Über den Kirchturm hinaus Die Regeln für ein gutes Leben

Werner Busch
Werner Busch

Das Leben der Amische in den USA fasziniert mich immer wieder. Meine erste „Begegnung“ mit dieser Lebensart war der Spielfilm „Der einzige Zeuge“ – ein spannender Thriller mit Harrison Ford aus dem Jahr 1985. Auch der Kinofilm „Hiwwe wie Driwwe“ von 2019 hat mich wieder in den Bann dieser Lebensgemeinschaft gezogen. Worin liegt diese Faszination?

Ist es die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben im Einklang mit der Natur? Laut einer Galileo-Fernsehdokumentation bewundern die Amerikaner ihre amischen Nachbarn wegen ihrer bedächtigen Lebensgeschwindigkeit. Tauschen hingegen möchte mit ihnen kaum jemand: Die religiösen Regeln werden als zu streng und die einfache Lebensart als zu beschwerlich angesehen. Das kann ich gut nachempfinden.

Welcher Preis?

Und so frage ich mich selbst, welchen Preis bin ich bereit zu zahlen für ein gutes Leben? Und was ist überhaupt ein gutes Leben? Wir erleben derzeit eine Welt in vielfachen Krisen und merken, wir können nicht so weitermachen wie bisher. Wie gelingt gutes Leben für alle? Und welche Konsequenz hat das für mich persönlich? In diese Gedankenspiele mischen sich viele Bedenken und überlagern die Faszination, die das scheinbar einfache Leben der Amischen auf mich ausübt. Auf was müsste ich verzichten? Auf was werden wir verzichten müssen, wenn wir den Stopp des Klimawandels und globale Gerechtigkeit wollen?

Ich bekenne, dass ich an dieser Stelle mit meinem Latein am Ende bin. Aber ich spüre, wir brauchen Mut und Fantasie, um mit Veränderungsprozessen zu beginnen. Aussitzen und wegschauen werden uns nicht helfen. „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, so lautet ein altes Sprichwort. Ich habe mir vorgenommen, etwas weniger auf mein Smartphone zu schauen, dafür mehr auf meine Umgebung zu achten: die Natur und die Menschen in meiner Nähe. Wohin wird uns die Reise führen?

Der Autor

Werner Busch, Pastoralreferent in der katholischen Pfarrei Heilige Theresia von Avila (Neustadt).

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