Ludwigshafen Scharfes Essen in Tönen

Elf von 18 Bandmitgliedern waren in Mannheim dabei.
Elf von 18 Bandmitgliedern waren in Mannheim dabei.

Musikalisch sehr bunt war der Abend mit der Kaiserslauterer Band Shaian auf dem Museumsschiff in Mannheim. Kein Wunder, denn die Mitglieder kommen aus vielen verschiedenen Ländern. Sie spielten und sangen Rock- und Popmusik, aber auch Traditionelles aus ihren Heimatländern.

Michael Halberstadt

, Rockmusiker mit Gitarre und Stimme, und die Sängerin Dagmar Kern hatten Anfang 2016 die Idee zu diesem interkulturellen Musikprojekt und gingen in den Flüchtlingsunterkünften der Region auf die Suche nach Musikern. Schon nach wenigen Wochen hatten sich genug gemeldet, und mittlerweile sind auch mehrere Studenten hinzugestoßen. 18 Mitglieder hat das Bandprojekt derzeit, elf waren auf dem Museumsschiff dabei. Ihr Programm war eine erstaunliche Mischung. Heimatliche Lieder mit teils exotischen Instrumenten vertrugen sich ohne Probleme mit Cover-Versionen westlicher Pop-Musik, beides mit ansteckender Begeisterung und Können vorgetragen. Wer von der verbindenden Kraft der Musik spricht, sollte die indonesische Studentin Fina mit ihrer souligen Stimme gehört haben, wenn sie „Respect“ von Aretha Franklin interpretiert oder „Rolling“ von Adele. Oder Vina, die andere der beiden Indonesierinnen mit „Valerie“ von Amy Winehouse oder „Grenade“ von Bruno Mars. Alles stimmt hier, auch die Rhythmik der Körpersprache auf der Bühne, und zu ihren Jeans tragen die beiden Muslimas Kopftuch. Das indonesische Trio vervollständigt Bima, der junge Bassist. Die eigenen indonesischen Songs haben einen sehr schnellen Rhythmus, man könnte sie unter die Pop-Songs zählen, und alle handeln vom Essen oder Trinken. „Sambalado“ etwa meint scharfes Essen und klingt auch so, „Kaffee mit Zucker“ hieß ein anderer Song. Der hübsche Ahmad aus Damaskus in seinen abgeschnittenen Jeans zum T-Shirt könnte dem Aussehen nach ebenso Italiener oder Israeli sein. Er spielt die akustische Gitarre ebenso gut wie die Oud, die orientalische Laute. Mit der Gitarre begleitete er sich bei einem sehr melancholisch klingenden arabischen Lied mit vielen Halb- und Vierteltönen, und auch bei einem türkischen Lied, einem „Reise-Andenken“ von seiner Flucht. Mit der Oud spielte er Rockmusik, was tatsächlich geht. Sam kommt aus dem Iran und saß dort im Gefängnis, weil er gerappt hatte. Rappen ist aber seine künstlerische Ausdrucksform. Auf dem Museumsschiff zeigte er, dass man das auch in seiner persischen Heimatsprache kann. Sein Landsmann Nick spielte Cajon. Tofan, der aus Afghanistan stammt, dem Aussehen nach aber auch ein sehr cooler Ostasiate sein könnte, bekam von seinem Onkel seine Damboura nachgeschickt (auf der Flucht wäre sie gefährdet gewesen). Auf dieser schmalen zweisaitigen Langhalslaute spielte er ein traditionelles Hochzeitslied, und ganz spontan stand eine Zuschauerin auf und fing an, dazu zu tanzen, sehr schön und offensichtlich nicht ungeübt. Zu diesem Zeitpunkt war der Funke schon so weit übergesprungen, dass viele Zuhörer mitmachten, den Takt klatschten oder bei den Popsongs den Refrain mitsangen. Tebriz aus Aserbaidschan, der sehr professionell das E-Piano spielte, hat in seiner Heimat eine musikalische Ausbildung genossen, wenn auch eigentlich auf dem Akkordeon. Auch ein paar Deutsche waren dabei: Michael Halberstadt und Dagmar Kern, die das Projekt gestartet haben, und Schlagzeuger Christoph Jung. Die drei hielten die bunte Mischung zusammen. 2016 wurde die Gruppe Shaian mit dem rheinland-pfälzischen Ehrenamtspreis ausgezeichnet.

x