Kreis Bad Dürkheim Barrierefreiheit: 80 Kilometer langer Rundkurs zertifiziert

Robert Fath hat die neue Runde schon getestet.
Robert Fath hat die neue Runde schon getestet.

Das erste zertifizierte barrierefreie Radwegenetz in Rheinland-Pfalz ist fertig. Der Rundkurs ist 80 Kilometer lang und umfasst unter anderem Neustadt, Bad Dürkheim und Haßloch. Die Umsetzung des Projektes war nicht immer einfach.

Robert Fath hat den barrierefreien Radrundweg mit seinem Vorspann-Bike schon getestet und ist zufrieden. „Das ist gut gemacht“, lobt der Haßlocher, der selbst an den Rollstuhl gebunden ist und sich als Behindertenbeauftragter in seiner Gemeinde engagiert. 80 Kilometer lang ist die Route und verläuft zwischen Neustadt, Bad Dürkheim, Birkenheide, Ellerstadt, Niederkirchen, Meckenheim und Haßloch. In aller Regel auf Wirtschaftswegen. Das Besondere daran: Die Strecke ist auf die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Menschen ausgerichtet. Dafür wurden die Oberfläche von Wegen verbessert, Bordsteine abgesenkt, Wege verbreitert und barrierefreie Rastplätze eingerichtet. Auch die Infrastruktur rund um die Radwege wurde mit Blick auf Rollstuhlfahrer, ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern verbessert. Neben dem großen Rundkurs sind mit Querspangen auch kleine Runden geschaffen worden.

Bei der offiziellen Übergabe am Donnerstag betonte Wirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther (FDP), dass es sich bei dem Rundkurs um das erste zertifizierte barrierefreie Radwegenetz in Rheinland-Pfalz handele. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ Davon profitierten Einheimische wie Ausflügler und Touristen. Dick-Walther vertrat bei der Einweihung das Land Rheinland-Pfalz, das sich für die Förderung des Projekts mit EU-Mitteln eingesetzt hat. Von den insgesamt drei Millionen Euro an Gesamtkosten sind 2,45 Millionen vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung übernommen worden.

Positive Rückmeldungen

Bereits jetzt gebe es positive Rückmeldungen auf die Verbesserungen an der Strecke, sagte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. Die Rundtour „Reben- und Rübenrunde“, die zum barrierefreien Radwegenetz gehöre, solle Teil der geplanten „Rad-Reise-Region Pfalz“ werden und sei damit eingebunden in die übergreifende Werbung. „Ich hoffe, dass der Radverkehr dadurch noch populärer wird.“

Der Startschuss für das Projekt war im Dezember 2021 mit der Übergabe des Förderbescheids gegeben worden. Doch die Vorgeschichte reicht zurück bis 2019. Nachdem auf kommunaler Ebene viel Energie und Zeit in die Auswahl von Routen und die Beseitigung von Schwierigkeiten vor Ort gesteckt worden war, musste das Projekt 2020 auf Eis gelegt werden. Denn der Antrag auf Förderung war zunächst abgelehnt worden. Die Kreisverwaltung wollte das Projekt indes nicht aufgeben und bemühte sich weiter um Fördermöglichkeiten.

„Das Projekt war sowohl technisch als auch finanziell und auch von der Akzeptanz her nicht einfach“, erinnerte Peter Lubenau (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Deidesheim, der bei der Einweihung an der Deidesheimer „Alla-Hopp-Anlage“ als „Gastgeber“ für die beteiligten Kommunen sprach. Etliche Winzer und Landwirte seien zu Beginn alles andere als begeistert gewesen. Denn der Rundweg führe weitgehend über Wirtschaftswege, die zu einem großen Teil mit dem Geld der Winzer und Landwirte gebaut worden seien und von diesen auch unterhalten würden. Letztlich sei es aber doch gelungen, das Projekt gemeinsam zu stemmen. „Rücksicht macht Wege breit, heißt es so schön“, sagte Lubenau. Daran müssten sich Radfahrer, Fußgänger und Landwirte halten.

Mindestbreite von 2,50 Meter

Für die Zertifizierung der Strecke mussten etliche Kriterien eingehalten werden. So soll die Breite der Wege 2,50 Meter betragen, wo das nicht möglich ist, muss es Ausweichbuchten geben. Der Weg darf außerdem höchstens eine Steigung von sechs Prozent haben, und auf den Rastplätzen darf es ebenfalls keine Stufen geben. Darüber hinaus muss es barrierefreie Toiletten geben.

Entlang der Route gibt es weitere Angebote für mobilitätseingeschränkte Menschen, die ebenfalls nach „Reisen für alle“ zertifiziert wurden und barrierearm bis barrierefrei zugänglich sind. Dazu zählen beispielsweise zwei Rundgänge durch Deidesheim, ein Spaziergang durch den Dürkheimer Kurpark oder ein barrierefreier Rundgang durch die Neustadter Altstadt.

Geleitet und koordiniert wurde das Projekt vom Landkreis Bad Dürkheim. Dank der Förderung in Höhe von 85 Prozent bleibt für die Kommunen nach Angaben der Kreisverwaltung ein Eigenanteil von rund 516.000 Euro, 20.000 Euro hat der Landesbetrieb Mobilität übernommen. Die Zertifizierung hat der Berliner Verein Deutsches Seminar für Tourismus (DSFT) nach den Vorgaben von „Reisen für alle“ durchgeführt. Das Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ wird seit 2011 mit initialer Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums entwickelt und bundesweit eingeführt. Das Kennzeichnungssystem wird seit 2011, anfangs mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums, entwickelt und bundesweit eingeführt.

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