Neustadt Bombenentschärfung in Neustadt

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Alles ist gut gegangen: Die Bombenentschärfung gestern Mittag in der Landwehrstraße hat zwar knapp eine Stunde gedauert. Das aber lag vor allem an betonharten Gewinden. Zuvor indes musste wegen vier uneinsichtigen Bürgern der Einsatz unterbrochen werden.

Aus dem Funkgerät von Martin Sebastian tönen pausenlos Stimmen. Zusammen mit Christine Fabian von der Stadtverwaltung läuft der Feuerwehrmann, Gruppenführer der Löschgruppe Königsbach, das Gebiet entlang der Straße Am Speyerbach ab. An jeder Geschäftstür wird kontrolliert, ob sie auch verschlossen ist, die Baustelle alte Ibag-Halle ebenso, und später dann überall dort, wo in einem Wohnhaus etwas darauf hindeutet, dass die Menschen noch da sind. Es ist Sonntag zwischen 9 und 10 Uhr. Die Evakuierung eines Areals im 500-Meter-Radius um den Fundort einer alten Fliegerbombe in der Landwehrstraße ist in vollem Gang. Der strömende Regen ist kein ideales Wetter für den Großeinsatz. Rund 300 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt und aus dem Landkreis, des Technischen Hilfswerks, des DRK, von Polizei, Bundespolizei und Stadtverwaltung sind im Einsatz. Straßen sind abgesperrt, überall stehen Kontrolltrupps. Ein Rentner hat am Penny-Markt Schutz vor dem Regen gesucht. „Ein Info-Flugblatt habe ich nicht bekommen“, erzählt er. Von der Feuerwehr sei er kurz zuvor gebeten worden, seine Wohnung zu verlassen. Ein Blick auf den Evakuierungsplan zeigt aber: Die Roßlaufstraße 6 gehört nicht dazu. Der Mann darf wieder nach Hause. Fast alle, die die Einsatzteams noch daheim antreffen, sind kurz vor dem Abmarsch. Trotz einer zweiten Kontrolle nach 10.30 Uhr – bis dahin sollten alle 2500 Betroffenen ihre Wohnungen geräumt haben – werden später aber noch zwei Frauen entdeckt und zwei Männern gelingt sozusagen die Rückkehr. Die Frauen werden aus dem Gebiet gebracht, die Männer bleiben verschwunden. Unschön beides, da die Entschärfung, für die Oberbürgermeister Hans Georg Löffler um 12.24 Uhr grünes Licht geben konnte, deswegen für 35 Minuten unterbrochen werden muss. In der Einsatzzentrale in der Hauptfeuerwache wirkt Bahn-Notfallmanager Michael Redling aber weiter gelassen. Ab 14 Uhr sollten die Züge zwischen Hauptbahnhof und Böbig wieder fahren. Letztlich wird das klappen. Viele kleinere Fahrzeuge von Feuerwehr und DRK sind als „Taxi“ unterwegs. Stadtfeuerwehrinspekteur Stefan Klein schätzt, dass etwa 60 Prozent jener 27 Anwohner, die einen Fahrdienst brauchen, sich erst am Sonntagmorgen gemeldet haben. Doch funktioniert auch das, ebenso das Bus-Shuttle ins Ausweichquartier. An der Haltestelle in der Spitalbachstraße stehen gegen 10.15 Uhr einige Bürger, die in die Dr. Albert-Finck-Schule wollen. „Kein Problem, ich war auch bei der Evakuierung 2014 dabei“, sagt ein Neustadter. Von seiner Wohnung zum jetzigen Fundort seien es genau 291 Meter. Nur eins bereitet ihm Sorgen: „Die höhere Einbruchsgefahr.“ In der Einsatzzentrale sind alle unter einem Dach vereint. „Das haben wir von der Bombenentschärfung 2014 gelernt“, sagt Klein. Die jetzige Aktion sei daher ein Stück weit professioneller abgelaufen, pflichtet ihm der Oberbürgermeister bei. Die Einsatzleitung, zu der beide gehören, war direkt nach der Entschärfung um 13.59 Uhr an den Fundort gefahren. Ob alle erleichtert und froh sind? „Das können Sie aber glauben“, heißt es wie aus einem Mund. Jetzt begutachten sie die Bombe und danken dem Kampfmittelräumdienst. Kurz darauf kehren die ersten Anwohner in ihr Zuhause zurück. |ahb

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