Neustadt Ein herzlicher Sündenfall

Konnten personalisiert werden: die „Herz“-Plakate.
Konnten personalisiert werden: die »Herz«-Plakate.

Verkehrsberuhigung liegt vielen am Herzen. Doch weil diese in Neustadt nicht überall problemlos möglich ist, hatten die Lachen-Speyerdorfer Ende 2016 eine eigene Aktion gestartet. Besser gesagt das grüne Ortsbeiratsmitglied Corinna Kastl-Breitner. Mit dem Segen des Gremiums hatte sie 100 von einem Herz eingerahmte Tempo-30-Plakate gefertigt, die von Bürgern großflächig im Weindorf verteilt wurden. Am Donnerstag nun meldete sich ihr Mann Joachim Paul Breitner zu Wort. Mehr als erbost sei er darüber, dass beispielsweise in Theodor-Heuss- und Perglastraße die Schilder „gestohlen worden“ seien. Was Breitner im Gegensatz zu manch anderem Betroffenen noch nicht wusste: Die „Diebe“ waren in diesem Fall Mitarbeiter des Ordnungsamts. Akribisch sammelten sie all jene „Herz“-Plakate ein, die an öffentlichen Anlagen, sprich: Straßenlaterne oder Verkehrsschild, befestigt waren. Weil, wie uns allen in Wahlkampfzeiten stets vor Augen geführt wird, dafür eine Sondergenehmigung beantragt und eine Gebühr bezahlt werden muss. Nur Plakate mit Märkchen haben eine Daseinsberechtigung an Laterne und Schild. Bevor sich der eine oder andere Lachen-Speyerdorfer jetzt weiter aufregt: Dem Ortsbeirat war das durchaus bewusst. Weswegen er Ortsvorsteher Claus Schick vorab auch beauftragt hatte, die Sache mit dem Ordnungsamt zu klären. Insofern war klar: an privaten Gartenzäunen oder Hausmauern erlaubt, an öffentlichen Anlagen nur gegen Gebühr. Jetzt ist es selbstverständlich nicht so, dass das Ordnungsamt kein Herz für Tempo 30 hätte. Doch einfach mal ein Auge zuzudrücken, weil es ja um eine gute Sache geht, ist seine Sache auch nicht. Schließlich darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden, gebe es doch noch andere unterstützenswerte Initiativen, wie Fachbereichsleiter Alf Bettinger weiß. Weshalb die regelwidrig angebrachten Plakate einkassiert wurden und nun beim Ordnungsamt in der Hindenburgstraße lagern. Lachen-Speyerdorf von den Gebühren zu befreien, geht übrigens auch nicht. Nur über eine Ermäßigung ließe die Behörde mit sich reden, darüber entscheiden muss der Dezernent, also Georg Krist. Ortsvorsteher Claus Schick kommt erst gar nicht in den Sinn, den Sündenfall in Sachen „Herz“-Plakate zu leugnen. Allerdings fügt er sich ohne Widerworte in sein Schicksal. Oder sagen wir fast, denn dass er sich ein wenig Entgegenkommen erhofft hätte, liegt auf der Hand. Zumal andere „wilde“ Plakate ewig hängen würden. Dass die Lachen-Speyerdorfer „Herzen“ beim Ordnungsamt gelagert sind, hört er gern. Der Gemeindearbeiter soll sie nun so schnell wie möglich abholen und in die Ortsverwaltung bringen. Von wo aus sie dann erneut ihren Weg ins Dorf finden sollen – sobald Schick über eine Gebührenermäßigung verhandelt hat.

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