Ludwigshafen Palzki und die Bundestagswahl

Lustiges Ratespiel: Palzkis Kollegen sollen die Namen der bisherigen Bundeskanzler aufzählen.
Lustiges Ratespiel: Palzkis Kollegen sollen die Namen der bisherigen Bundeskanzler aufzählen.

Es hätte so ein schöner Tag werden können. Endlich waren die Temperaturen wieder gemäßigter. Auch die Wespenplage war so gut wie vorbei, der Rasen wuchs nicht mehr so schnell und ich holte mir keine Brandblasen mehr, wenn ich in das Auto stieg und das Lenkrad oder das Gurtschloss anfassen musste. Auf der Dienststelle der Ludwigshafener Kriminalinspektion ging es allerdings zurzeit hoch her: KPD, wie wir unseren Dienststellenleiter Klaus P. Diefenbach nannten, hatte ein neues Steckenpferd: politische Bildung. In meinen Augen bestand KPDs Interesse an Politik ausnahmslos in dem Wissen, welche Personen in der Landesregierung sowie der Kommunalpolitik unserer Region gerade das Sagen hatten, um sich bei diesen einzuschleimen. Mangels persönlicher Vorteile hatte er sich bisher noch nie um die Bundespolitik gekümmert. Doch das sollte sich nun ändern. Während der Lagebesprechung am Montagmorgen stellte er sich breitbeinig in Positur und sagte: „Es kann nicht angehen, dass demnächst Bundestagswahlen sind und das Interesse daran bei meinen Untergebenen gegen Null geht. Dass viele Bürger nicht wählen gehen, ist schon schlimm genug. Würden die in Nordkorea leben, wären sie froh, wählen zu dürfen.“ Er machte eine Pause und schaute mich verärgert an, denn er hatte mich beim Gähnen erwischt. „Ja, Palzki, auch wenn Sie von Politik offensichtlich keinen blassen Schimmer haben, dies ist ein wichtiges Thema.“ „Ich gehe immer wählen“, fiel ich ihm ins Wort. KPD winkte ärgerlich ab. „Hier geht es um mehr, Palzki! In meinem letzten Meeting mit hochrangigen Mitgliedern der Landesregierung sind wir zu dem Schluss gekommen, bei unseren Mitarbeitern das politische Grundverständnis zu stärken. Aus dem Grund habe ich einen alten Bekannten von mir, Dr. Marius Trommelsberger, gebeten, bei uns auf der Dienststelle ein Referat zu halten. Die Veranstaltung ist für alle verpflichtend. Der Streifendienst wird in der Zeit eingestellt und der Notruf auf den Anrufbeantworter geschaltet. Das darf die Bevölkerung natürlich nicht erfahren!“ Bei dem Referat am Freitagnachmittag um 16 Uhr – also zu einer Zeit, zu der die meisten normalerweise längst im Wochenendmodus waren – sparte sich Marius Trommelsberger eine längere Begrüßung. „Meine sehr geehrten Damen und Herren“, rief er. „Politik ist vor allem eines: personenbezogen. Da gibt mir Ihr Chef sicher recht.“ KPD nickte wie ein Wackeldackel. „Daher ist es wichtig, die Namen zu kennen. Wer von Ihnen kann die bisherigen Bundeskanzler aufzählen? Klar, Konrad Adenauer kennt jeder, auch Heinz Erhardt kennen die meisten. Doch wer kam danach?“ Eine todesmutige Kollegin meldete sich: „Helmut Schmidt, glaube ich.“ Trommelsberger lächelte: „Korrekt. Aber zwischendrin gab es noch Henry Kissinger und Willy Brandt. Und nach Schmidt die Ihnen allen hoffentlich bekannten Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Angela Merkel.“ „Wer ist Merkel?“, fragte ein Witzbold aus der letzten Reihe. KPD schnaubte ungehalten: „Ich habe dich ja vorgewarnt, Marius. Hier gibt es extrem viel Handlungsbedarf.“ Trommelsberger ließ sich von dem Zwischenruf nicht aus dem Konzept bringen. „Bundespräsidenten haben wir seit 1947, der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, ein paar mehr. Wer weiß, wie viele?“ „112“, rief der bereits bekannte Witzbold. „Nah dran“, antwortete der Referent geduldig, „ziehen Sie davon 100 ab, dann stimmt es. Bisher gibt es zwölf Bundespräsidenten. Der erste hieß Theodor Heuss und der aktuelle heißt Frank-Walter Steinmeier.“ KPD stand auf und klatschte in die Hände. „Ich werde meinen Untergebenen eine kleine Hausaufgabe erteilen.“ Er wandte sich uns zu. „Bis Montag lernen Sie die Namen aller Bundeskanzler und Bundespräsidenten auswendig. Im Laufe des Montags werde ich Stichproben machen und Sie abfragen. Wer einen Fehler macht, darf an Weihnachten eine Extraschicht fahren.“ Jetzt reichte es mir. Ich stand ebenfalls auf. „Herr KP, äh, Diefenbach. Ich weiß nicht, wo Sie Ihren Referenten ausgegraben haben, aber in der kurzen Zeit, die er hier ist, hat er dreimal Blödsinn erzählt. Daher weigere ich mich, ihm noch weiter zuzuhören. Von Politik und den damit verbundenen Personen hat Ihr lieber Herr Trommelsberger wenig bis gar keine Ahnung.“ Lösen Sie den Fall Welche drei Fehler sind Kommissar Palzki aufgefallen? Schicken Sie die Lösung mit Ihrem Namen und Ihrer Anschrift per E-Mail an stadtteilelud@rheinpfalz.de, per Fax an 5902852 oder postalisch an DIE RHEINPFALZ, „Marktplatz LU“, Amtsstraße 5 - 11, 67059 Ludwigshafen. Einsendeschluss ist Samstag, 30. September. Der Preis: ein signiertes Exemplar von Harald Schneiders Krimi „Mordsgrumbeere“. Auflösung August Rheinland-Pfalz wurde am 30. August 1946 gegründet und erhielt seinen Namen am 18. Mai 1947. Außerdem wird im Personalausweis nur die Geburtsstadt genannt. Gewonnen hat Beate-Maria Bush aus Oppau. Herzlichen Glückwunsch!

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