht.“ Lösen Sie den Fall Welchen Fehler meint Kommissar Palzki? Schicken Sie uns die Lösung mit Ihrem Namen und Ihrer Anschrift per E-Mail an marktlud@rheinpfalz.de, per Fax an 0621/5902856 oder postalisch an DIE RHEINPFALZ, „Marktplatz regional“, Amtsstraße 5 - 11, 67059 Ludwigshafen. Einsendeschluss ist der 4. Dezember. Zu gewinnen gibt es ein handsigniertes Exemplar von Harald Schneiders Krimi „Sagenreich“. Auflösung September Der Bruder des Opfers wusste von dem Ara, der erst vor wenigen Tagen angeschafft worden war. Gewonnen hat Werner Kindl aus Limburgerhof. Herzlichen Glückwunsch!

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