Neustadt „Den Weihnachtsbaum immer bewässern“

Stefan Klein.
Stefan Klein.

Ein Weihnachtsfest ohne Kerzen, ist wie ein Winter ohne Schnee. Doch echte Flammen von Wachskerzen auf Adventskranz oder Tannenbaum bergen ein hohes Risiko. Stefan Klein, Neustadter Stadtfeuerwehrinspektor, gibt Tipps zum sicheren Umgang mit Kerzen.

Herr Klein, wann mussten Ihre Männer zum letzten Mal zu einem Einsatz mit einer brennenden Weihnachtsdekoration?

Das war im Advent 2016. Ein Kranz in einer Privatwohnung fing Feuer, der Bewohner hat selbst gelöscht, wir haben dann nur noch belüftet. Die Ursache konnte man zwar nicht genau nachvollziehen, aber das Hauptproblem war, dass die offene Flamme für kurze Zeit unbeaufsichtigt war. Gibt es über die Feiertage andere Dienstpläne? Wir sind so aufgestellt, wie an jedem anderen Tag im Jahr auch. Wir sind innerhalb von acht Minuten an jedem Einsatzort in Neustadt. Mittlerweile gibt es auch flackernde Elektrokerzen, die echten Flammen sehr ähnlich sind. Ich halte elektrische Kerzen am Baum schon immer für die bessere Lösung. Es ist einfach eine sichere Alternative. Zur Gemütlichkeit in einer Wohnung gehört nicht nur Kerzenschein. Außerdem kann, wer Wachskerzen und deren Flammen liebt, diese separat in Kerzenständern aufstellen, natürlich aber auch nie unbeaufsichtigt lassen. Und auch dabei beachten, dass die Flammen nichts Brennbares erfassen können. Wo liegen die größten Gefahren beim Tannenbaum? Das Schlimmste ist, wenn die Kerzen nicht im Blick sind. Wenn die Familie in der Küche isst und der Baum im Wohnzimmer steht. Meist ist es eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zum Brand führen. Zuerst ist alles in Ordnung, die Kerzen brennen ruhig ab, doch dann dreht sich vielleicht ein Ast oder die Kerze wird schief und die Flamme erfasst den Zweig. Zu welchen konkreten Vorsichtsmaßnahmen raten Sie? Der Baum muss im Ständer bewässert sein, damit er nicht zu trocken wird und sich ein Brand nicht zu schnell ausbreitet. Ein Eimer Wasser sollte bereit stehen. Eine richtige Löschdecke im Haushalt ist immer sinnvoll, nicht nur im Advent. Und man sollte vorher darüber nachdenken, was getan werden muss, falls es brennt. Die Hälfte aller Personen vergisst in der Aufregung die Telefonnummer für den Feuernotruf „112“. Und wenn es trotz aller Vorsicht doch passiert, was soll dann zuerst gemacht werden? Zuerst die „112“ anrufen, dort klar sagen, was, wo passiert ist. Sich auf die Fragen konzentrieren, die gestellt werden. Die Menschen sind in diesem Fall unheimlich aufgeregt, es ist für sie natürlich schwer, Ruhe zu bewahren. Dann sollen die Personen sofort das Haus verlassen. Höchstens kleine, eigene Löschversuche sollen dann eingeleitet werden, wenn noch keine Gefahr besteht. Die größte Gefahr sind nicht die Flammen, sondern die Rauchgase. 98 Prozent der Brandtoten ersticken und sind nicht direkt ein Opfer der Flammen geworden. In einer Wohnung können die Gase nicht entweichen. Man soll also auf keinen Fall den Helden spielen? Richtig, die Gefahr durch den Rauch wird oft zu sehr unterschätzt. Auch wir sind keine Helden, aber wir haben die richtige Ausrüstung, haben das Verhalten geübt, gehen strukturiert vor und wissen genau, was zu tun ist. Wie helfen Brandmelder? Brandmelder sind die beste Erfindung überhaupt. Seitdem erfahren wir von Bränden bereits frühzeitig im Entstehungsfall, wenn sie noch in der Entwicklung sind und können rechtzeitig kommen. Auch die Bewohner werden dadurch gewarnt, die Rauchmelder retten Leben. Zum Beispiel auch bei offenen Kaminen, wenn bei einer Inversionswetterlage der Rauch zum Beispiel nicht abzieht. Was ist bei den „brandgefährlichen“ modernen, technischen Geschenken zu beachten, bei denen Lithium-Akkus im Einsatz sind und aufgeladen werden müssen? Das Problem ist, dass viele Menschen die Bedienungsanleitung nicht richtig lesen. Darin steht, dass das Ladegerät in einem gut belüfteten Raum stehen soll und um das Gerät keine brennbaren Gegenstände lagern dürfen. Eine Wohnung ist kein gut belüfteter Raum. Bei mir stehen die Akkus im Carport. Herr Klein, danke für die Tipps und unfallfreie Weihnachtstage sowie einen sicheren Jahreswechsel. Sie haben also keine Wachskerzen am Baum? Wir haben elektrische Kerzen, offene Kerzen erlaube ich zuhause nicht am Tannenbaum. Zumal wir zwei Hunde haben, die am Baum entlang streifen. Als Kompromiss flackern bei uns auf dem Tisch stabile Wachskerzen.

Nur zu Demonstrationszwecken: ein Weihnachtsbaum, der in Flammen aufgeht.
Nur zu Demonstrationszwecken: ein Weihnachtsbaum, der in Flammen aufgeht.
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