Ludwigshafen Rheuma-Patienten in Not – Betroffener startet Petition

Ernst Kuppinger ist von Morbus Bechterew betroffen und hat eine Petition gegen die Einstellung des Projekts „Rheuma-Vor“ eingere
Ernst Kuppinger ist von Morbus Bechterew betroffen und hat eine Petition gegen die Einstellung des Projekts »Rheuma-Vor« eingereicht.

Nach der Schließung der rheumatologischen Praxis von Beate Göttle in Mundenheim rumort es bei den Patienten. Ein neuer behandelnder Arzt sei kaum zu finden, ein Projekt, das geholfen habe, Rheuma schneller zu diagnostizieren, wird nicht weiterfinanziert. Aus Ludwigshafen kommt nun der Versuch, per Petition die Wiederaufnahme von „Rheuma-Vor“ zu erreichen.

„Die Dramatik, die in der Versorgung von Rheuma-Erkrankten bundesweit, aber auch sehr konkret in der Vorderpfalz entsteht, nehme ich schon seit längerem wahr“, sagt Ernst Kuppinger, Sprecher der Ludwigshafener Gruppe „Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew“. Auch bei ihm seien etliche verzweifelte Anfragen von Patienten eingegangen, nachdem der Investor Nephrocare vor wenigen Wochen seine Mundenheimer Rheumatologie-Praxis geschlossen und den Arztsitz an die Kassenärztliche Vereinigung zurückgegeben hatte. Wer die Betroffenen jetzt noch behandle, sei die große Frage. „In Ludwigshafen kann weder die Praxis Bolze, noch jene von Doktor Bergner am Klinikum Patienten aufnehmen, und ich weiß, dass auch die Landauer Rheumatologie-Praxis bereits voll ist“, erzählt Kuppinger.

Projekt „Rheuma-Vor“ eingestellt

Der 67-Jährige ist selbst von Morbus-Bechterew betroffen, einer chronisch entzündlichen rheumatische Erkrankung, die vor allem die Wirbelsäule und deren Verbindungen zum Becken betrifft. „In Deutschland leben rund 450.000 Menschen mit dieser Diagnose, die Krankheit ist insofern besonders heimtückisch, weil es im Durchschnitt immer noch rund sieben Jahre dauert, bis die Erkrankung erkannt wird“, sagt Kuppinger. „Das ist deutlich länger als bei allen anderen rheumatischen Erkrankungen.“

Umso ärgerlicher sei es, dass das aus Kuppingers Sicht sehr erfolgreiche Projekt „Rheuma-Vor“, welches bislang in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und dem Saarland lief, nun nicht mehr fortgeführt werde. Ziel von „Rheuma-Vor“ sei es gewesen, die Zeit bis zur Diagnosestellung zu verkürzen – und zwar durch eine „koordiniert Kooperation“ zwischen Hausärzten, Fachärzten und Patienten, unterstützt durch fachübergreifend besetzte Koordinationsstellen.

„Sieben Jahre Leiden“

„Patienten wurden per Fragebogen in einer Art Rheuma-Schnell-Screening befragt und die Hausärzte dann bei der Entscheidung unterstützt, ob und wie dringlich eine Behandlung eingeleitet werden muss“, erklärt Kuppinger. Und weil diese Vorgehensweise aus Sicht des Bad Dürkheimers nachweislich die Diagnosezeit, insbesondere für Morbus-Bechterew-Patienten, verkürzen konnte, hat er jetzt eine Petition für die Wiederaufnahme von „Rheuma-Vor“ ins Leben gerufen. Finanziert worden ist es seit mehreren Jahren vom Gemeinsamen Bundesausschuss, dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Im März fiel allerdings die Entscheidung, „Rheuma-Vor“ nicht fortzuführen.

„Als Betroffener kann ich das nicht verstehen“, sagt Kuppinger. „Der aktuelle Mangel an Rheumatologen bedeutet für viele Betroffene eine verspätete Diagnose. Bei Morbus Bechterew sind das im Durchschnitt sieben Jahre Leiden.“

Noch Fragen?

Zu finden ist die Petition „Rheuma-Vor“ im Netz unter https://www.change.org/weiter_mit_Rheuma-VOR. Kontakt für Betroffene: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. unter bechterew.de.

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