US-Tagebuch Ein Date zum Prom und Abschiedsworte

Bereit für den US-amerikanischen Abschlussball, der dort Prom heißt: Lina Miszori (hinten) mit ihrer Gastschwester Naomi.
Bereit für den US-amerikanischen Abschlussball, der dort Prom heißt: Lina Miszori (hinten) mit ihrer Gastschwester Naomi.

Seit einem Jahr lebt die Diedesfelder Schülerin Lina Miszori in den USA. Als Juniorbotschafterin hat sie die amerikanische Kultur von vielen Seiten kennengelernt. Jetzt steht ihre Rückkehr kurz bevor.

Ein letztes Mal melde ich mich von der anderen Seite des Atlantiks. Obwohl man meinen ganzen Aufenthalt „anders als geplant“ zusammenfassen kann, würde ich am liebsten ein weiteres Jahr bleiben. Natürlich vermisse ich einiges in Deutschland, wie die Infrastruktur oder unsere Redewendungen. Jedoch bin ich überzeugt, dass Zuhause ein Gefühl ist und überall gefunden werden kann.

Da Schüler in den USA zwölf Wochen Sommerferien haben, ist meine Schulzeit hier schon vorbei. Immerhin hatte ich vor einiger Zeit Prom, was sich mit einem Abiball vergleichen lässt. Traditionell ist man früher nur mit einem Date auf den Tanz gegangen. Zum Glück ist das nicht mehr so, jedoch werden immer noch sehr viele Menschen mit einem Plakat gefragt, ob sie zusammen gehen möchten. Und so war ich sehr überrascht, als plötzlich ein Freund von mir mit einem großen Schild im Garten stand.

Freunde schmeißen eine Party

Neben all dem Organisatorischen verbringe ich viel Zeit damit, Abschied zu nehmen. Meine Freunde haben eine Abschiedsparty geschmissen, und selbst Bekannte schreiben mir nette Nachrichten. Der freundliche Smalltalk und die ständigen Komplimente, die ich anfangs nicht einordnen konnte, empfinde ich jetzt als wohltuend. Jedoch fühle ich mich auch oft missverstanden, da Umziehen hier zum Alltag gehört und häufig als keine große Sache angesehen wird. Wie normal es ist, den Ort zu wechseln, an dem man lebt, habe ich selbst miterlebt, als meine alte Gastfamilie umgezogen ist. Auch meine Freunde erzählen mir öfter von den zahlreichen Orten, an denen sie schon gelebt haben.

Virginia Beach hat eine große Militärpräsenz, ein weiterer Grund, weshalb hier besonders viel umgezogen wird. Der Respekt den Soldaten gegenüber ist sehr hoch. Regelmäßig hört man den Satz „Danke für Ihre Dienste“, und es gibt für Militärangehörige Rabatte. Dinge wie der Militär-Privatstrand oder günstiger Eintritt im Freizeitpark machen den Beruf besonders attraktiv, jedoch gibt es natürlich auch Nachteile. Was mir hier allerdings bewusst wurde: Egal, wie sehr wir uns ein spezielles Leben für uns vorstellen, sobald wir es leben, merken wir, dass es gar nicht so perfekt ist.

Niemand wird mutig geboren

Wenn ich meinen Aufenthalt reflektiere, habe ich zum Beispiel lange gebraucht, um ein passendes Hobby zu finden. Zwar war ich einige Monate im Leichtathletik-Team, jedoch war die körperliche Belastung mit sechsmal die Woche zwei Stunden Training zu hoch für mich. Was ich jetzt zum Ende für mich entdeckt habe, ist das Surfen. Zwar fliegt mir das Bord häufiger ums Gesicht als dass ich Wellen reite, jedoch zahlt sich das alles aus, sobald ich den ersten Delfin sehe.

Reisen ist nicht immer toll. Jedoch wünsche ich jedem von euch, diese Erfahrungen machen zu können. Wir müssen nicht den teuersten Urlaub machen oder in das entfernteste Land reisen, um eine andere Perspektive einzunehmen. Wenn wir unsere Heimat und das, was wir gewohnt sind, verlassen, verlassen wir unsere Komfortzone. Mut ist nichts, mit dem wir geboren werden. Die Zeit, bevor ich losgeflogen bin, war für mich persönlich nicht perfekt, um für ein Jahr nach Amerika aufzubrechen. Tatsächlich hätte ich mehr als nur ein Mal fast abgebrochen, bevor es überhaupt losging. Im Endeffekt bin ich glücklich, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört und es einfach gemacht habe. Und so fordere ich euch auch auf, nie aufzuhören, neugierig zu sein, Fragen zu stellen und die Welt zu entdecken. Bis bald, Lina.

Die Autorin

Lina Miszori (17) ist eigentlich Schülerin des Leibniz-Gymnasiums, lebt als Stipendiatin des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Deutschen Bundestags für ein Jahr in den USA. Ende Juni wird die Juniorbotschafterin zurück nach Diedesfeld kommen. Monatlich hat sie in der RHEINPFALZ über ihre Erlebnisse in den Vereinigten Staaten berichtet.

x