Ludwigshafen Von Männern, die mit Puppen spielen

Fachleute für Flachwitze: Sebastian Reich und sein Nilpferd.
Fachleute für Flachwitze: Sebastian Reich und sein Nilpferd.

Ein Mann und sein Nilpferd – das sind Sebastian Reich & Amanda. Das kleine pummelige Stofftier bescherte dem Würzburger Bauchredner und Puppenspieler einst den Durchbruch. Mit ihrem dritten Live-Programm „Glückskeks“ waren die beiden nun zu Gast im Mannheimer Capitol.

Bekannt wurden der Mann und sein Tier durch die traditionelle Prunksitzung „Fastnacht in Franken“, die bereits den Comedians Heißmann & Rassau und Michl Müller zu ihrer heutigen Popularität verhalf und dem Bayerischen Rundfunk Jahr für Jahr beste Quoten beschert. Reichs Prominenz und besonders die seiner Nilpferddame Amanda sind, seit das Duo 2011 dort zum ersten Mal auftrat, jedenfalls enorm angewachsen. Zunächst nur im bayerischen und süddeutschen Raum, aber mehr und mehr auch darüber hinaus feiern sie gemeinsame Erfolge. Ihre aktuelle Tournee läuft schon seit 2017 und umfasst bis zum Finale im Mai 2020 noch unzählige weitere Termine. Früher nannte Sebastian Reich sich Pierre Ruby, nach dem Künstlernamen seines Onkels und Lehrmeisters, dem er schon als Kind als Pierre Ruby junior auf der Bühne zur Seite stand. 2006 wurde das Fernsehen auf ihn aufmerksam. Sechs Jahre später startete der gelernte Bäcker und Konditor seine erste Solo-Tournee „Bauchlandung“ mit Amanda. Er ist im Grunde nur der unbedeutende Conférencier ihrer Personality-Show, so sieht sie es. Amanda ist vorlaut, frech und grundehrlich, wodurch ihrem Puppenspieler, der sie doch mit der rechten Hand führt und mit hoher Stimme spricht, die undankbare Aufgabe zufällt, immer wieder zu beschwichtigen, abzuwiegeln und zurückzurudern. So funktionieren die meisten Dialoge, die sich Sebastian und Amanda liefern. Zum „Dank“ darf er sich anschließend auch noch anpflaumen lassen: „Alter, du hast doch einen Schuss!“ Die anlehnungsbedürftige und durchaus eitle Flusspferdlady im Adidas-Trainingsanzug flirtet lieber mit den Männern im Publikum, als sich mit ihrem langjährigen Bühnenpartner einzulassen: „Ich würde doch niemals einen Kerl heiraten, der mit Puppen spielt!“ Auch den Sinnsprüchen in den titelgebenden Glückskeksen kann sie nur wenig abgewinnen und erfindet lieber neue: „Hat das Blümchen einen Knick, war der Schmetterling zu dick!“ Dazu schäkert sie mit Gunnar aus der ersten Reihe: „Lass mich dein Glückskeks sein! Dann musst du mich auspacken!“ Wiederholt entbietet das ansonsten völlig harmlose Programm leicht anzügliche Ein- und Zweideutigkeiten, die für die erwachsenen Zuschauer gedacht sind. Tatsächlich sitzen in der frühabendlichen Vorstellung viel mehr Erwachsene als Kinder. Weil ein naives, wenn auch zugleich gewitztes Nilpferd nicht ausreicht, einen ganzen Abend lang zu unterhalten, bringt Reich weiteres Personal auf die Bühne: den alten Liebesgott A. Mor, „die älteste Partnervermittlung aller Zeiten“, den Herrn Esel, einen „Fachmann für Flachwitze“, der ebensolche erzählt, und nicht zuletzt Pig Nic, ein Marzipanschwein mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum, das kein Glück bringt: „Fortuna muss verrückt sein oder frech / Ich bin ein Glücksschwein und bringe nur Pech.“ Reich sorgt dafür, dass sich das ändert, und macht in einer charmanten und sympathischen Vorstellung auch die Zuschauer glücklich.

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