Neustadt Bei Holz die Nase vorn

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Geduld, Fingerfertigkeit und Sinn für das Schöne – als Parkettleger sind viele Fähigkeiten gefragt. Moritz Schöfer hat viele davon: Der 24-jährige Neustadter hat beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks den ersten Platz auf Landesebene geholt. Nun möchte der frischgebackene Landesbeste, der beim Parkettbetrieb Klaus Rohr in Kirrweiler seine Lehre machte, auf Bundesebene punkten.

Stolz präsentiert Moritz Schöfer sein Gesellenstück, mit dem er sich gegen 40 weitere Parkettleger-Azubis aus ganz Rheinland-Pfalz durchsetzte: Ein etwa 1,70 Quadratmeter großes, quadratisches Werkstück mit einem kompliziert anmutenden Muster aus drei verschiedenen Hölzern. Oder wie es in der Fachsprache richtig heißt: „Kassettenmuster diagonal mit Würfeleinlagen und Doppelfries, freifarbig in Nussbaum, Kirschbaum und Ahorn“. Zweieinhalb Tage hatte er Zeit, die Parkettplatte sowie eine PVC-Platte herzustellen. Hinzu kamen Entwurfszeichnungen, Kostenkalkulationen sowie eine schriftliche Darlegung seiner Vorgehensweise. Das schwierige Fries hat er sich selbst ausgedacht. „Ich hab’ das Muster vorher eine Woche im Betrieb geübt“, erzählt der 24-Jährige. Das zahlte sich aus: Am Ende bekam er vom Prüfungsausschuss der Parkettleger-Innung die Bestnote. Sie bewertete zum Beispiel, ob alle Fugen dicht sind, alles im rechten Winkel steht und die Parkettoberfläche schön glatt ist. Stattgefunden hat der Leistungswettbewerb in Ehingen bei Ulm. Dort ist die Gewerbliche Schule der Parkettleger, wo Schöfer auch den theoretischen Teil seiner dreijährigen Ausbildung absolvierte. Eigentlich sei es kein Wettbewerb an sich gewesen, sondern einfach die Gesellenprüfung, erklärt Parkettmeister Klaus Rohr. „Wer die beste Prüfung ablegt, ist automatisch Landessieger.“ Jetzt ist Schöfer Geselle im Betrieb von Klaus Rohr. Und der ist mächtig stolz auf seinen Schützling: „Die Frage nach der Übernahme hat sich gar nicht gestellt.“ Dabei war der Weg des Neustadter Parkettleger-Talents nicht von Anfang an vorgezeichnet: Nach dem Fachabitur folgte ein Jahr Bundesfreiwilligendienst im Altenheim Rotkreuzstift, danach einige berufsorientierende Praktika. Bei einem Praktikum im Bereich Forstarbeit entdeckte er dann seine Liebe zu Holz. „Ich hätte mir auch Schreiner vorstellen können, doch bei der Arbeitsagentur habe ich dann nach freien Ausbildungsplätzen zum Parkettleger nachgefragt“, erzählt Schöfer von seinem Werdegang. Beworben hat er sich schließlich bei Rohr in Kirrweiler, der ihn nach einem zweiwöchigen Probe-Praktikum als Azubi einstellte. Seit Sommer 2012 arbeitet Schöfer im zurzeit sechsköpfigen Team des Parkettbetriebs. Von morgens 7.30 bis 17 Uhr am Nachmittag ist er mit seinen Kollegen auf unterschiedlichsten Baustellen – ob Neubau oder Altbau – unterwegs. Meistens in der Umgebung tätig, führt ihn sein Weg aber auch schon mal nach Mannheim, Karlsruhe oder Bruchsal. Eine andere Arbeit kann sich der junge Mann nicht mehr vorstellen. „Die Abwechslung auf den verschiedenen Baustellen gefällt mir. Man kann nie nach Schema F arbeiten.“ Neben Holz-Fußböden legt Schöfer auch Vinyl-, Linoleum-, PVC- und Teppich-Böden. Doch der Werkstoff Holz ist sein klarer Favorit: „Holzboden hat mehr Wärme“, sagt der Neustadter. Mit dem Landessieg gibt sich Schöfer, der in seiner Freizeit als Lead-Posaunist in der Allstar Big Band spielt, aber noch lange nicht zufrieden. Nun will er es auf Bundesebene wissen und hat sich freiwillig für den Bundesleistungswettbewerb angemeldet. Heute und morgen misst er sich in Ehingen gegen die acht besten Parkettleger aus ganz Deutschland. „Ich muss da auch eine Parkettplatte und eine PVC-Platte machen, aber diesmal weiß ich vorher nicht, was gemacht werden muss“, sagt Schöfer und wirkt bei dem Gedanken an den öffentlich ausgetragenen Wettbewerb doch etwas nervös. „Das Ungewisse, das ist die Herausforderung.“ Optimistisch, dass es mit dem Titel klappen könnte, ist er trotzdem. Bei so viel Talent – will er dann nicht auch die Meisterprüfung ablegen? Schöfer zögert. „Diese Frage möchte ich mir noch offenlassen.“ Er wirkt nun mal nicht wie einer, der etwas überstürzt. Aber eines weißt der Neustadter, der noch bei seinen Eltern wohnt, ganz gewiss: „In meine eigene Wohnung kommt auf jeden Fall Parkett rein!“

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