Neustadt Der „Pod“ schenkt Lebensqualität

Luca Winklmüller ist 15 Jahre alt. Seit drei Jahren hat er Diabetes Mellitus Typ 1: Der Schüler des Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) hat sich mittlerweile an den Alltag mit der chronischen Zucker-Krankheit gewöhnt. „Ich muss halt damit leben und es nicht als Hindernis sehen“, sagt er. Dank moderner Technik kann Luca fast normal leben und sogar so viel Sport treiben, wie er möchte: Er trägt eine Insulinpumpe zum Aufkleben, die so genannte Patch-Pumpe – das erste Modell dieser Art, das deutschlandweit eingesetzt wird. „Ich bin morgens im Bett aufgewacht und mir war ganz schlecht, mir war total schwindlig, und ich hatte auch gebrochen“, erinnert sich der 15-Jährige an den Tag, als seine Krankheit entdeckt wurde. Da gegen die Übelkeit nichts half, ging es zum Arzt. Dort wurde sein Blutzuckerwert dreimal überprüft: Es blieb bei über 500 – um die 100 sei normal. Im Krankenhaus wurde er an den rettenden Insulintropf gehängt. „Ich wusste zuerst gar nicht, was das ist, Diabetes“, blickt Luca zurück. „Mir musste alles erklärt werden. Und dann dachte ich: Oh, das ist nicht so gut, was ich da habe.“ Ein Jahr lang musste er sich selbst Insulin in den Bauch spritzen, sechs- bis siebenmal am Tag. „Das haben die mir im Krankenhaus gezeigt.“ Seit zwei Jahren gehört das Spritzen jedoch der Vergangenheit an. Bei einer Internet-Recherche stießen seine Eltern Andrea und Stefan Winklmüller auf die Erfindung, die Lucas Leben inzwischen sehr viel leichter macht: den sogenannten „mylife OmniPod“. Diese kleine, flache Insulinpumpe wird wie ein Pflaster einfach direkt auf die Haut geklebt. Gerade trägt Luca sie am rechten Oberarm. Drei Tage kann das Insulinreservoir an einer Stelle bleiben, dann wird gewechselt: Die Patchpumpe trägt Luca abwechselnd an den Armen und am Bauch. Manchmal, zum Schwimmen, hat er sie sogar am Oberschenkel, „unsichtbar“ versteckt unter der Badehose. Gesteuert wird die Pumpe vom sogenannten „Personal Diabetes Manager“, kurz PDM, der so ähnlich aussieht wie ein Smartphone, und der via Bluetooth-Funkübertragung mit der Pumpe verbunden ist. In dieses separate Bedienteil tippt Luca ein, was er isst. 100 Gramm Nudeln zum Beispiel. Dann wird die richtige Insulinmenge berechnet, und die Pumpe gibt das Insulin über eine feine Nadel, die für drei Tage in der Haut bleibt, an den Körper ab. Auf diese Weise muss Luca weder selbst Insulin spritzen noch Broteinheiten berechnen oder eine herkömmliche Pumpe tragen, die über einen Schlauch mit dem Körper verbunden ist. Die Patchpumpe wird von der Krankenkasse finanziert. „Einen Schlauch am Körper will ich nicht – das sieht komisch aus“, sagt Luca. Er treibt viel Sport, spielt als Stürmer Fußball beim VfB Haßloch, und mit seiner Patchpumpe kann er sogar mehrere Meter tief tauchen. Gerade war Luca eine Woche zu einem Sportaustausch alleine in England – dabei hat er alles selbstständig organisiert. In den Sommerferien wird er einige Zeit in einer spanischen Gastfamilie verbringen. Seine Krankheit habe ihn schon viel Verantwortungsgefühl gelehrt, meint Luca: „Schließlich muss man da immer mitdenken.“ Luca, der für die Internetseite seiner Schule schreibt und Sportjournalist werden will, hat beschlossen, sich von seiner Krankheit nicht am Leben hindern zu lassen. Der „Pod“, wie sein Hilfsmittel kurz genannt wird, macht’s möglich: „Ich kann alles machen“, meint er überzeugend: „Man muss nur sein Zeug dabei haben.“

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