Neustadt „Das ist der Wahnsinn“

Hassloch. Derbys in Hülle und Fülle, Tradition im Überfluss, ein um zwei Mannschaften größeres Starterfeld: Die Fußball-Bezirksliga Vorderpfalz wird in der Saison 2015/16 in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich sein. Und mittendrin die beiden Haßlocher Vereine VfB und 1. FC 08.

Frank Lieberknecht

frohlockt. „Für die Bezirksliga ist das eine riesige Aufwertung“, sagt der Trainer des VfB Haßloch, „das ist der Wahnsinn, und wir freuen uns darauf. Das sind alles richtig gute Mannschaften und Traditionsvereine.“ Lieberknecht tat dies am Montag kund, als noch nicht öffentlich war, dass der TDSV Mutterstadt seine Mannschaft aus der Verbandsliga abmelden würde, dass als Folge dessen Fortuna Mombach in der Verbandsliga und Viktoria Herxheim in der Landesliga bleiben würden – und die Bezirksliga doch „nur“ 18 statt 19 Mannschaften umfasst. Ein Blick auf die Liste der Klubs lässt auch ohne die ruhmreiche Viktoria kaum vermuten, dass es sich um eine Bezirksliga handelt. Südwest Ludwigshafen, Phönix Schifferstadt – Vereine von Rang und Namen, für die der Abstieg aus der Landesliga einer Katastrophe glich. Ein Segen war er für die Wertigkeit der Bezirksliga, die in den vergangenen Wochen einige Kapriolen erlebt hat. Der SV Bad Dürkheim hatte am Ende der Vorsaison per Mail seinen freiwilligen Rückzug in die A-Klasse verkündet, davon aber alsbald wieder Abstand genommen – als feststand, dass die Mannschaft Zweiter geworden war und daraus die Chance erwuchs, in die Landesliga aufzusteigen. Angeblich sei die erste Mail von einer dazu nicht autorisierten Person versandt worden. Der Südwestdeutsche Fußball-Verband ließ dies durchgehen. Der sportlich abgestiegene VTG Queichhambach intervenierte daraufhin und „klagte“ den Verbleib in der Spielklasse ein. Die sinngemäße Begründung: Der Verein sei, durch den Klassenleiter vom Dürkheimer Verzicht informiert, vor dem letzten Spieltag von falschen Voraussetzungen ausgegangen und habe nicht auf Sieg gespielt, sondern sich mit einem Remis begnügt ... „Eine elendige Diskussion, eine unmögliche Nummer“, sagt Frank Lieberknecht zu dem besagten Hickhack. 18 Mannschaften, das bedeutet mehr Spieltage und weniger Pausen. Ein breiter Kader ist darum von Vorteil. Lieberknecht erwartet im Klassement „ein Hauen und Stechen“, auch deshalb, weil die Liga für die Runde 2016/17 wieder begradigt werden muss und darum mehr Teams absteigen: „Ich nehme an, dass sieben, acht Mannschaften aufsteigen wollen. Der Rest wird schauen, nicht unter den letzten Fünf zu stehen.“ Der VfB dürfte zur zweiten Kategorie gehören. Das gilt ebenso für den 1. FC 08 Haßloch. Dessen Trainer Christian Lederle erwartet einen „stressigen August“. In jenem Monat sind sieben Punktspiele zu absolvieren, dazu kommen wohl Pokalbegegnungen. „Ob das optimal ist in der Ferienzeit, wo viele Familienväter Urlaub nehmen müssen, das wage ich zu bezweifeln“, sagt Lederle. „Die Pause war schon kurz, das ist nicht so toll. Das gilt auch für die Vorstellung, mittwochs um 19 Uhr irgendwo in der Südpfalz spielen zu müssen.“ Die Pflichtspiele enden im Jahr 2015 am 6. Dezember. Lederle hätte sich gewünscht, die Terminplaner hätten noch ein, zwei Etappen drangehängt und den August weniger strapaziös gestaltet. „Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass es im Dezember noch nicht zu kalt ist, dass man da durchaus noch spielen kann“, sagt Lederle. Damit hat er durchaus recht. Bezüglich der Attraktivität der Klasse stimmt Lederle seinem VfB-Kollegen Frank Lieberknecht vollauf zu: „Das ist mit Abstand die interessanteste Liga, die wir hier im Amateurfußball haben.“ In der vergangenen Runde ist der FC 08 dem Abstieg erst am letzten Spieltag entronnen. Dies und die Qualität der Gegnerschaft verbieten es, die eigenen Ziele zu hoch anzusiedeln. „Drei, vier Mannschaften werden vorne spielen, da fünf Teams absteigen, beginnt dahinter fast schon die Abstiegszone“, sagt Lederle. „Für uns gilt nur: drinbleiben und uns stabilisieren. Höhere Ziele auszugeben, das wäre vermessen.“ (Archivfotos: lm/Mehn)

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