Ludwigshafen Zur Sache: Luftkrieg in Ludwigshafen – explosive Altlasten tauchen immer wieder auf

Ein britischer Lancaster-Bomber. Diese „fliegenden Festungen“ waren an den Angriffen auf Ludwigshafen beteiligt.
Ein britischer Lancaster-Bomber. Diese »fliegenden Festungen« waren an den Angriffen auf Ludwigshafen beteiligt.
Ludwigshafen

war eines der Hauptangriffsziele der alliierten Bomberflotten im Zweiten Weltkrieg. Der Grund: Die Stadt war wegen des Chemiewerks der IG Farben (heute BASF) ein kriegswichtiger Industriestandort. Insgesamt 124 Luftangriffe flogen Amerikaner und Briten. Dabei wurden rund 800.000 Brand- sowie 40.000 Sprengbomben auf die Stadt abgeworfen. Das Bombardement forderte 1300 Todesopfer – die Anzahl der Opfer wäre ohne die zahlreichen Bunker in der Stadt wesentlich höher gewesen. Wie viele Blindgänger aus dieser Zeit im Boden liegen, kann niemand genau sagen. Zwar machten die Alliierten Luftaufnahmen, um die Wirkung ihrer Angriffe zu überprüfen, doch deren Aussagekraft ist fragwürdig. Die Aufnahmen sind erst vor etwa 25 Jahren im Bestand des Landes Rheinland-Pfalz gelandet. Die Experten wissen, welche Fracht die Bomber geladen hatten. Aber man weiß nicht genau, wie viele Bomben wohin gefallen sind. Bei den unablässigen Massenbombardierungen ab 1944 verloren auch die deutschen Behörden den Überblick. Schwarz-Weiß-Luftbilder der Alliierten aus den letzten Kriegstagen in Ludwigshafen im Februar und März 1945 zeigen eine Mondlandschaft. Vor allem im Stadtkern und im Süden der Stadt reiht sich Bombentrichter an Bombentrichter. Eine Kraterlandschaft, die zigtausend Bombenexplosionen geformt haben. Die Stadtverwaltung hat über die historischen Aufnahmen den heutigen Stadtplan als Schablone gelegt. Dadurch erhalten Experten der Bauabteilung Anhaltspunkte, wo sich explosive Altlasten befinden könnten. Sie sehen, wo stark bombardiert wurde und wo es Lücken zwischen den Kratern gibt – dort könnten Blindgänger liegen. Bei jedem Bebauungsplan wird deshalb der Kampfmittelräumdienst eingebunden. Die Experten werten die alten Luftaufnahmen aus und untersuchen Verdachtsflächen mit Metalldetektoren. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass ein Großteil der Blindgänger in den 1950er-Jahren entschärft wurde – doch ein gewisses Restrisiko bleibt. Vor allem in tieferen Erdschichten werden immer wieder welche gefunden. Einer der gefährlichsten Funde wurde in Rheingönheim im Dezember 1997 gemacht, als eine 2000-Kilo-Luftmine entdeckt wurde. 25.000 Menschen mussten damals für die Entschärfung vorübergehend ihre Häuser verlassen.

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