Neustadt Am Rande: Das Publikum ist da, der Pianist fehlt

Neustadt. Die Enttäuschung stand den rund 130 Besuchern des Marktkonzerts am Samstag in der Neustadter Stiftskirche ins Gesicht geschrieben. Man war gespannt gewesen auf die im Programm angekündigte Klaviermusik mit Horst Haub. Aber es war kein Klavier zu sehen. Dann trat Dekan Armin Jung ans Mikrofon, breitete die Arme weit aus und sprach nicht etwa, wie sonst an dieser Stelle üblich, die Tageslosung, sondern verkündete sichtlich konsterniert: „So etwas hat es bei einem Marktkonzert noch nie gegeben – der Pianist fehlt!“ Trotz intensiver Bemühungen sei er auch telefonisch nicht zu erreichen gewesen. Der um Trost bemühte Dekan gab drei Möglichkeiten vor: „Entweder spielt jemand so gut Klavier, dass er uns auf der Orgel eine halbe Stunde unterhalten möchte, oder wir bitten den Dudelsackspieler auf dem Marktplatz, hier in der Kirche zu musizieren, oder wir gehen alle nach Hause.“ Da sich niemand bereit fand, als Ersatzpianist einzuspringen, und die Dudelsackmusik auf allgemeine Ablehnung stieß, ging die Menge schließlich unverrichteter Dinge auseinander – wobei der Aufbruch einigen, die offenbar ganz auf die samstägliche, halbstündige musikalische Besinnung eingestellt waren, sichtlich schwerfiel. Vor lauter Aufregung hatte der Dekan übrigens komplett vergessen, den Schäflein wenigstens noch die Tageslosung mit auf den Weg zu geben. Sie lautete am Samstag: „Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat, seiner Zeichen und Urteile seines Mundes!“ Warum der Pianist an dem Tag nicht zum Konzert angetreten war, ließ sich bis gestern nicht abschließend klären. |stgi

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