Ludwigshafen „Wir stellen uns der Herausforderung“

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In Maudach sollen bis Mitte 2016 rund 240 Flüchtlinge in einer sogenannten SOS-Unterkunft untergebracht werden. Die große Halle soll im Gewerbegebiet errichtet werden. Darüber hat die Verwaltungsspitze am Montagabend rund 250 Bürger informiert. 36 Maudacher und ein Verein haben sich direkt für den geplanten Arbeitskreis Asyl angemeldet.

Die Stühle im katholischen Pfarrzentrum St. Michael reichten längst nicht für alle Maudacher, die zum achten Bürgerforum gekommen waren. Allein dieses Interesse zeigt: Das Thema Unterbringung von Flüchtlingen beherrscht derzeit die Arbeit der Verwaltung ebenso wie die Gemüter der Menschen. Dass der Abend nach einer fast zweistündigen Diskussion mit großem Applaus endete, lag auch an der überwiegend sehr sachlichen Stimmung im völlig überfüllten Saal. „Wir haben uns wechselseitig respektiert“, meinte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU). Sie freute sich dabei sichtlich über die vielen positiven Wortmeldungen und Signale von Bürgern, sich für die Integration der Flüchtlinge einsetzen zu wollen. Zugleich äußerte sie Verständnis für Ängste. Die Verwaltung bemühe sich, diese auszuräumen. Lohse sagte aber auch: „Ich glaube nicht, dass durch 240 Asylbewerber eine Gefahr für Ihren Stadtteil droht.“ In ihrem Überblick zur aktuellen Lage skizzierte Lohse, dass die bislang in diesem Jahr aufgenommenen 1203 Flüchtlinge – auch dank der beiden Notunterkunftszelte auf dem Messplatz (Innenstadt) – untergebracht seien. Da laut Sozialdezernent Wolfgang van Vliet (SPD) bis zum Jahresende 1500 Flüchtlinge in der Stadt erwartet werden und kein Ende der Zuwanderung abzusehen sei, müssten schon jetzt neue Quartiere geplant werden. Daher würden zwei weitere große Hallen errichtet, eine davon komme in die Wollstraße (Gartenstadt), die andere aufs ehemalige Bauhof-Gelände im alten Maudacher Gewerbegebiet an der Ecke Ignaz-Büttner-/Robert-Mayer-Straße. 240 Flüchtlinge sollen hier ab 2016 untergebracht werden, erläuterte Lohse. Feuerwehrchef Peter Friedrich erklärte den Zuhörern, dass das vorgesehene Gelände zwar schadstoffbelastet sei, allerdings hätten die bisherigen Bodenproben keine Bedenken gegen die geplante Halle ausgelöst. Diese werde 60 Meter lang und 25 Meter breit sein. Die Sanitäranlagen würden in Containern untergebracht. Ein Sicherheitsdienst solle rund um die Uhr vor Ort sein, so Friedrich. Bis Mitte 2016 soll die Halle mit 240 Plätzen fertig sein. Ortsvorsteherin Rita Augustin-Funck (CDU) freute sich über das große Bürgerinteresse. Die Unterbringung der 240 Flüchtlinge „wird für unseren kleinen Stadtteil eine Herausforderung, aber dieser wollen wir uns stellen“, betonte sie. Augustin-Funck erinnerte an die 90er-Jahre, als 50 Flüchtlinge in Maudach untergebracht waren. „Damals hat sich ein Arbeitskreis Asyl um die Leute gekümmert. Einen solchen möchte ich wieder ins Leben rufen“, kündigte die Ortsvorsteherin an. Augustin-Funck hatte am Montag schon Listen für Unterstützer dabei. „36 Bürger und der Verein Gymnastik-Turnen-Freizeit GTF haben unterzeichnet“, berichtete sie gestern auf Nachfrage über die Resonanz. In der Diskussion meldeten sich einerseits mehrere Bürger, die etwa Angst vor sozialen Konflikten haben oder generell die große Zahl an Zuwanderern kritisieren. Andererseits kündigten auch einige Bürger an, den Flüchtlingen helfen zu wollen. Sie luden Maudacher mit Sorgen zum Besuch eines Café Asyl ein: „Suchen Sie das Gespräch, mir hat da noch keiner was getan“, so Angela Ernsting. Polizist Ralf Limbach meinte zur Befürchtung, dass es zu Straftaten kommen könne, weil in der Halle nur Männer untergebracht werden sollen: „Diese Sorgen sind unbegründet. Bisher ist in der Stadt noch nichts passiert.“ Das unterstrich auch van Vliet: „Es ist blanker Unsinn, Menschen unter Generalverdacht zu stellen.“

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