Ludwigshafen Schürrle trainiert und von Favre gelernt

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Sich für andere Menschen einzusetzen, etwas zum Wohl anderer zu organisieren – kurzum sich ehrenamtlich zu engagieren, das ist keine Selbstverständlichkeit. Uwe Emig aus Maudach aber ist jemand, der das macht. Der 49-jährige Chemikant hat vor 16 Jahren ein Kindergarten-Fußballturnier aus der Taufe gehoben, das es immer noch gibt.

„Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Kinder mit Feuereifer dem Ball hinterherjagen und sich am Ende mit leuchtenden Augen über Medaillen und Preise freuen“, nennt Emig Beweggründe, warum er sich Jahr für Jahr mit viel Enthusiasmus um das Fußballturnier für die Vier- bis Sechsjährigen kümmert. Emig war im Elternausschuss der Kindertagesstätte Löwenzahn in der Gartenstadt, in die sein ältester Sohn, der heute 22 Jahre alte Tobias, ging. „Bei einem Ausflug in den Pfälzerwald hieß es, die Kinder sollten mehr Bewegung haben“, erinnert sich der Familienvater. Nach und nach reifte bei Emig die Idee, ein Turnier für die Kleinsten zu organisieren, für die der Vereinsfußball noch eine Nummer zu groß ist. „Ich habe bei meinem Heimatverein, dem Ludwigshafener SC, nachgefragt, ob mir der Klub das Gelände zur Verfügung stellen und mich unterstützen würde“, erzählt Emig. Es habe damals kritische Stimmen gegeben, die dem Turnier eher ablehnend gegenüberstanden, aber am Ende wurde es doch veranstaltet. „Es war von Anfang an ein Erfolg. Inzwischen habe ich mehr Interessenten als Startplätze“, betont Emig. Längst sind auch die Verantwortlichen des LSC von der Veranstaltung für Kindergärten und Kindertagesstätten überzeugt. „Der Vorstand lobt die Aktion und steht voll dahinter“, freut sich der Organisator. Uwe Emig, der die Regionalliga-C-Junioren des LSC coacht, sitzt im Trainerzimmer und schaut dem Treiben der Jugendspieler zu. Mit der Hand zeigt er auf den Rasenplatz. „Bisher haben wir immer hier unser Kindergartenturnier austragen können, auch wenn es geregnet hat“, sagt der Trainer. Er verschickt die Einladungen, besucht die Kindergärten teils persönlich, sammelt das Startgeld ein, bestellt die Pokale, organisiert die Schiedsrichter, erstellt den Spielplan und kümmert sich um die Sponsoren. 800 Euro beträgt der Etat für das Turnier, bei dem jedes teilnehmende Kind eine Medaille und einen Ball bekommt. Emigs Söhne Tobias und Niclas (17) haben an dem Turnier früher teilgenommen, Tobias hilft seinem Vater inzwischen. Seit 18 Jahren ist der geschiedene Chemikant Übungsleiter beim LSC und war im D-Junioren-Bereich Trainer des aktuellen Nationalspielers und Weltmeisters André Schürrle. „Der Jahrgang 1990 war sehr stark. André war einer derjenigen, die herausgeragt haben. Er war ehrgeizig und wissbegierig, hat im Training immer Vollgas gegeben und hat auch an Tagen geübt, an denen kein Training war“, blendet Emig zurück. Andrés Talent sei erkennbar gewesen. Mit Schürrles Vater Achim gehe er heute „ab und zu mal ein Bier trinken“. Emig ist ein hagerer, sportlicher Typ und ein Mann, der Konsequenz vorlebt, seine Meinung nicht ständig ändert. Sein Wort hat Gewicht im Verein, seinem Verein. „Ich bin schon oft gefragt worden, ob ich nicht den Klub wechseln will. Aber für mich kommt nur der LSC in Frage. Alle anderen sind Gegner, mehr nicht“, erklärt Emig bestimmt. Der in der Gartenstadt aufgewachsene gebürtige Mainzer hat sich in Maudach ein Haus gekauft, das er mit seinen Söhnen und Mischlingshündin Kira bewohnt. Seine Lebensgefährtin, die er in der Sauna kennengelernt hat, lebt in Worms. Saunieren ist ein Hobby von Emig, das Sammeln von Timpo-Toys, das sind sieben Zentimeter hohe Figuren aus dem Westernbereich, ein anderes. Ferner ist der drahtige Sportler Fan von Borussia Mönchengladbach und wandert gern, oft auch große Touren. Und wie es der Zufall so will, ist er vor Jahren beim Wandern in Bad Wörishofen auf die Fußballer des Bundesligisten gestoßen. „Die hatten ein Trainingslager vor den Relegationsspielen gegen Bochum“, erzählt Emig. Mit Gladbach-Coach Lucien Favre kam der Übungsleiter des LSC, der keine Berührungsängste kennt, rasch ins Gespräch – sozusagen von Trainer zu Trainer. „Er hat mit mir über Konzepte und Trainingsinhalte gesprochen. Ich habe alles aufgesogen“, blickt Emig zurück. Der intensive Austausch habe 20 Minuten gedauert, so lange, bis einer aus dem Borussen-Tross den Coach energisch zum Kommen aufforderte: „Lucien, der Bus wartet.“ Wenn man mit Emig über Fußball spricht, den LSC oder Kindergartenturniere, kann es durchaus etwas länger dauern.

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