Ludwigshafen Studenten-Entwürfe für Berliner Platz: BI spricht von „wertvollen Impulsen“
Unter dem Arbeitstitel „Wunden heilen“ hatte Johannes Fokken seinen Masterstudenten die Aufgabe am Ende des Wintersemesters gestellt. Der Friesenheimer ist Architekt in Mannheim und Vertretungsprofessor an der Hochschule „University of Applied Science“ (UAS) in Frankfurt. Statt einer Mangelverwaltung der Baugrube vor Ort wünscht er sich eine kreative Zwischennutzung und eine Perspektive für die Entwicklung der Innenstadt. Denn seit über acht Jahren herrsche Stillstand in dem „Loch“. Mitte 2022 hatte die Projektentwicklungsgesellschaft für das „Metropol“ getaufte Hochhausvorhaben einen Insolvenzantrag gestellt. Die Pleite ist längst ein Politikum. Ein Insolvenzverwalter sucht bisher vergeblich nach einem neuen Investor.
„Man kann Herrn Fokken und seinen Studenten nur dankbar sein für ihr Engagement und die wertvollen kreativen Impulse“, heißt es auf Anfrage in einer BI-Stellungnahme zu den am 5. März in der RHEINPFALZ vorgestellten Entwürfen. „Hier spiegeln sich Ideen für die Platzgestaltung wider, die auch viele Ludwigshafener bei unseren Umfragen geäußert haben: ein Ort der Begegnung, verbunden mit einem Raum für kulturelle Events oder Sportangebote. Wichtig wäre aus unserer Sicht der Aspekt der Begrünung wie durch das erwähnte Urban Gardening“, so die BI.
„Angebot für Familien“
Ferner regen die BI und ihre Sprecherin Ruth Ludwig „eine sommerliche Verschattung mit bepflanzten Rankenkonstruktionen aus Holz“ an. Auch ein Angebot für Familien mit Kleinkindern sollte integriert werden, etwa ein Wasserlauf und Spielgeräte. Berücksichtigt werden sollte zudem eine Zugangsmöglichkeit für Eltern mit Kinderwagen, für Menschen mit Rollator und für Rollstuhlfahrer.
„Realistische Perspektive“
Eine hochwertige und baulich umsetzbare Zwischenlösung für die nächsten fünf bis zehn Jahre sei eine realistische Perspektive, wenn man bedenke, dass Oberbürgermeisterin Steinruck (parteilos) stets betone, dass die Stadt keine Möglichkeiten habe, auf die Entwicklung des Platzes Einfluss zu nehmen – bis der Insolvenzverwalter einen Investor finde, der bereit sei, die gewünschte Kaufsumme zu zahlen, um die Gläubiger zufriedenzustellen, so die BI.
Was Steinruck nicht erwähne, sei der Passus im Grundgesetz „Eigentum verpflichtet“. Sein Gebrauch solle zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Der Deutsche Städtetag fordere überdies: „Die Städte müssen in ihrer Handlungsfähigkeit im Umgang mit Leerständen jedweder Art gestärkt werden.“ Hierzu gehöre ein „Vorkaufsrecht zur Vermeidung städtebaulicher Missstände“, sagt BI-Sprecherin Ludwig.
„Willkommene Überbrückung“
Die von Fokken vorgestellten Zwischenlösungen wären eine willkommene Überbrückung, bis die fehlgeleitete Entwicklung des „Metropol“-Projekts in eine architektonische Gestaltung münde, die diesem Platz würdig sei und den Bürgerinteressen entspreche. Wichtig sei eine breite Bürgerbeteiligung. Zukunftsfähige Lösungen mit sozialen und klimarelevanten Aspekten sollten dann durch den Stadtrat mit einem neuen Bebauungsplan umgesetzt werden.
Vor der jüngsten Stadtratssitzung Ende Februar hatte die BI der OB die Petition „Kein ,Metropol’-Hochhaus auf dem Berliner Platz“ mit fast 2100 Unterschriften überreicht. Steinruck hatte zuletzt das Engagement von Fokken und seinen Studenten gewürdigt, aber erneut betont: „Wir sind an die Rechtslage gebunden.“ Sie sagte aber auch: „Kein Investor kommt an der Stadt vorbei. Wir haben da die Hand drauf. Viele wünschen sich, dass dieser Schandfleck wegkommt, aber nicht um jeden Preis.“