Ludwigshafen Pfalzbau-Debatte: Mannheim helfen, Ludwigshafen nicht schaden

„Gute Stube“ der Stadt: der Pfalzbau.
»Gute Stube« der Stadt: der Pfalzbau.

Politische Akteure zur Frage, ob der Pfalzbau als Ausweichstandort fürs Mannheimer Nationaltheater während dessen Sanierung dienen soll

Verständnis für die Situation des Mannheimer Nationaltheaters, aber auch Festhalten an den eigenen Ansprüchen an ein hochkarätiges Theaterangebot: Das ist die Haltung von Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU). Wie berichtet, möchte das Nationaltheater während seiner sanierungsbedingten Schließzeit von 2022 bis 2026 mit Oper und Ballett in den Pfalzbau nach Ludwigshafen wechseln. Man sei am Beginn der Verhandlungen, sagte Reifenberg bei der Spielplan-Pressekonferenz am Mittwoch, und suche nach einer einvernehmlichen Lösung. „Wir müssen aufeinander zugehen.“ Allerdings seien die Vorstellungen Mannheims im Moment nicht konform mit den Notwendigkeiten in Ludwigshafen, betonte Reifenberg. Ähnlich argumentiert Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD): „Ich finde es gut, dass jetzt aus der Mannheimer Not heraus geboren eine Diskussion über Kulturkooperationen in den Metropolregion startet“, sagte die 55-Jährige gestern auf Anfrage. „Wenn wir in der Region keine Zusammenarbeit im Kulturbereich hinkriegen, in welchem Bereich soll es uns dann gelingen? Wir müssen Wege finden, unsere Schwesterstadt während der Sanierung des Nationaltheaters zu unterstützen. Ludwigshafen wird dadurch seine kulturelle Identität nicht verlieren.“ Steinruck ist überzeugt, dass die Bürger von einer Kulturkooperation sehr profitieren. „Man muss das Ganze im Blick haben, es geht jetzt nicht darum, eigene Pfründe zu sichern. Es ist derzeit kein Thema, dass der Kulturstandort Pfalzbau verschwinden soll.“ „Wenn Hilfe gebraucht wird, sollten wir helfen“, sagt Renate Morgenthaler und erteilt dem vorübergehenden Umzug des Mannheimer Spielbetriebs nach Ludwigshafen keine sofortige Absage. Doch die kulturpolitische CDU-Sprecherin im Stadtrat fügt direkt ein „Aber“ an. „Es muss erkennbar sein, wer Koch ist und wer Kellner“, sagt die 66-Jährige. Sie fordert einen „tragbaren Kompromiss“, gemeinsam erarbeitet mit dem Pfalzbau-Intendanten Tilman Gersch. Zu den möglichen 180 Belegtagen des Nationaltheaters in Ludwigshafen sagt sie: „Das ist einfach zu viel!“ Damit könnte der Spielbetrieb in zwei Häusern gleichzeitig nicht aufrecht erhalten werden. Morgenthaler verweist auf die „gute Arbeit“ von Gersch, speziell bei den Festspielen Ludwigshafen. „Es ist unvorstellbar, dass Mannheim während der Festspiele bestimmt, wo es langgeht“, sagt Morgenthaler. Dass der mögliche Umzug des Nationaltheaters nach Ludwigshafen zeitlich mit dem Ende von Gerschs Vertrag zusammenfällt, macht sie nachdenklich. „Wer würde sich auf so eine Intendantenstelle bewerben?“, fragt sich Morgenthaler – eine Stelle, die durch den Spielbetrieb eines anderen Hauses maßgeblich bestimmt wird. Zudem glaube sie nicht daran, dass es bei den angekündigten vier Jahren Sanierungsdauer bleibt. „Man sollte kein drastisches Szenario an die Wand malen“, meint Markus Lemberger, kulturpolitischer Sprecher der SPD im Stadtrat. Bei den 180 Belegtagen durch das Nationaltheater handele es sich nur um einen Wunsch. „Viel mehr liegt doch noch gar nicht auf dem Tisch.“ Die SPD werde Gersch und das Theater nicht im Stich lassen. Dennoch müsse Ludwigshafen offen sein für eine Kooperation mit Mannheim. „Wie das im einzelnen aussieht, ist Verhandlungssache. Wir sollten die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausloten“, sagt Lemberger. Bei der Pfalzbau-Sanierung sei man damals für Großproduktionen auch auf die Eberthalle ausgewichen, dies sei nun auch vorstellbar. Es sei die Aufgabe von Gersch zu erarbeiten, was der Pfalzbau den Mannheimern anbieten könne. „Es ist sein Haus. Er hat ein Top-Schauspielangebot mit den Festspielen und hochwertige Ballett-Aufführungen in seinem Programm – damit sind wir absolut ebenbürtig. Wir haben ein eigenes Kulturprofil, das wir nicht preisgeben werden“, unterstreicht Lemberger. Klar sei auch, dass durch Belegtage des Nationaltheaters der Pfalzbau zusätzliche Mieteinnahmen bekomme, die dann in das Ludwigshafener Kulturangebot fließen könnten. Ohnehin sei von der SPD angedacht, dass der Kulturetat im nächsten Doppeletat 2019/20 erhöht werden solle. Es könne also keine Rede davon sein, dass durch die Nationaltheatersanierung das Kulturangebot in Ludwigshafen plattgemacht werde. „Ich hoffe auf eine Kooperation zwischen zwei Städten mit zwei Intendanten, die das gut hinbekommen.“ Kultur/Einwurf

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